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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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wirkte wie sein Kopfschütteln. „Das zu akzeptieren ist schwer für dich, keine Frage. Aber JR hat sich schon fast selbst erledigt. Er braucht nur noch einen kleinen Schubs. Hanlon und Doherty küssen dir die Füße, die Bewegung hat ihren Seelenfrieden, und du stehst mit weißer Weste da.“
    „Und wenn es schiefgeht?“, fragte Paul in den immer heftiger prasselnden Regen.
    „Dann übersiedelt deine Familie eben. West-Schottland ist ’ne schöne Gegend, hab ich gehört.“
    Eine Pause entstand. Paul verzog den Mund zur Groteske eines Lächelns. Vielleicht stellte er sich gerade einen Spaziergang durch die Highlands vor. Dann wurde er ernst, atmete die regenschwere Luft ein und wieder aus.
    „Was muss ich tun?“, fragte er.

Schein und Sein
     
    Zweieinhalb Stunden hatte Will damit verbracht, die ankommenden und abreisenden Gäste, die Kurierboten und Taxifahrer, die Kofferträger, Haustechniker, Kellner und Rezeptionisten zu beobachten, die zwischen Eingang, Lobby und den Lifts des York Hotels zirkulierten. Als Sandra Baldauf schließlich durch die Drehtür stöckelte, erkannte er sie mühelos, obwohl ihr Kamelhaarmantel und die perfekte Hochsteckfrisur wenig mit dem zerzausten Polizeiporträt gemein hatten. Sie wirkte energiegeladen und in Gedanken an etwas Positives. Will nickte dem schmalschultrigen Rezeptionisten ‚in Ausbildung‘ mit Prinz-Eisenherz-Frisur zu, der seit Wills Ankunft vergeblich mit seiner Aufregung kämpfte. Jetzt nickte er, schoss aus seinem Stuhl hoch, räusperte sich, zog seine Krawatte und das goldene Namensschild auf seinem Revers zurecht.
    „Wie geht’s Ihnen heute Abend, Harry?“
    Der Rezeptionist lächelte nervös, ließ den Zimmerschlüssel mit der schwarzen Plastikellipse daran in ihre aufgesperrte Hand fallen und machte eine vage Geste in Wills Richtung.
    „Nicht schlecht, Miss Baldauf. Da drüben wartet ein Gentleman auf Sie.“
    „Tatsächlich?“ Sandra Baldauf stand am Grat zwischen angeheitert und betrunken. Ihr Blick folgte der Handbewegung des Rezeptionisten, wanderte an Will vorbei, durch den leeren Raum, kehrte zurück. Ihr Lächeln wurde zusehends ratloser.
    Der Stuhl war verdammt weich. Sich souverän daraus zu erheben war unmöglich. Daran hätte er früher denken sollen.
    „Guten Abend, Miss Baldauf, ich bin Detective McCrea, Kriminalpolizei Belfast. Verzeihen Sie die späte Störung.“
    Zuerst wich sie zurück, doch dann reichte sie ihm ihre Hand und drückte erstaunlich fest zu. Keineswegs so überrascht, wie Will es von ihr erwartet hatte. Ihre Lippen rieben sich aneinander, verteilten Reste von Lippenstift und Rotwein.
    „Hab ich etwas angestellt, Detective?“ Ihr Blick in seine Augen war betont lange. Alkoholinduzierter Mut.
    „Aber nein, ich möchte mich nur eine Weile mit Ihnen unterhalten.“
    „Natürlich.“ Sie wandte sich zum Rezeptionisten um, als wollte sie sich seiner Unterstützung versichern, sollte Will über sie herfallen. Der hatte sich in das Hinterzimmer der Rezeption zurückgezogen. Will sah ihn durch den Türspalt in der unkonzentrierten Geschäftigkeit des heimlich Lauschenden hantieren.
    „Nehmen wir doch zuerst Platz.“ Er dirigierte Sandra Baldauf sachte durch die Landschaft aus Ohrensesseln und kniehohen Beistelltischen in den hinteren Teil der Hotellobby. Die grünen Glasschirme der altmodischen Tischlampen aus Messing ließen ihr Gesicht sehr blass aussehen. Sie stellte ihre großformatige Umhängetasche neben sich auf den Teppich. Ein Schreibblock, Magazine mit selbstklebenden Notizzetteln und Papiere in Klarsichtfolien lugten über den Rand.
    „Cassandra Baldauf ist ein ungewöhnlicher Name. Woher kommt er?“
    „Bitte, nennen Sie mich Sandra. Baldauf ist jüdisch. Mein Vater wurde in Polen geboren.“
    „Haben Sie auch irische Vorfahren? Sie sehen ein bisschen so aus.“
    „Das haben mir schon viele gesagt.“ Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie dieser Frage überdrüssig war. „Seltsamerweise immer Männer.“ Sie überlegte eine Sekunde. „Vielleicht deshalb mein Name. Cassandra ist griechisch für ‚die Männer Verwirrende‘, wussten Sie das?“ Im Halbdunkel sah es so aus, als blinzelte sie ihm zu, nur um sich an seiner Irritation darüber zu erfreuen. „Detective, ich hatte einen anstrengenden Tag und muss morgen früh raus. Sie werden verstehen, dass ich auch verwirrt bin. Können Sie mir erklären, warum ich verhört werde?“
    Eine gute Ad-hoc-Rede, nicht einmal gezittert. Sie hatte ihre Beine

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