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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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knöpfte ich mein Hemd auf, schälte mich heraus und ließ es fallen.
    » Erzähl weiter, mein Schatz«, sagte Ange. » Ich weiß, dass es schlimm war. Wenn alles raus ist, geht’s dir besser.«
    Ich berichtete. Ich würgte und musste fast kotzen, als ich ihr erzählte, wie der Jumpy-Jump mich gezwungen hatte, den Fötus zu essen. Ich öffnete den Mund, ließ das köstliche Wasser hereinrieseln, ließ es über Zahnfleisch und Zähne rinnen, gurgelte und spuckte es wieder aus.
    Der Duschvorhang wurde zurückgezogen, und Ange kam zu mir. Sie war nackt und drückte ihr Gesicht an meinen Hals.
    » Wir machen es einfach so, ja?«, sagte sie. » Bloß zur Ablenkung. Ein kleines Vergnügen für zwei erwachsene Menschen. Okay?«
    » Okay«, sagte ich.
    Wir stolperten aus der Duschwanne, ließen das Wasser auf das uralte Linoleum tropfen. Unsere Beine bewegten sich gleichzeitig, wie bei einem langsamen Tanz. Klitschnass fielen wir auf Anges Matratze.
    Vielleicht ist es oberflächlich und typisch männlich, dass man etwas Entsetzliches verdrängen kann, bloß weil eine Frau sich auszieht, dass man das Todesröcheln vergessen kann, das durch die Gasse hallte, bloß weil man steife Nippel streichelt. Ganz egal, es funktionierte. Ange machte die ersten Stunden nach dem Horror, die sonst höllisch gewesen wären, für mich erträglich.
    Und ich glaube, ihre Zärtlichkeiten wirkten wie Aspirin, das gleich nach einem Herzinfarkt verabreicht wird– sie minimierten die langfristigen Schäden. Ein Schaden würde bleiben, denn niemand kommt ungeschoren davon, wenn er mit ansieht, was ich gesehen hatte– aber Ange schob mir das Aspirin genau in dem Moment unter die Zunge, als ich es am nötigsten brauchte.
    Ich befürchtete allerdings, dass wir später dafür büßen würden. Manche Frauen wissen um die Tatsache, dass sie sich emotional an einen Mann binden, wenn sie mit ihm ins Bett gehen. Die anderen leugnen diese Tatsache, aber damit liegen sie falsch. So einfach ist das– und alle Frauen gehören in eine dieser beiden Kategorien. Aber eigentlich fand ich die Vorstellung, dass aus der Freundschaft zwischen Ange und mir mehr werden könnte, gar nicht so schlimm. Vielleicht würde das richtig schön werden, jedenfalls für eine Weile. In jener Nacht jedoch war mir das einfach egal.
    Um sechs Uhr morgens quälte ich mich aus Anges Bett. Ich bin ein Morgenmuffel. Unter den Füßen spürte ich die Maserung der alten Holzdielen. Die Poster an den Wänden waren in dem trüben grauen Licht, das durch die Jalousien sickerte, kaum zu erkennen.
    Ange drehte sich um und öffnete die Augen.
    » Ich muss zur Arbeit«, flüsterte ich.
    Sie nickte, holte tief Luft und atmete wieder aus. » Bist du einigermaßen fit?«
    » Alles okay«, sagte ich, schon auf dem Weg zur Tür.
    » Bis dann, Jasper. Ich liebe dich nicht– aber ich hab dich lieb.«
    » Geht mir auch so«, gab ich zurück. Ich überlegte, ihr einen Abschiedskuss zu geben, entschied mich aber dagegen und schlüpfte aus dem Zimmer.
    Zwei von Anges Mitbewohnern– Chair und ein Inder namens Rami– saßen im Wohnzimmer. Sie hatten sich über den Sofatisch gebeugt, der ganz mit Zeichnungen und Notizzetteln bedeckt war. Chair versperrte mir die Sicht auf den Tisch und warf mir einen Blick zu, der mir deutlich zu verstehen gab, dass ich verschwinden solle. Die beiden arbeiteten anscheinend unentwegt, waren aber offenbar keine Studenten. Ich hatte keine Ahnung, was sie da machten, wollte aber Ange irgendwann danach fragen.
    Ich ging mitten auf der Straße, denn das war einfacher, als den Obdachlosen auszuweichen, die mit ihren Bündeln in den Armen auf den Bürgersteigen schliefen.
    Auf der York Street kam ich an einem abgemagerten kleinen Mädchen vorbei, das mit dem Kinn auf den Knien an der Bordsteinkante saß. Drei Meter weiter verkaufte eine Frau aus einem türlosen, auf den Rücken gedrehten Kühlschrank Walnüsse. Aus der Whitaker Street bog eine weitere Frau in die York Street ein und winkte dem kleinen Mädchen zu. Offensichtlich hatte sie gerade etwas hinuntergeschluckt, denn sie leckte sich mit der Zunge über die Zähne. Dann lächelte sie und streckte die Hand nach ihrer Kleinen aus.
    Ich überquerte den Chippewa Square, bog um die Ecke auf die Liberty Street und blieb wie angewurzelt stehen.
    Vor dem Mini-Markt lag ein ganzes Meer aus Glasscherben. Ich rannte los, stürzte in das Gebäude hinein und fand Ruplu an der Kasse sitzen. Er starrte in seinen geplünderten Laden.
    »

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