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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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hob sich beschwichtigend. „Es gibt keinen Grund, so heftig zu werden. Wir sind hier unter Freunden.“
    Dally starrte ihn an. Hanlon zuckte tatsächlich nicht mit der Wimper.
    „Es sind unsichere Zeiten“, mit Daumen und Zeigefinger rieb er sich Speichelablagerungen aus dem Mundwinkel. „Die Besatzer haben sich in unsere Reihen eingekauft. Sie haben die schwächsten Glieder der Kette aufgespürt, anders wären die Enttäuschungen der letzten Monate nicht möglich. Wir müssen unseren Freiwilligen vertrauen können, sonst sind wir alle dem Untergang geweiht, verstehst du das?“
    Noch Sekunden vor Hanlons Beitrag hatte er die Wahrheit sagen wollen. Dallas Ferguson und der bewaffnete Kampf – keine gute Idee. Inzwischen war ihm klar, dass er ohnehin auf einem Pulverfass saß. Wenn er jetzt noch begann, von Ausstieg zu sprechen, konnte er sich gleich selbst in den Kopf schießen. Also lieber schweigen. Vielleicht hatte er Glück und sie warfen ihn raus.
    „Ist dir diesbezüglich etwas Verdächtiges in der Einheit aufgefallen?“
    „Nein, nie.“ Die Antwort war mehr Reflex als Überzeugung, trotzdem schien sie Hanlon zu genügen. Er nickte sachte und drehte ab, ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder.
    „Liam hegt trotz allem keinen Groll gegen dich. Manchmal frage ich mich, wie er es schafft, die ganze Situation zu meistern.“ Dally ersparte sich eine Entgegnung. Liam wurde also freigesprochen. Oder gar heilig. „Wir haben beschlossen, uns ihm anzuschließen und es noch einmal zu probieren.“
    Was noch einmal probieren?
    „Bilson ist und bleibt fällig.“ Doherty schien erleichtert, dass sich das Gespräch wieder Operativem zuwandte. „Nächsten Montag – Whiterock Road – Einsatzbesprechung.“ Sein Zeigefinger klopfte den Takt. „Du weißt, welches der Häuser unseres ist. Bis dahin bewegst du dich keinen Zentimeter aus Belfast raus, ist das klar?“
    Dally nickte. Er wollte nur raus hier. Den Rest würde er sich danach überlegen.
    „Das ist beruhigend.“ Nichts an Doherty sah nach Beruhigung aus.
    „Wir sollten jetzt nach unten gehen“, sagte Hanlon. „Wir haben lange genug gefehlt.“ Sein wohlwollendes Gesicht gefiel Dally noch weniger als sein ernstes.
    Hanlon öffnete die Tür.
    Da lehnte Seán in seiner üblichen Lässig-Attitüde neben Rooney am Dielengeländer und grinste, wie immer, wenn er ein seiner Meinung nach gelungenes Bonmot geliefert hatte. Weder Rooneys feindseliger Blick noch Dohertys Stirnrunzeln schienen ihn zu irritieren.
    „Da ist er ja.“ Er stieß sich vom Geländer ab. „Wollte sehen, ob du so weit bist.“
    „Ich nehme an, einer von Dallas’ Brüdern?“, ließ Hanlon sein Gälisch übergangslos fallen. „Unverkennbar“, beantwortete er sich die Frage gleich selbst und lächelte. „Schön, noch einen Ferguson kennenzulernen. Schade nur, dass es aus so einem traurigen Anlass passieren muss.“
    „Hm, ja.“ Seán neigte den Kopf nach rechts, verkniff sich zum Glück aber einen weiteren Kommentar. Er zwinkerte Rooney zu, der ihn bloß wieder mit geschlitzten Augen taxierte und Doherty nach unten folgte.
    „Ich habe gehört, Sie leben in Dublin?“
    „Ja, ich arbeite für die Irish Times.“
    Hanlon hob anerkennend die Augenbrauen, während Seán einen Ist doch wahr -Blick zu Dally warf.
    „Da sind Sie einer der Glücklichen, die in der Republik einen Job haben.“
    „Stimmt“, pflichtete Seán bei, um zu Dallys Entsetzen noch hinzuzufügen: „Aber wir werden immer mehr. Irgendwann überrede ich Dally noch, dasselbe zu tun.“
    Dally glaubte, ein Schmunzeln über Hanlons Lippen huschen zu sehen.
    „Tatsächlich? Ich hoffe doch, Dally bleibt uns noch ein Weilchen erhalten.“
    Dally brachte nicht mehr zustande als ein halbgares Lächeln.
    „Ich denke, wir sollten gehen.“ Hanlon machte eine einladende Geste die Treppe hinunter. „Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Seán.“
    Der präsentierte sein Tom-Cruise-Lächeln – abzüglich der geraden, weißen Zähne.
    „Geht mir ganz genauso.“
     
    Irgendwie schafften sie es, Hanlon gleich am Fuß der Treppe abzuhängen. Seán drängte sich und Dally in die Schlange der Kondolenten in Richtung Wohnzimmer.
    „Was sollte die Nummer mit Rooney? Der versteht keinen Spaß.“
    „Hab ich gemerkt“, entgegnete Seán gelassen und lächelte in sich hinein.
    „Du verstehst nicht. Wenn der angepisst ist, kriegste eins auf die Nase – bestenfalls.“
    Sie rückten vor, dem Murmeln der Betenden entgegen.
    …

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