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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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vorsetzte, doch Jenny hatte es geliebt, und das war genug, um Will zufriedenzustellen.
    Kate summte leise die Melodie zu „La Vie en Rose“, als sie das Bild musterte. Dann entdeckte sie das einzig existierende Bild der vollständigen Familie McCrea und hielt es in die Höhe.
    „Das ist aber nett. Wo wurde das gemacht?“
    „Vor unserem Stall. Vater hatte eine kleine Fleckviehzucht. Hat nicht viel abgeworfen. Knechte konnte er sich nicht leisten. Dafür hatte er dann uns.“
    „Hattet ihr ein gutes Verhältnis? Du siehst ihn so bewundernd an.“
    „Nicht besonders. Mutter hat mich ständig gedrängt, mein Feuermal zu verstecken. Deshalb hab ich mein Gesicht auf Fotos immer nach rechts gedreht. Für sie war das ein richtiger Schandfleck.“
    „Das stimmt sicher nicht!“, protestierte Kate.
    Will hob die Schultern.
    „So war Mutter eben. Sie hatte was gegen Unregelmäßigkeiten. Und gerade die haben sie ihr ganzes Leben lang verfolgt.“
    „Die Arme, hat sie viel gelitten?“ Kate schien zu bereuen, das scheinbar unverfängliche Thema überhaupt angeschnitten zu haben.
    „Naaa, sie hatte kein schlimmeres Leben als der Durchschnitt. Ungeplant schwanger“, er zeigte auf sein zwölfjähriges Selbst im Konfirmationsanzug, den seine Mutter von einer Nachbarin erschnorrt hatte, „Notfallhochzeit, Leben als Ehefrau eines Mannes, der auch ohne Alkohol und Pferde ständig knapp bei Kasse war. Ich könnte dir an zwei Händen Frauen aufzählen, denen es ähnlich oder schlimmer ging. Aber sie hatte ein schweres Gemüt. Jedes kleine Hindernis in ihrem Leben hat sie als persönliche Rache Gottes interpretiert. Daran ist sie verzweifelt. Irgendwie hat sie schon mit vierzig auf den Tod gewartet, glaub ich. Zuerst erwischt hat es natürlich trotzdem Vater. Er hat eine unserer Kühe am Euter untersucht, und da hat sie ihn an der Schläfe getreten.“
    „Mein Gott, Will …“
    „Das ist schon dreißig Jahre her. Für Mutter war’s sogar eine positive Wende. Vater war versichert, Frank, Claire und ich aus dem Haus. Sie hat die Zucht bei erster Gelegenheit verkauft und nicht mehr viel gemacht außer Tischtücher besticken. Wenn sie sich mal davon trennen konnte, hat sie die samstags in Omagh verkauft. Den Rest haben wir geerbt.“
    Kate wechselte in ihrem watschelnden Gang vom Wohnzimmerregal zum Esstisch und betrachtete die mit gelben und grünen Blumen übersäte Tischdecke.
    Draußen näherte sich das aggressive Summen eines Kleinmotorrades, erstarb dann. Wenige Sekunden später klingelte es. Die Melodie von Big Ben und Tausenden anderen Kirchen. Kate richtete sich auf.
    „Das muss die Pizza sein. Ich mach auf.“
    Instinktiv packte Will sie beim Arm.
    Das Splittern von Holz. Nackte Füße auf der Treppe, dann ein Körper. Augen aus Glas.
    „ Nicht. Das letzte Mal, als hier eine Frau an die Tür ging, stand die IRA draußen. Lass mich das machen.“
    Kate sah erschrocken drein.
    „Oh, entschuldige.“
    Durch den Spion in der neuen Sicherheitstür sah Will den pickeligen Pizzaboten mit Pferdeschwanz und einer verkehrt herum aufgesetzten Baseballkappe. Er ließ giftgrüne Kaugummiblasen platzen. Reste davon hingen an den kleinen Silberringen in seinem Nasenflügel.
    „Macht zwölf Pfund, Sir.“
     
    Bei seiner Rückkehr saß Kate am gedeckten Tisch, der Wein dunkelrot und besitzergreifend in den Gläsern.
    „Auf deine erste Pizzaservice-Bestellung.“
    „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für mich.“
    Eine Weile saßen sie schweigend am Tisch, lösten nach Kates Beispiel eine Ecke nach der anderen aus ihren Pizzen, bis sie über ihr eigenes Schmatzen lachen mussten.
    Erst jetzt fiel Will auf, dass sie den Pullover trug, den sie von Fergusons Sohn wiederbekommen hatte. Leuchtendes Rot, schwarzes Rautenmuster.
    „Gut siehst du aus“, unterbrach Kate die aufsteigende Assoziation.
    „Alte Schmeichlerin. Ich dachte, ich wähle mein Feuermal heute passend zu deinem Outfit.“
    „Nein wirklich“, sie strahlte ihn über ihre Pizzaschnitte hinweg an. „Seit ich dich kenne, warst du noch nie so … entspannt.“
    „Wir hatten eine erfolgreiche Woche“, sagte er und begegnete Kates Stirnrunzeln mit einem Lächeln. Es gab allen Grund dazu. Immerhin hatte er mit Sandra Baldauf die einzige aussagebereite Zeugin aufgetan, nicht Hugh. Der wartete seit Stunden auf einen versprochenen Anruf von Agent Paul. Doch der war abgetaucht, verschollen, nicht zu erreichen. Die Zuverlässigkeit in Person. Seine

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