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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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zahlloser unerwünschter Mitwisser teilen, sobald Dally wieder zur Vernunft gekommen war.
    Er ließ ihre Hand los. All die Erklärungen, die ihm vorhin so leicht über die Lippen gekommen waren, schwollen an wie Heliumballons und schwebten außer Reichweite.
    „Wahrscheinlich sollte ich einfach abhauen.“
    Sandras Hände flüchteten sich unter ihre hochgezogenen Schultern. Ihr Atem hallte in der Enge des Badezimmers. Auch eine Antwort.
    Sie folgte ihm nicht ins Zimmer, als er sich in seine Stiefel zwängte, seinen Pullover und die Jeansjacke aufhob.
    Der Flur lag wie ausgestorben und nur spärlich beleuchtet vor ihm. Der Teppich schluckte jedes Geräusch. Es war, als bewegte er sich durch eine Nebelwand. Sein Leben fiel derzeit Stück für Stück in sich zusammen, und jeder Versuch, dagegen anzukämpfen, schien den Verfall weiter zu beschleunigen. War es tatsächlich so ein Glück gewesen, dass man ihn damals rechtzeitig am Boden seiner Zelle gefunden hatte? Die ewige Verdammnis schien ihm auch ohne Selbstmord sicher.

Das Bauernopfer
     
    Erst einmal hatte Hugh sich mit Paul beim großen Marks & Spencer in Sprucefield verabredet, nach dessen allererstem Anruf. Obwohl der breite Dachvorsprung heute wie damals Unterschlupf vor dem Regen bot, dessen Prasseln eher an Kieselsteine als an Wasser erinnerte, versuchte er, diesen Treffpunkt zu meiden. Viel zu exponiert für seinen Geschmack. Aber Agent Pauls Ton schloss jede Alternative zu seinem Vorschlag aus, und Hugh hatte ihn gewähren lassen. Nicht einmal den Fahrer wollte Paul diesmal in Anspruch nehmen, sondern selbst kommen. Vielleicht Teil eines Plans. Vielleicht hatte er seinen Provo-Freunden ein neues Ziel ausgesucht. Aufstrebender Detective Inspector von Heckenschützen niedergestreckt, während er den Kauf von preiswertem Karopullover erwägt. Ja, warum nicht? Unter dem Faltdach klang sein Lachen hohl.
    Natürlich hatte er sich nicht ganz auf Agent Pauls Charakterfestigkeit verlassen. Zwanzig Minuten lang hatte er alle Parkplätze des Einkaufszentrums abgeklappert, Dächer und Lagerrampen nach verdächtigen Gestalten abgesucht. Bei seiner Kleidung hatte er weniger Voraussicht bewiesen. Seine Finger waren steif vor Kälte. Was konnte man von einem November erwarten, dessen Vorgänger schon Kälterekorde aufgestellt hatte? Alles erträglich, solange Paul auftauchte, und das alleine. Er hatte sich nicht gut angehört gestern. Hatte geschrien wie ein hysterisches Weib, dann zusammenhanglose Vorwürfe gegen Ferguson, Doherty und sogar Hugh ausgestoßen. Darauf zu vertrauen, dass Pauls rationales Selbst die Kontrolle behielt, war ein Risiko, das Hugh wohl oder übel eingehen musste. Wenn er falsch lag, hatte er immer noch seine Dienstpistole im Holster unter seiner linken Schulter.
    Falls Paul jetzt ausklinkte, musste er ihn womöglich aufgeben. Ihn und seine Familie entweder übersiedeln oder ihn denen überlassen, die er betrogen hatte. Egal wie. Alles, was er in den letzten zwei Jahren in den Fall Hanlon investiert hatte, wäre damit verloren, seine Karrierechancen inklusive. Paul war ein Glücksfall. Einen neuen Informanten in gleichwertiger Position zu finden und aufzubauen würde Jahre dauern. Jahre, die Hanlon und Doherty weiter für Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Mord und ihre eigene Bereicherung nützen würden.
    Kannst du die Situation im Griff behalten oder brauchst du Hilfe?, hatte Superintendent Freeman nach Hughs Bericht über die Geschehnisse an Halloween gefragt. Eine Warnung. Freeman verzieh keine Fehler. Wenn Hugh die Operation erfolgreich durchzog, würden Freeman und er aufsteigen. Wenn etwas schieflief, würde Freeman ihn fallen lassen, um nicht mit Fehlleistung und Versagen assoziiert zu werden. Er hatte sicher noch andere Protegés in petto.
    Schlug ‚Brutus‘ fehl, hatte er ähnlich gute Chancen zur Beförderung wie Will, mit dem Unterschied, dass er Wills Ignoranz der eigenen Lage gegenüber nicht teilte. Dem war seine Karriere von Anfang an einerlei gewesen. Doch für mühsame Psycho-Touren wie mit Fergusons Ami-Schnitte, dafür war er der richtige Mann.
    Hugh sprach lieber Klartext. Wenn er Agent Paul heute vor einer Kurzschlussreaktion bewahren konnte, war ‚Brutus‘ wieder auf Schiene. Objektiv gesehen brachte Rory Sullivans Tod den Plan in eine bessere Ausgangslage. Das Szenario breitete sich glasklar vor ihm aus, wie das Raster an Begrenzungslinien und Richtungsangaben am Marks & Spencer-Kundenparkplatz. Ließ man Emotionen

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