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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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übereinandergeschlagen und die Hände über dem Knie gefaltet. Unter den Ärmeln ihres Blazers, den sie zur Jeans trug, blitzte eine schwere, goldene Gliederkette hervor. Viel zu protzig für ihre Handgelenke.
    „Es ist alles andere als ein Verhör, Miss Baldauf. Sie haben recht, es tut mir leid, ich muss Sie erschreckt haben.“
    „Kein Problem“, entgegnete sie in einem Ton, der das Gegenteil besagte. Sie rieb wieder die Lippen aufeinander. Von Floskeln schien sie wenig zu halten. Sollte ihm recht sein.
    „Viel mehr als Familienstammbäume interessiert mich eigentlich Ihr Freund, Dallas Ferguson.“
    Ein missbilligender Zug erschien um ihre Mundwinkel.
    „Was ist mit ihm? Den kenne ich nur flüchtig.“
    „Sie müssen wissen, Mister Ferguson ist hier in Belfast kein Unbekannter.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Will lehnte sich nach vorne und stützte die Ellbogen auf die Knie.
    „Vor einigen Jahren wurde er wegen Besitzes einer Waffe mit terroristischem Hintergrund verurteilt, und wir haben Grund zur Annahme“, er räusperte sich, „dass Mister Ferguson sich seit seiner Entlassung wieder mit terroristischen Aktivitäten assoziiert.“
    Ihr Oberkörper lehnte entspannt im Sessel, doch ihre Knie waren gegeneinandergepresst, die Augen in Konzentration verengt, die Kiefer angespannt in Erwartung von Wills entscheidendem Schlag.
    „Sie meinen, er ist ein Bombenleger?“
    Die Direktheit ihrer Worte stand im Gegensatz zu ihrem anfänglichen Charme. Ihre Selbstbeherrschung forderte eindeutig all ihre Kraft, die von seiner langsamen Annäherung an das Thema zunehmend aufgezehrt wurde. Er war auf einem guten Weg.
    „Ich habe leider nicht die Befugnis, darüber Auskunft zu geben.“
    „Immerhin scheinen Sie die Befugnis zu haben, mich über private Angelegenheit zu befragen. Habe ich dann nicht auch das Recht, zu erfahren, warum Sie das tun?“
    Ihre herausfordernd nach oben gezogenen Augenbrauen amüsierten Will. Gut, dass Hugh nicht hier war. Frauen, die sich selbstbewusst oder gar dominant verhielten, und sei es noch so oberflächlich, waren ein rotes Tuch für ihn. Er hätte den ganzen Werkzeugkasten des Bad Cops ausgepackt, Sandra Baldauf auf den Baum gejagt und sie als Informationsquelle verloren. Will betrachtete Widerspenstigkeit als Herausforderung.
    Sandra Baldauf kramte mit zunehmender Ungeduld in ihrer Tasche.
    „Kann ich Ihnen eine spendieren?“
    Will rauchte so gut wie nie, doch hatte er in jeder seiner Taschen ein paar Kippen. Erstaunlich, wie gemeinsames Qualmen solidarisierte, war das Angebot erst einmal angenommen.
    Gerade das schien Sandra Baldauf zu befürchten. Sie betrachtete die vom Langzeitgebrauch zerknautschte Packung, als hätte Will verlangt, dafür ihre Seele zu verkaufen. Schließlich schürzten sich ihre Lippen.
    „Meine Lieblingsmarke. Sie haben gewonnen.“
    Wills Feuerzeug ignorierte sie. Stattdessen holte sie Streichhölzer aus der Tasche ihres beigefarbenen Mantels.
    Durch die Verbindungstür zur Hotelbar drang ein Durcheinander an Stimmen. Harry, der Rezeptionist, blätterte mit leerem Blick in einem Magazin.
    Will wartete, bis Sandra Baldaufs von leisen Flüchen untermalten Versuche, ein Streichholz anzuzünden, erfolgreich waren. Ihr erster Zug war so heftig, dass er das verglimmende Papier knistern hören konnte.
    „Sie müssen entschuldigen“, stieß sie gemeinsam mit einer Rauchwolke aus, „aber ich bin ziemlich angespannt in letzter Zeit. Die Atmosphäre in dieser Stadt – ich trau mich nicht mal die Nachrichten zu hören.“
    „Ja, daran müssen Sie sich hier gewöhnen.“
    Sie lachte ungläubig.
    „Wenn Sie sich hören könnten …“, sie sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, entschied sich stattdessen für einen weiteren Zug an der Zigarette. Will wartete eine Weile, doch sie rieb nur die Lippen aneinander.
    „Erzählen Sie mir, wie Sie Mister Ferguson kennengelernt haben.“
    Sie presste die halb gerauchte Zigarette in den Glasaschenbecher am Tisch, nur um sich noch einmal an Wills Vorrat zu bedienen.
    „Auf der Party eines unserer Geschäftspartner.“
    „Was heißt ‚unser‘?“
    „Ich arbeite für einen Immobilieninvestor aus Boston. Irland ist ein großer Hoffnungsmarkt in Europa, und ich soll ein Netzwerk an Kontakten hier aufbauen.“
    „Das klingt nach einem harten Job. Und wie geht das Geschäft?“
    „In der Republik gut, im Norden haben wir noch viel vor uns. Die Leute sind bei Weitem misstrauischer.“
    „Wundert Sie das?“
    Sie

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