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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Umstehenden stöhnen. » Oh Gott«, sagte jemand.
    Dem Mann quollen fast die Augen aus dem Kopf. Nun kotzte er nicht mehr dicken, klumpigen Brei, sondern hellrotes Blut. Er fiel auf die Knie, schwankte. Während das Blut die Vorderseite seiner blauen Uniform dunkelviolett färbte, brach er auf dem Asphalt zusammen.
    » Du meine Güte«, sagte Ange, als ein paar letzte Krämpfe seinen Körper ausquetschten. Dann lag er still, mit leerem Blick. In der Ferne heulte eine Sirene, kam näher.
    Wir gingen ins Haus. Chair, der Rollstuhlfahrer, hatte die Szene durchs Fenster beobachtet. Neben ihm stand ein magerer, o-beiniger Glatzkopf in den Fünfzigern. Er hatte einen Rucksack über der Schulter hängen und weinte. Als wir hereinkamen, wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen und glotzte dann Ange an, musterte sie langsam von den Zehen bis zu den dunkelgrünen Augen.
    » Wow, mit dir würde ich gerne ins Bett gehen«, sagte er ohne eine Spur von Flirt und so monoton, als würde er den Wetterbericht vorlesen.
    Ange fixierte ihn mit ihrem bösesten Blick. » Ja, danke, ich sage dir Bescheid.«
    » Ein neues Virus.« Chair machte eine Kopfbewegung zu dem Polizisten hin. » Es muss aus einem Labor stammen. Für ein natürliches Virus ist es zu schnell.« Ange nickte. Chair trug Shorts, und ich bemühte mich, nicht auf die ausgeklügelte schwarze Stahlkonstruktion seiner schon lange nicht mehr funktionierenden bionischen Beinprothesen zu starren. In dieser sengenden Hitze legte selbst Chair seine Eitelkeit ab. Er seufzte und drehte seinen Rollstuhl vom Fenster fort. Der magere Glatzkopf folgte ihm zum Sofatisch. Sein Gang war lässig, dabei schwenkte er die Arme, als würde ihm die ganze Welt gehören, und jetzt schenkte er uns ein blödes Grinsen.
    » Wer ist das?«, fragte ich Ange. Sie zuckte die Schultern.
    » Willst du uns deinem neuen Freund nicht vorstellen?«, fragte sie Chair.
    » Das ist Sebastian«, meinte Chair über die Schulter hinweg. Er parkte gegenüber vom Sofa und sah mich an. » Mehr darf ich vor Fremden nicht sagen.«
    Ange schüttelte ungeduldig den Kopf. » Ach, Chair, unser Jasper kennt doch weder Lokalpolitiker noch Jumpy-Jumps. Sei doch nicht so verdammt heimlichtuerisch.«
    » Spiel das hier nicht herunter, Ange. Wir müssen die Sache geheim halten, verdammt noch mal. Ist nicht böse gemeint, Jasper, aber du musst gehen.« Wie ein Verkehrspolizist winkte Chair mich aus dem Zimmer.
    Achselzuckend wollte ich zur Tür gehen, doch Ange hielt mich am T-Shirt fest. » Nein, du bleibst hier. Schließlich bezahle ich hier genauso Miete wie Chair.« Die Hände in die Hüften gestemmt, wandte sie sich wieder an ihren Mitbewohner. » Hör mal, ich würde Jasper mein Leben anvertrauen. Und was ich von euch erfahre, erzähle ich ihm ohnehin weiter, also spuck dein großes Geheimnis einfach aus, klar?«
    Chair klopfte mit einem schmutzigen, viel zu langen Fingernagel auf die Armlehne seines Rollstuhls. » Das will ich auch hoffen, dass du ihm dein Leben anvertrauen würdest, und unser Leben übrigens auch, denn genau das steht hier auf dem Spiel.« Er nickte angespannt. » Also schön, Sebastian ist ein Lieferant der Science Alliance in Atlanta.« Hinter der Brille mit dem feinen Gestell, die auf seinem Bulldoggen-Kopf grotesk wirkte, hob Chair vielsagend die Augenbrauen.
    Ich hatte von der Science Alliance gelesen– es war eine Untergrund-Vereinigung kluger Köpfe, die auf eigene Faust etwas unternahmen. Aggressiv gingen sie Probleme selbst an und versuchten so, etwas zu verändern. Die US -Regierung betrachtete sie als fast so gefährlich wie die Jumpy-Jumps. Plötzlich kamen mir Zweifel, ob ich wirklich bleiben und mir anhören wollte, was der Kahlkopf zu sagen hatte.
    » Quatsch, du spinnst doch«, sagte Ange. » Du siehst gar nicht wie ein Öko-Terrorist aus.«
    » Ich fühle mich auch nicht als Öko-Terrorist«, sagte Sebastian und pflanzte sich in den einzigen Sessel.
    Ange ließ sich aufs Sofa fallen und schwang die Beine auf den Couchtisch, vergaß dabei allerdings, dass eins der Tischbeine abgebrochen war. Der Tisch kippte auf die Seite. » Mist«, flüsterte sie. Uzi kam ins Zimmer getappt. Der verängstigte Welpe hatte sich in Anges Obhut zu einem recht ansehnlichen Labradormischling gemausert, und nun sprang er neben ihr aufs Sofa, drehte sich ein paar Mal um sich selbst und ließ sich dann hinplumpsen, den Hintern gegen ihr Bein gedrückt. Ich setzte mich neben Uzi. Das Sofa war voller

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