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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Hundehaare.
    » Weißt du«, sagte ich, » wenn ihr irgendein Ding dreht und geschnappt werdet, kommt ihr gar nicht erst ins Gefängnis. Die Bullen schleifen euch einfach raus auf die Straße und erschießen euch an Ort und Stelle.«
    » Stimmt«, sagte Chair. » Der Einsatz ist hoch.«
    » Die potenziellen Kosten sind hoch.« Ich blieb hartnäckig. » Ich kapiere nicht, was für ein Gewinn diese Kosten rechtfertigen soll. Was wollt ihr denn mit eurem Einsatz erreichen?«
    » Wir werden zwei Milliarden Menschenleben retten, vielleicht auch drei. Ist das nicht wert, dass man sein Leben riskiert? Etwa vier Milliarden Menschen sind dem Tod geweiht, wenn sich nicht etwas Grundlegendes ändert. Wenn wir unsern Teil dazu beitragen können, diese Zahl zu halbieren, ist es das Risiko doch wert, oder?«
    » Es ist ja gar nicht sicher, dass Milliarden von Menschen umkommen werden«, warf Ange ein.
    » Doch«, sagte Chair. » Das wissen wir mit Sicherheit.«
    » Stimmt.« Sebastian nickte.
    » Das beruht doch alles auf stochastischen Modellen«, sagte Ange. » Unglaublich spekulativ.«
    Wütend sah Chair sie an. » Wie oft müssen Wissenschaftler recht haben, bevor die Leute ihnen auch nur ein bisschen glauben? Und ausgerechnet du mit deiner Promotion solltest ein bisschen Vertrauen in die Wissenschaft haben.« Er schnappte sich die Fernbedienung von der Sofalehne und schaltete den Fernseher ein. CNN war eingestellt. Der Präsident hielt gerade eine Pressekonferenz ab. Er schien ständig irgendwelche Pressekonferenzen abzuhalten. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ihm daneben auch noch Zeit blieb, das Land– oder das, was davon noch übrig war– zu regieren.
    Fast wie aufs Stichwort klingelte das Fernsehgerät, und über den unteren Rand des Bildschirms lief eine SMS :
    Ange, ich möchte dich sehen. Montag, Dienstag oder Donnerstag zum Dinner. Klappt das? Charles.
    » Ach, verdammt noch mal«, stöhnte Ange. »› Ich möchte dich sehen.‹ Als wäre ich seine Dienerin, nicht seine Studentin.«
    Chair ignorierte den Text. » Wir werden immer wieder gewarnt, trotzdem machen wir einfach so weiter wie bisher, und alles wird nur noch schlimmer. › Wir müssen die Wirtschaft in Gang halten‹, sagt der Präsident, während der Ozean uns schon um die Füße schwappt und wir an sechs verschiedenen Fronten Truppen stehen haben, in endlosen Kriegen…«
    » Schon gut. Ich weiß Bescheid, du brauchst mir keinen Vortrag zu halten«, wehrte Ange ab.
    Die Fliegengittertür quietschte und schlug zu. » Mensch, was ist denn da draußen passiert?« Rami kam mit einem Stapel Zeitungen hereingesaust. Jeden Tag leerte er einen anderen Zeitungsautomaten, um gegen die Politik der Herausgeber zu protestieren. Menschen wie ihn verstand ich nicht so recht. Meine Freunde und ich hielten uns eher an die Devise » Bloß nicht auffallen!«, um dieses Chaos zu überleben. Leute wie Chair wurden mit Gasgewehren umgebracht. Ich war erstaunt, dass er noch lebte, und ich hatte schreckliche Angst um Ange, weil sie mit ihm und den anderen Möchtegern-Rebellen in einem Haus wohnte.
    Chair stellte Rami Sebastian vor, und ich stand auf und begab mich zur Tür, um ganz klarzumachen, dass ich an diesem Treffen nicht teilnahm. Ich hoffte, Ange würde mir folgen, aber sie blieb auf dem Sofa sitzen.
    » Ihr wisst ja, dass ich dabei bin«, sagte Rami, als er erfahren hatte, wer Sebastian war. » Und was hast du da in deinem Rucksack?«
    » Ich habe zwei Lieferungen für euch.« Sebastian zog den Reißverschluss auf. Uzi trottete zu ihm hinüber, steckte seine Schnauze in den Rucksack und schnupperte. Wahrscheinlich hoffte er auf etwas Essbares.
    » Uzi, komm sofort her«, befahl Ange, woraufhin Uzi nur freundlich mit dem Schwanz wedelte.
    Schwungvoll zog Sebastian etwas aus dem Rucksack und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger. Dabei lachte er leise. Mit diesem Mann stimmte etwas nicht. » Bambuswurzel«, erklärte er. Es war ein kleiner bräunlicher Kegel, gekrönt von vier oder fünf länglichen, hellgelben Auswüchsen, die nach oben zeigten. » Diese Züchtung breitet sich wahnsinnig schnell aus. Der Bambus kann durch Asphalt wachsen, sogar durch Beton, wenn er nicht zu dick ist. Und eben mordsmäßig schnell– das kann man gar nicht glauben.«
    » Die Natur erobert ihr Reich gewaltsam zurück. Das gefällt mir«, bemerkte Rami. » Die Behörden werden die Jumpy-Jumps dahinter vermuten. Es hat dieses Skurrile, Schrullige, was typisch für sie ist.«
    »

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