Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
Vom Netzwerk:
eigene Genugtuung darüber bereitete Will fast schon Sorgen.
    Er beobachtete Kate im Kampf mit den zähen Käsefäden ihrer Pizza.
    „Seit wir uns getroffen haben, geht vieles besser. Du bist so positiv, trotz allem. Im Vergleich dazu hab ich mich wie ein erbitterter Greis gefühlt.“
    Sie errötete heftiger als erwartet.
    „Das ist lieb von dir“, sagte sie und schluckte. „Aber ich glaub nicht, dass eine alte Bridge-Tante wie ich so viel Einfluss darauf hat.“
    Sie liebte es, ihn mit Anspielungen auf das peinliche Ende ihrer ersten Begegnung in Verlegenheit zu bringen. „Du nimmst endlich den Kampf auf, und das ist gut so. Das Leben ist zu kurz zum Verzweifeln.“
    Kates Wange beulte sich, wo ihre Zunge nach Essensresten zwischen ihren Zähnen tastete. Von ihren angewachsenen Ohrläppchen baumelten auffällige Gehänge aus Glasperlen. Vielleicht ein Mitbringsel aus Ländern, die Will nur im Geiste bereist hatte.
    „Leicht gesagt, schwer getan.“
    „Du hast recht“, sie nahm einen Schluck aus dem Weinglas. „Meine Worte sind meistens stärker als ich selbst. Aber das ist zumindest ein Anfang.“
    „Glaub’s oder nicht, aber ich hab sogar mal ein Versöhnungsprojekt gestartet.“
    „Ein Versöhnungsprojekt ?“ Sie lachte und nahm noch einen Schluck, um mit ihrer Überraschung fertigzuwerden.
    „Ja, vor ein paar Jahren, als ich Jenny grad geheiratet hatte – ich war auf einem kapitalen Höhenflug. Ich dachte, ich könnte die Welt hier allein aus den Angeln heben.“ Er betrachtete die rot-öligen Flecken auf seiner Serviette. „Ich hatte eine Frau vernommen, die bei einer Splitterbombe ihr rechtes Augen verloren hatte. Sie war so ein hübsches Ding, hatte Kunst studiert. Für ihren Abschluss hätte sie mehr perspektivisches Sehen gebraucht. Trotzdem wollte sie immer wieder wissen, ob wir etwas über die Verantwortlichen des Anschlages wüssten, sie wollte ihnen gerne mal in die Augen sehen und ihren Frieden schließen.“ Kate nickte, als erlebe sie gerade ein Déjà-vu. „Der Typ, der die Bombe gelegt hatte, hat sich während des Verhörs ständig selbst für seine Tat gegeißelt. Ich dachte, der will bloß sein Strafausmaß reduzieren. Dann kam er mit der Geschichte, dass er selbst den Tod eines Nachbarn durch ein Gummigeschoss der Armee miterlebt und sich danach zu einer Kurzschlussreaktion hatte überreden lassen, die er schon längst bereue, bla bla bla. Also hab ich ihm vorgeschlagen, die einäugige Frau zu treffen. Er hat eingewilligt und sie auch.“
    „Und was ist passiert?“ Kate nahm noch einen Schluck, ohne Will aus den Augen zu lassen.
    „Nichts. Das Mädchen ist nicht aufgetaucht. Den Jungen hättest du sehen sollen. Hat gewartet wie auf ein Date. Wer weiß, vielleicht wäre er auch nicht gekommen, hätte er nicht ohnehin im Gefängnis gesessen. Jedenfalls musste ich einsehen, dass die Realität nicht für Projekte wie diese geschaffen ist.“
    „Wie schade. War das dein einziger Versuch?“
    „Ich hatte damals zu wenig Zeit, um mich noch einmal aufzuraffen. Leute, die dazu bereit sind, findet man auch nicht wie Sand am Meer. Dann hat’s mich selbst getroffen. Und sieh mich an – nicht gerade ein Beispiel für Versöhnung und Vergebung. Ich wollte Leute von Dingen überzeugen, von denen ich keine Ahnung hatte. Wasser predigen, Wein trinken.“
    „Darauf trinke ich“, prostete Kate ihm zu, ihr nachdenkliches Gesicht voller kleiner Fältchen an Stellen, die Will zuvor nicht aufgefallen waren – an den Ohren zum Beispiel.
    „Gib dir Zeit“, meinte sie nach einer Pause. „Vielleicht probierst du es irgendwann noch einmal. Niemand kann – mir nichts, dir nichts – ein neues Kapitel im Leben aufschlagen. Deine Idee war vielleicht zu früh dran. Trotzdem finde ich sie fantastisch. Ich würde da sofort mitmachen.“ Ihre Augen glitzerten verwegen.
    Anstatt einer Antwort füllte Will ihre Gläser. Der Wein schien beinahe zähflüssig. Er hatte Ewigkeiten mit der Auswahl verbracht.
    Sein Pager im Vorzimmer meldete eine neue Nachricht, und er überließ Kate für einen Moment sich selbst.
    Es war Hughs Nummer. Nichts Neues. Im Crown mit Lou. Komm vorbei.
    Er seufzte und legte den Pager zurück an seinen Platz.
    Kate hob den Kopf von den Desserttellern, auf die sie gerade Löffel voll Trifle schöpfte. Üppig ergoss sich die Creme über das vollgesogene Biskuit.
    „Nachrichten von der Front?“
    „Nichts, was nicht bis morgen Zeit hat.“
    „Schön.“ Sie wandte sich wieder dem

Weitere Kostenlose Bücher