Wie du Ihr
blanken Holzbrettern ausstreckte, ahnte ich bereits, dass Schlafen nicht einfach werden würde. Ich hatte dieses typische Campinggefühl im Bauch: Mir war halb schlecht von dem vielen ungesunden Essen, dem Qualm des offenen Feuers und dem vielen Herumliegen, ohne sich wirklich zu entspannen. Mein Magen fühlte sich wie ein Steinklumpen an, mein Hals war trocken und meine Gedanken kreisten ruhelos durch mein Hirn. Ich stützte den Kopf auf den Ellbogen und sah mich um, ob es irgendjemandem noch so ging wie mir. Lisa hatte sich bereits aufgesetzt. Wir versuchten verzweifelt, ein ähnliches Gespräch wie am Vorabend in der Scheune in Gang zu bringen. Aber es funktionierte nicht. Die Stimmung war vorbei. Eine Weile schnitten wir alle möglichen Themen an, Schule, Familie, ehemalige Haustiere, bis uns Jonathan erlöste.
»Haltet endlich die Klappe! Ich versuche zu schlafen.«
Ich legte mich wieder hin und vergrub meinen Kopf in einem Knäuel aus Trainingshose und Fleecepulli und wartete darauf, dass mich der Schlaf von dem Gefühl der Enttäuschung befreite. Die Ratten waren schneller.
Ich lag ganz außen an der Wand. Über unseren Köpfen verlief ein schmaler Vorsprung, auf den sich notfalls noch zwei weitere Personen quetschen konnten. Ich hörte das Rascheln, war aber fest entschlossen, es zu ignorieren. Bestimmt nur Vögel. Und wennschon. Es war mir egal. Ich war zu müde. Dann flitzten sie von einer Seite zur anderen. Es war unmöglich, nicht hinzuhören.
»Verdammte Ratten!« Jonathans Wasserflasche kippte von dem Brett über unseren Köpfen und ich hörte, wie die kleinen Füße davontrippelten. Eine Minute später, nachdem man gerade angefangen hatte, sich wieder zu entspannen, waren sie wieder da. Dieses Mal zu unseren Füßen, wo unsere Rucksäcke lagen. Ich hörte, wie ihre scharfen Zähne kurzen Prozess mit unseren Plastiktüten machten. Ich stellte mir vor, wie die Krankheitserreger von ihren Zungen troffen und wie sich ihre langen, glatten Schwänze anfühlen würden, wenn sie über mich liefen. Ich versuchte krampfhaft, mich daran zu erinnern, ob ich irgendetwas an meinem Rucksack nicht richtig zugemacht hatte. Die anderen hatten es ganz sicher nicht. Ich hatte gesehen, wie Lisa auf der Suche nach ihrer Taschenlampe achtlos sämtliche Sachen aus dem Rucksack geworfen hatte. Ich wartete darauf, dass die anderen etwas unternahmen. Die anderen warteten ebenfalls. In der Zwischenzeit nagten die Ratten ungestört weiter und die Geräusche füllten die Dunkelheit. Ich versuchte, es zu verdrängen und mich in den Schlaf fallen zu lassen, aber jedes Mal wenn meine Gedanken verschwammen, gingen die Geräusche wieder los. Das Nagen und Beißen.
Eine Taschenlampe wurde angeknipst und ich hörte, wie die Ratten in die Ritzen flüchteten. Es war Ms Jenkins. Sie saß aufrecht in ihrem Schlafsack und leuchtete auf unsere Rucksäcke.
»Ihr müsst nach euren Sachen sehen«, sagte sie. »Wenn ihr das Essen nicht wegpackt, werden sie immer wieder kommen.«
Widerwillig krochen wir aus unseren Schlafsäcken. Bis auf Rebecca, die sich nicht rührte.
»Ihr seid alle so was von unfähig«, knurrte sie. Ihr Rucksack stand so an der Wand, wie sie ihn am Abend verlassen hatte. Sorgfältig verschlossen.
»Wer hat das Brot draußen liegen lassen?« Jonathan hielt die Überreste eines Brotlaibs hoch. Im Schein der Taschenlampe sahen wir die zerfetzte Plastiktüte und das angefressene Brot. »Ganz schön verfressen, diese Biester. He, Turner. Du warst dafür zuständig, das Brot wegzupacken!«
»Woher sollte ich denn wissen, dass du es ausgepackt hattest«, knurrte ich.
»Dann hättest du eben nachschauen müssen.«
»Außerdem war es in Lisas Sachen.«
»Von wegen! Ich hab nach dem Mittagessen den Topf genommen.«
»Nach dem Mittagessen sind wir aber hiergeblieben.«
»Verdammt noch mal!« Rebecca setzte sich wütend auf. Sie klang wie ein entnervter Babysitter, der bei seinem Lieblingsfilm gestört wird. »Irgendeiner von euch packt jetzt das Brot weg. Wir können es sowieso wegwerfen. Beeilt euch gefälligst. Ich will endlich schlafen.«
»Du bist uns ja wirklich eine große Hilfe«, sagte Jonathan.
»Hab ich vielleicht das Essen draußen liegen lassen?«
»Oh, entschuldige. Ich hab völlig vergessen, dass du nie Fehler machst.«
»Ich bin nur nicht so unfähig wie ihr. Das ist was anderes.«
»Es muss wirklich hart für dich sein.«
»Lass sie in Ruhe.«
»Halt das Maul!«
»Haltet ihr lieber euer Maul und
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