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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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sich mit heißem Rauch. Ich kriegte einen heftigen Hustenanfall, musste mich fast übergeben. Joel schrie – ein durchdringendes, empörtes Kreischen, gefolgt von verzweifeltem Husten. Mir war nicht aufgefallen, dass es wärmer geworden war, aber meine Kleidung war plötzlich so heiß, dass ich das Gefühl hatte, der Stoff würde mir die Haut verbrennen. Ich wollte mich ausziehen, aber das hätte Anstrengung gekostet und ich hätte atmen müssen. Ich wollte nicht mehr einatmen. Ich zog das Ausatmen in die Länge, stieß den Rauch ganz aus, wollte nur noch, dass das Feuer vorbeizog.
    Als ich schließlich doch wieder einatmete, war es die reinste Qual. Der Rauch war heiß; er verbrannte mir die Kehle, verursachte einen Hustenanfall, bei dem mein ganzer Körper sich verkrampfte. Ich verbrannte– außen und innen nichts als Hitze. Ich hörte Phoebe direkt an meinem Ohr husten und hielt ihre Hand wie eine Rettungsleine.
    In der Finsternis, die uns umgab, husteten und würgten die anderen. Erneut versuchte ich, Luft zu holen, aber es war, als wären meine Lungen zusammengefallen oder als wollte ich mit fest geschlossenem Mund einatmen. Die Geräusche ringsherum wurden schwächer. Allmählich verlor ich das Bewusstsein. Ich erstickte. Unwillkürlich zog ich die Beine an, sodass ich mich wie ein Fötus zusammenkrümmte. Wie ein Fötus, aber nicht wie der Katzenfötus, den ich einst gegessen hatte. Ich war ziemlich sicher, dass ich im Sterben lag, dass ich mich in eine wirbelnde Finsternis zurückzog, durchsetzt mit Strudeln aus noch tieferer Schwärze, die bei jedem Husten vor meinen Augen auftauchten. Obwohl ich wusste, dass ich die Arme um den Kopf gelegt hatte, war mir, als hätten sie sich hinter meinem Kopf gehoben und drehten und streckten sich nun. Weit weg schrie jemand. Vielleicht war es Ange.
    Ich spürte, wie meine Hand gedrückt wurde, und hustete. Es kam mir vor, als wäre ich eine Weile ohnmächtig gewesen. Wieder hustete ich. Es tat scheußlich weh. Mein Hals war so wund, als hätte jemand die Schleimhaut herausgeschabt.
    Nun hustete auch Phoebe wieder, oder vielleicht war auch bloß mein Gehör wieder funktionsfähig, und dann konnte ich auch die anderen husten hören.
    Ein helles Licht blendete mich. Als ich den Kopf hob, sah ich Cortez zusammengekrümmt an der Tür liegen, die jetzt weit aufstand. Rotes Licht sickerte herein, zusammen mit dicken schwarzen Rauchschwaden. Cortez schloss die Tür wieder.
    Ich hustete, und diesmal war der Husten produktiver. Weil ich mich danach eher besser fühlte als schlechter, wehrte ich mich nicht mehr gegen die Krämpfe in der Brust, sondern ließ den Hustenanfall zu.
    Joel fing an zu schreien.
    Ich drückte Phoebes Hand noch einmal, dann ließ ich sie los und setzte mich auf. Mit Fäusten, die mir wie geräuchert erschienen, versuchte ich, mir den Qualm aus den Augen zu reiben. Dann kroch ich zur Tür hinüber.
    » Ich denke, wir sollten warten, bis der dickste Qualm sich verzogen hat«, sagte Cortez.
    Wir traten in eine neue, vollkommen fremde Welt hinaus. Statt ständig Bambusblätter vor der Nase zu haben, schauten wir jetzt über eine weite schwarze Wüste voller verkohlter Stängel und schwarzer, kahler Bäume. In der schwachen Beleuchtung aus Sternenlicht und dem roten Glühen, das vom Horizont herüberstrahlte, war das ein schockierender Anblick.
    Wir machten uns auf den Weg über das verbrannte Land. Unsere Verfolger hielten uns wahrscheinlich für tot und hatten sich nach Hause verzogen, deswegen brauchten wir uns wohl nicht zu beeilen. Wir hatten keine Vorräte, weder Lebensmittel noch Wasser, keine Zelte und auch keine sauberen Klamotten.
    » Wohin?«, fragte ich. Wir waren von Norden gekommen, diese Richtung kam also nicht infrage. Das Feuer fraß sich weiter nach Süden, und wenn wir ihm folgten, würden wir nur über verwüstetes Land wandern, also kam nur ostwärts oder westwärts infrage. Ich kreuzte die Arme und zeigte mit den Händen gleichzeitig nach Osten und nach Westen. » Das ist ein sehr schöner Weg.«
    Es war ein lahmer Witz, aber er brachte mir doch ein paar Lacher ein.
    » Man kann natürlich in beide Richtungen gehen«, sagte Colin abwesend.
    » Hey, Vogelscheuche, wie wär’s mit einem Feuerchen?«, sagte Phoebe, indem sie ganz passabel die Böse Hexe des Westens aus dem Zauberer von Oz imitierte. Wieder kicherten einige.
    Cortez fing an zu singen: » Ding Dong! Die Hex’ ist tot«, und ein paar von uns trällerten mit. Hätten wir mehr

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