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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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scharfzüngige Bemerkung machen, aber mir fiel nichts ein.
    » Ich frag mich bloß, warum Sie mich hierher eingeladen haben«, murmelte ich schließlich.
    » Ich habe Sie nicht eingeladen. Ich kenne Sie ja gar nicht.« Sie verzog den Mund, was heißen sollte, dass sie mich für eine erbärmliche Nervensäge hielt.
    » Ach so«, stöhnte ich mit so viel Sarkasmus, wie ich in die Worte hineinlegen konnte.
    Die Frau, die ihr gegenübersaß, stand auf und winkte jemandem hinter mir zu. » Mickey!«
    Auf einmal stand ein Kerl in schwarzem T-Shirt an meinem Ellbogen.
    » Er belästigt uns.« Die Frau deutete auf mich.
    » Stimmt gar nicht«, protestierte ich.
    Wortlos packte der Mann mich am Genick und am Ellbogen und riss mich vom Tisch fort. Ich versuchte, mich zu befreien, und schrie ihn an, er solle mich loslassen, aber er schubste mich quer durch den Raum auf das rote Ausgangszeichen in der Ecke zu. Alle starrten mich an. Ich entdeckte Jean Paul, er lachte, und Sophia stand mit gesenktem Kopf neben ihm. Der Rausschmeißer stieß mich durch die Tür in die stickige, heiße Luft der Straße hinaus. Zwei Mädchen auf dem Bürgersteig lachten, als ich vorwärtstaumelte, bis ich mein Gleichgewicht wiederfand. Hinter mir schlug die Tür zu.
    Ich schloss mein Fahrrad auf, das ich an den Fahrradständer gekettet hatte, und fuhr davon. Mit immer noch hochrotem Kopf starrte ich auf die Straße, die sich unter meinem Vorderrad abspulte. Ich machte einen Bogen um die Porzellanscherben einer kaputten Kloschüssel und überrollte einen Pappbecher.
    Meine Hände auf den Griffen der Lenkstange sahen merkwürdig aus, fremdartig. Ich fühlte mich wie betäubt und wünschte, ich könnte diese Empfindung irgendwie wegwischen.
    Jean Paul lachte vermutlich immer noch. Sophia hatte nicht einmal versucht einzugreifen. Mein einziger Trost war, dass ich wahrscheinlich keinen der beiden jemals wiedersehen würde.
    Helle Lichter und Stimmen in einer Nebenstraße weckten meine Neugier. Ich bog nach rechts ab und rollte auf eine kleine Menschentraube zu, die sich vor einer frisch gestrichenen Ladenfront mit großen Fenstern versammelt hatte. Es war eine Vernissage. Mein Gott, in dieser vornehmen Gegend wurden tatsächlich immer noch Ausstellungen eröffnet.
    Warum nicht? Ich wollte nicht nach Hause, wollte nicht Colins » Wir war’s?« hören. Ich wollte nicht von meiner Niederlage erzählen– sogar wildfremden Passanten in die Augen zu sehen, fiel mir schwer. Nein, ich musste mich eine Weile ablenken. Ich hielt an, kettete mein Rad an ein Verkehrsschild und spazierte durch die weit geöffnete Tür in den Laden hinein.
    Die Galerie bestand aus einem schwach erleuchteten, höhlenartigen Raum, in dem sich wohl einmal eine Molkerei oder eine Ausstellungshalle für Autos oder sonst irgendwas befunden hatte. An den hohen Betonwänden hatte man eine Reihe geisterhafter, ausgezehrter Figuren aus Pappmaschee befestigt. Sie blickten alle in den hinteren Teil des Raumes und waren so aufgehängt, als würden sie sich bewegen, als würden sie auf ein fernes Ziel zumarschieren, wären aber zu kraftlos, um es jemals zu erreichen. Eine unheimliche Szene, lebensecht, obwohl die anonymen Gestalten aussahen, als kämen sie aus einer anderen Welt. Sie erinnerten mich an meine Sippe, und ich fragte mich, was ich in diesem Teil der Stadt eigentlich verloren hatte und wie ich auf die Idee gekommen war, eine SCAD -Frau könnte sich für mich interessieren.
    Vor der Tür entstand ein Tumult. Als ich mich umdrehte, sah ich einen Priester in der Tür stehen. In der einen Hand hielt er ein Sturmgewehr, in der anderen eine nicht angezündete Zigarre. Er sah aus, als sei er zur Hälfte Inder oder Araber. Sein weiß gefärbtes Haar war zu einem Knoten hochgebunden, wie Sumo-Ringer ihn tragen.
    » Raus. Alle nach draußen!« Er machte mit dem Gewehr eine weit ausholende Bewegung zum hinteren Teil des Raumes hin.
    Die Menschen in seiner Nähe flüchteten. Ich zog mich in die Dunkelheit im hinteren Teil der Galerie zurück. Dort waren in einer Ecke Klapptische und-stühle gestapelt, und ich überlegte, mich dahinter zu verstecken, aber das Versteck taugte nicht viel. Eine Frau schrie auf.
    » Alle durch die Hintertür raus!«, rief der Priester.
    Die Hintertür flog auf, und alles strömte hinaus in eine dunkle Gasse. Ich folgte der Menge.
    In der Finsternis draußen warteten zwei Männer. Sie trugen runde Gasmasken über Mund und Nase.
    » An die Wand!«, rief einer von ihnen

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