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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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aus dem Spiel, war alles einfach.
    An der Nordseite des Gebäudes übertönte ein etwas holpriger Motor das Rauschen des Verkehrs auf der nahen Autobahn. Dann schwenkte ein Wagen um die Ecke. Mazda 323, wie angekündigt. Er näherte sich im Schritttempo, die Scheinwerfer direkt auf Hugh gerichtet. Unwillkürlich presste er den linken Arm an seine Seite. Das Schulterholster saß, wo es sollte. Er wich dem Lichtkegel nicht aus. Jetzt Angst anzudeuten würde Paul womöglich wieder zu einem Kampf um die Oberhand ermutigen, und hier hatte nur einer das Sagen.
    Pauls Gestalt schien sich vom Wagen zu lösen, noch bevor der Motor erstarb. Ohne ein Wort der Begrüßung trat er zu Hugh ins Scheinwerferlicht. Er war weder unrasiert noch sonst wie körperlich vernachlässigt, so wie viele Menschen nach einem Schockerlebnis. Im Gegenteil. Hugh konnte sein unpassend süßes Rasierwasser riechen. Die hellen Haare zu Stoppeln rasiert, unter seiner regenbesprenkelten Lederjacke ein einwandfrei gebügeltes Jersey-Oberteil in Rot. Kontrolle behalten um jeden Preis. Nur ein Zucken um den Unterkiefer, ähnlich einem Tick, verriet ihn.
    Hugh nickte ihm zu und legte seine Hand auf Pauls Oberarm. So viel Mitgefühl wie möglich, ohne noch einmal Beileid auszudrücken oder sich gar zu entschuldigen. Dafür gab es keinen Grund.
    Paul reagierte kaum auf die Geste. Seine Hände blieben in den Taschen.
    „Warum ist das passiert? Ich dachte, ihr wolltet nicht eingreifen.“ Er fixierte Hugh, seine Züge wie aufgelöst im Licht der Scheinwerfer. Zwecklos, ihn zu vertrösten. Oder zu verschonen.
    „Wir wollten nicht eingreifen. Die Patrouille wurde beschossen und hat sich verteidigt. Es waren unglückliche Umstände.“
    „Verteidigt?“ Pauls Stimme übersprang eine Oktave. „Rory hatte zwei Löcher im Kopf und drei im Rücken. Hab ich selbst nachgezählt.“ Jeder seiner Muskeln schien damit beschäftigt, ihn von Handgreiflichkeiten abzuhalten. „Ihr richtet ihn regelrecht hin, und das nennste unglücklich ? Ich bitte dich, mir zu helfen, und kann meinen Bruder im Leichenschauhaus identifizieren. Verstehste das unter Hilfe?“ Seine Lautstärke war inzwischen bei der ihres gestrigen Telefonats angekommen.
    „Komm auf den Teppich. Niemand konnte vorhersehen, dass die Einheit plötzlich um jeden Preis schießen wollte. Ich verstehe, dass es ein Schock für dich ist, aber wie hätte ich das verhindern sollen? Ich hab schon genug Schwierigkeiten, weil ich den Zugriff abgeblasen habe und nun trotzdem einer unserer Leute im Koma –“
    „Du verstehst ’nen feuchten Dreck! Haste schon mal deinen einzigen Bruder verloren?“ Paul stapfte im Lichtkorridor der Scheinwerfer auf und ab. „Haste deine Mutter zwei Tage lang stützen müssen, damit sie’s bis aufs Klo schafft?“ Abrupt stoppte Paul und stürzte auf Hugh zu. Sein zur Lanze ausgestreckter Zeigefinger machte erst knapp vor Hughs Gesicht halt. „Mein Bruder ist ins Verderben gerannt, nur weil ich euch geholfen hab.“
    „Niemand konnte die Sache mehr beeinflussen. Weder du noch ich“, erwiderte Hugh, so emotionslos es seine Schauspielkunst zuließ. Das konnte nicht Pauls Ernst sein. War das noch Trauer oder schon Wahnsinn?
    „Ich hätte mich nie mit euch Bullenpack einlassen dürfen. Ballert alles nieder, was euch vor die Flinte kommt. Ich will raus, verstanden? Rüber nach England, Schottland, Orkney, egal, nur raus aus dem Irrenhaus.“
    „Du weißt nicht, was du redest.“
    Pauls Blick schien trotz der Tränen in seinen Augen fähig, alles in seiner Umgebung zu Eis gefrieren zu lassen.
    „Ich – will – raus aus dem Spiel. So war der Deal. Ich helfe euch, so lange ihr mir den Rücken freihaltet. Das war die Abmachung, keine Tricks, keine Verarsche. Und wenn es nicht mehr geht, bringt ihr mich und die Mädchen auf die Insel, haste versprochen. Kann man auf dein Wort überhaupt was geben?“
    Also doch. Paul hatte den Verstand verloren. Glaubte tatsächlich, sich jetzt aus der Affäre stehlen und Hugh mit dem von ihm mitproduzierten Scherbenhaufen zurücklassen zu können, während er sich auf Staatskosten zur Ruhe setzte. Er hatte gute Lust, Paul seine Pistole zu präsentieren. Stattdessen war ausgerechnet jetzt gefragt, was Will immer Fingerspitzengefühl nannte. Also faltete er die Hände, Fingerspitzen an der Unterlippe.
    „Wenn ich mich recht erinnere, hast du uns Informationen gegen Geld angeboten – freiwillig. Wir haben dich immer prompt bezahlt.“
    Paul sah ihn an,

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