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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Ich leckte ihn vom Deckel und aß ihn. Grässlich. Zäh und schleimig. Als ich in den kleinen Kopf biss, spritzte mir eine Flüssigkeit über die Zunge. Ich schluckte kräftig, damit er wusste, dass ich seinen Befehl ausgeführt hatte.
    » Wie viele Katzen streunen in dieser Stadt herum?«
    » Ich weiß nicht genau«, wimmerte ich.
    Er schlug mir hart mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. » Hau jetzt ab«, sagte er. » Heute töten wir keine Mäuse in Lumpen.«
    Noch bevor ich seine Worte richtig begriffen hatte, rannte ich schon los, die Schultern bis an die Ohren hochgezogen, darauf gefasst, dass mir Kugeln den Rücken aufreißen würden. Ich lief aus dem Gässchen und bog auf die Straße ab, mit dem Brausen des Windes in den Ohren und einem widerwärtigen Geschmack im Mund. Beim Laufen stieß ich fremdartige Laute aus– Laute, von denen ich nie gedacht hätte, dass meine Kehle sie hervorbringen konnte.
    Ein paar Blocks entfernt entdeckte ich berittene Polizei, einen Mann und eine Frau. Ich winkte und rief, um sie auf mich aufmerksam zu machen.
    » Da werden Menschen umgebracht, hinter einer Galerie!« Ich zeigte die Straße hinauf.
    » Wo?«, fragte die Polizistin.
    Ich zeigte wieder in die Richtung. » Drei Blocks weiter, dann rechts–«
    » Das gehört nicht zu unserem Revier.«
    » Nein, aber da stellen drei bewaffnete Männer die Leute an die Wand und erschießen sie! Jetzt, in diesem Moment!«
    » Machen Sie, dass Sie wegkommen!«, sagte die Polizistin. Sie schnalzte mit der Zunge und kickte ihrem Pferd leicht in die Rippen. In aller Ruhe nahm sie das unterbrochene Gespräch mit ihrem Kollegen wieder auf.
    Ich schaute zurück, hörte in der Ferne Schüsse. Was konnte ich tun, um diesen Menschen zu helfen, die sich nur Kunstwerke hatten anschauen wollen? Nichts. Ich konnte gar nichts tun. Ich konnte nur meine eigene Haut retten.
    Ich hatte Angst, mein Fahrrad zu holen, deswegen rannte ich, so lange ich konnte, und verfiel dann in Schritttempo. Nicht weit von unserer Wohnung entfernt, im Gässchen hinter der Drayton Street, kaufte ich einem Mann hinter einem Tisch für meine drei Dollar eine Flasche Selbstgebrannten ab. Der Mann fragte nicht, warum ich so heftig zitterte oder warum ich so nach Pisse stank. Der Alkohol spülte mir den ekelhaften Geschmack halbwegs aus meinem Mund.
    Colin und Jeannie waren nicht zu Hause. Aber ich wollte nicht allein sein. Ich brachte es nicht einmal fertig, in unsere Wohnung zu gehen und mich umzuziehen, denn dort war es dunkel und ich hatte Angst. Also machte ich mich auf den Weg zu Ange.
    Hinter einem schmiedeeisernen Tor hörte ich Wasser plätschern. Ich blieb stehen und schaute durch das Tor in einen perfekt gepflegten Garten. Die Sträucher waren zu Torbögen geschnitten, und in der Mitte spiegelte sich Licht in einem ovalen Becken. In diesem Becken stand die Statue einer Frau, die auf dem Rand eines Brunnens saß, trank und das fließende Wasser mit fliegenden Vögeln teilte. Die Szene war so still, so schön. Ich hätte alles gegeben, um dort drinnen eine Stunde verweilen zu können.
    Doch ich ging weiter und trank alle paar Schritte einen Schluck aus meiner Flasche.
    Als ich Anges Haus erreichte, hämmerte ich mit der Faust gegen die Tür.
    Chair, ihr Mitbewohner im Rollstuhl, öffnete mir. Er rief nach Ange. Sie sah mich an, rief meinen Namen, und als sie losstürzte, verlor sie das Gleichgewicht. Sie hatte ebenfalls getrunken.
    » Was ist passiert? Alles in Ordnung? Bist du verletzt?« Ange tastete mich ab, die Arme, die Seiten, suchte nach Wunden. Ich wusste nicht, wie ich das Geschehene schildern sollte. Oder doch, aber ich wusste nicht, wie ich so darüber berichten sollte, dass es nicht demütigend klang. Ich fühlte mich wie nach einer Vergewaltigung.
    Sie führte mich ins Badezimmer, vorbei an Mitbewohnern, die sich bemühten, unbeteiligt wegzusehen, was noch peinlicher war, als wenn sie mich angegafft hätten. Ange griff hinter den Duschvorhang und drehte das Wasser an. In voller Montur stellte ich mich darunter und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Das Wasser zu meinen Füßen, das in den Abfluss strömte, war kackbraun.
    » Möchtest du mir erzählen, was passiert ist? Ist okay, wenn du nicht willst«, sagte Ange auf der anderen Seite des Duschvorhangs. Sie sprach ein bisschen undeutlich.
    Ich strich mit den Fingern durch mein verklebtes Haar. » Ich bin oben in der Stadt bei einer Vernissage gewesen«, begann ich. Mit zitternden, gefühllosen Fingern

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