Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
Vom Netzwerk:
Trifle zu. Ihre Stirnfransen zuckten leicht, wenn sie blinzelte. Ihre Haare glänzten kastanienfarben, so wie damals am Wasserfall.
    Will wurde feierlich zumute. Als stünden er und Kate am Beginn von etwas, das zwar keinen Sinn ergab, sich aber gut anfühlte. Richtig. Ein neues Kapitel.
    „Sag mal, was hältst du eigentlich von ‚Coronation Street‘?“
    „Aaaaach, furchtbar abgeschmackt“, sie wedelte mit der Hand, wie um Gestank zu vertreiben. „Ich hab noch nie eine Folge verpasst.“
    Er sah auf die Uhr und lachte.
    „Dann wird’s höchste Zeit, auf die Couch zu wechseln.“

Unter Freunden
     
    „Sieh dir die Leute an – ein Sinnbild der Scheinheiligkeit.“ Missmutig zupfte Seán an seinen Jackettärmeln. Erst vor einer Stunde war er aus dem Bett gestolpert, hatte sich nach einem hastigen Kaffee auf die Suche nach seinem ‚ Totengräberanzug ‘ gemacht und sich Dally auf dessen Weg zu ihren Eltern und weiter zu den Sullivans angeschlossen. Jetzt blinzelte er rotäugig in die Runde und schüttelte den Kopf.
    „Sieh sie dir an“, wiederholte er vernehmlicher. „Tun so, als wär’s ’ne große Verschwörung, dabei weiß jeder, dass die Blödmänner selbst an allem schuld waren.“
    Dally hörte nur mit halbem Ohr zu. Er hatte andere Sorgen. Der Aufmarsch von Figuren, auf die er hätte verzichten können, beispielsweise.
    Doherty ignorierte ihn demonstrativ, während Hanlon ihm mit undurchdringlichem Lächeln zugenickt hatte. Im Schlepptau hatten sie diesen Freak von Rooney. Ein Gipfeltreffen von Dallys Feinden, alt und neu. Also sich hinter der Familie verschanzen und so unauffällig wie möglich verhalten. Keine leichte Aufgabe mit einem verkaterten Seán an seiner Seite.
    Im Wohnzimmer betete jemand den schmerzhaften Rosenkranz vor, gefolgt von einem Kanon leiserer Stimmen. Er sah sie vor sich – Liam und Conor stehend, Anne sitzend, Beileidsbezeugungen entgegennehmend, wie die Heilige Familie. Seit ihrer Ankunft kämpfte er mit sich, endlich reinzugehen und es hinter sich zu bringen.
    Kieran hatte Dallys ursprünglichen Plan, den Sullivans im Schutz seiner eigenen Familie gegenüberzutreten, durchkreuzt. Mitten im Eingang hatte er einem gewissen Cormac von seinem jüngsten Nachwuchs zu erzählen begonnen. Bis Dally ihn daran erinnerte hatte, dass er allen Nachkommenden den Weg versperrte, hatten Seán und er den Anschluss an den Rest der Familie verloren. Seitdem warteten sie am Fuß der Treppe auf Kieran, um, so Klugscheißer Seán, die Phalanx zumindest halbwegs aufrechtzuerhalten .
    Bisher keine Spur von ihm. Stattdessen lauter Nachbarn, Verwandte, Freunde, Bekannte und Unbekannte, die sich von der Haustür zum Wohnzimmereingang wälzten und am unteren Ende des Ganges wieder aus der Küche quollen. Er meinte, das verheißungsvolle Klickediklick des Perlenvorhangs noch hören zu können. Anne Sullivan, die ihnen die zu Hause verbotene Coca Cola aus dem Kühlschrank holte. Conor, der zu seinen Republikaner-Schnurren aus dem Grenzkampf ansetzte. Liams und Rorys Beatles-Frisuren, Kierans ständig aufgeschürfte Knie, Seáns große Klappe. War das tatsächlich alles in diesem Haus passiert?
    „Sorry, du verwechselst mich. JR ist mein Bruder“, sagte Seán neben ihm. „Das ist der da.“
    Schon drängte sich Gerard Rooney zwischen sie.
    „Hab ich dich erschreckt?“ Rooneys Reptilienaugen schlossen sich zur Hälfte, öffneten sich wieder. Er fasste Dally bei der Schulter. Viel zu nahe. Er wollte zurücktreten, doch die Kante des Geländerpfostens bohrte sich in seine Rückenwirbel.
    „Schon in Ordnung.“
    Rooney fixierte ihn. Jeder nannte ihn ‚den Skorpion‘, wegen seiner trippelnden Schritte, der abstoßend geschmeidigen Bewegungen und seiner Sammlung an Stichmessern. Während des letzten Trainings, noch vor seiner Warnung an Aidan, hatte Rooney ein paar anderen jungen Freiwilligen gegenüber mit seiner zweistelligen Kollektion geprahlt.
    Einweihen tu ich sie immer selbst, hatte er gesagt und dabei seinen linken, von Narben übersäten Oberarm entblößt. Seine Stimme war ebenso wie seine Haare stets von Fett überzogen, und er hatte keine Freunde – aber viele, denen er unheimlich genug war, um sich dafür auszugeben.
    „Eine Katastrophe, was geschehen ist, nicht wahr?“ Kein Zweifel, wem Rooney die Schuld daran zuschrieb. Hinter seinem Rücken schnitt Seán eine Grimasse. Dann trat er vor Rooney, streckte ihm die Hand entgegen.
    „Ich glaub, wir kennen uns noch nicht. Ich bin JRs

Weitere Kostenlose Bücher