Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
Vom Netzwerk:
Energie gehabt, dann hätten wir vielleicht auch diesen besonderen Hüpfschritt probiert, mit dem Dorothy und ihre Gefährten den gelben Ziegelsteinweg entlangtanzen, aber so weit ging unsere Erleichterung dann doch nicht. Wir beließen es bei » Ding Dong! Die Hex’ ist tot« und wurden dann wieder ernst. Im Gegensatz zu Dorothy waren wir noch lange nicht auf dem Weg in die Smaragdstadt oder überhaupt zu einem sinnvollen Ziel.
    » Ich denke, als Erstes müssen wir jetzt verlassene Häuser finden, wo es nicht gebrannt hat, und uns Klamotten organisieren und was wir sonst noch gebrauchen können«, sagte ich.
    » Im Osten oder im Westen?«, fragte Cortez.
    » Colin und ich stimmen für den Westen«, erklärte Jeannie. Sie schaukelte Joel, der sich wieder beruhigt hatte. Sein Köpfchen wippte träge, als wäre gar nichts geschehen.
    Aber was bedeutete Westen? Erst Athens, dann Atlanta. In Atlanta herrschte wahrscheinlich noch größeres Chaos als in Savannah, und in Athens waren wir nicht willkommen.
    » Warum wollt ihr nach Westen?«, fragte Cortez.
    » Weil wir uns den Doctor-Happy-Leuten in Athens anschließen wollen«, antwortete Jeannie leise.
    Ich ließ das Gewehr fallen. Schaute Colin an. Einen Moment lang sah er mir in die Augen, dann wandte er den Blick ab. » Es ist die einzige Möglichkeit, Joel in Sicherheit zu bringen.«
    Cortez hockte sich auf die Fersen und ließ den Kopf hängen.
    » Und das Virus?«, fragte ich. » Wollt ihr euch denn infizieren lassen? Und Joel auch?«
    Colin zuckte die Achseln. » Es gibt Schlimmeres. Verhungern zum Beispiel.«
    Panik stieg in mir auf. Von Colin und Jeannie getrennt zu sein, konnte ich mir kaum vorstellen. Allerdings konnte ich mir auch nicht vorstellen, mich mit Doctor Happy infizieren zu lassen.
    Ich starrte über die verkohlte Landschaft, beobachtete, wie Rauch aus einem geschwärzten Baumskelett aufstieg.
    » Wir wollen da hin. Und wir würden uns freuen, wenn ihr alle mitkämt«, sagte Colin.
    Ich schaute erst Phoebe an, dann Cortez. Er schüttelte den Kopf. » Ich gehe nach Osten.«
    Wieder sah ich Phoebe an. Doch sie starrte auf das Gewehr, das ich hatte fallen lassen.
    Ich habe gehört, dass man selbst ein Kind haben muss, bevor man so was richtig kapiert, aber als ich Joel anschaute, als ich sah, wie die Tränen helle Streifen durch den Schmutz und den Ruß auf seinem Gesichtchen gegraben hatten, verstand ich, warum Colin und Jeannie nach Athens mussten. Joel würde wahrscheinlich umkommen, wenn sie sich für eine andere Richtung entschieden, und dass ein so kleines Baby sterben sollte, war unvorstellbar. Für das Leben dieses kleinen Jungen war die Infektion mit dem Virus wohl wirklich ein geringer Preis.
    Doch wenn ich mir ausmalte, mich selbst damit impfen zu lassen, erfasste mich eine Angst, die bis auf die Knochen ging.
    Ich schaute Phoebe an, um ihre Reaktion einzuschätzen. Unter meiner Erschöpfung und der Furcht, eine Teilung der Sippe auch nur anzusprechen, funkelte eine kristallene Klarheit: Ich wollte da hingehen, wo Phoebe hinging. Ich hatte gar keine Zeit, richtig über diese Erkenntnis nachzudenken, doch bot sie mir in dem ganzen Durcheinander einen festen Halt.
    » Ich mag überhaupt nicht daran denken, dass wir uns teilen, aber vielleicht ist das zu diesem Zeitpunkt das Beste«, sagte Cortez.
    » Stopp mal. Heißt das, wir trennen uns? Einfach so?« Ich war fassungslos.
    » Nicht › einfach so‹«, sagte Cortez. » Colin und Jeannie haben die Sache offenbar gründlich durchdacht. Ich respektiere ihre Entscheidung, aber für mich kommt das nicht infrage. Keine Diskussion.« Er deutete auf das Sturmgewehr, das über seiner Schulter hing. » Ich nehme das hier mit, für mich und für alle anderen, die nach Osten gehen. Wer nach Westen geht, kann das andere haben. Einverstanden?«
    Wir standen uns gegenüber wie rivalisierende Banden in einer Pattsituation.
    Meine Eingeweide krampften sich zusammen. » Wartet doch mal.« Ich spielte auf Zeit. » Lasst uns das richtig gut überlegen.« Wir mussten zusammenbleiben, das stand für mich unumstößlich fest. » Colin und Jeannie schaffen es nicht allein nach Athens. Wenn sie wirklich da hinwollen, sind wir es ihnen schuldig, dass wir sie begleiten, damit Joel sicher hinkommt.«
    Phoebe bückte sich und hob das Sturmgewehr auf. » Das finde ich auch.« Sie schaute erst mich an, dann Jeannie. » Ich helfe euch.«
    » Danke, Phoebe«, sagte Jeannie.
    Cortez hielt sich beide Hände vor den Mund und

Weitere Kostenlose Bücher