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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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und ließ ihn frösteln.
    Der Radiowecker auf Maries Nachttisch zeigte 3:20 Uhr. Knappe zwei Stunden Schlaf.
    Nichts rührte sich, nur der schwache Schein der Straßenlaternen schlängelte sich durch den Spalt im Vorhang, brachte den Fotorahmen neben seinem Kopfkissen zum Schimmern. Marie, die auf einem nassen Kiesweg hockte, die Sonnenbrille ins offene Haar geschoben, ihr knallroter Mantel streifte den Boden. Von hinten umklammerte sie den fünfjährigen Ben, der ein Schild in der Hand hielt, die bunten Buchstaben darauf eher gemalt als bewusst gesetzt. Willkommen zu Hause.
    Er wartete weiter, lauschte seinem gehetzten Atem. Wartete auf Gewissheit.
    Schließlich stand er auf, wechselte im Dunkeln das T-Shirt und stieg die Treppen nach unten, das schwache Schnarchen aus Seáns Zimmer im Rücken.

Herr der Lage
     
    Für Notfälle bewahrte Hugh immer ein paar Dosen Harp Lager in der untersten Schreibtisch-Schublade auf. Zwei davon glänzten zerbeult im Papierkorb, als Will eintrat.
    „Bereit zur Lagebesprechung“, sagte er und schlug die Absätze seiner Schuhe zusammen. Hugh verzog keine Miene. So gerne er über seine Erfolge räsonierte, so wortkarg wurde er, wenn die Entwicklung zu wünschen übrig ließ. Er bedeutete Will mit Augenrollen und Kopfneigen, die Tür ins Büro des kleinen Lou zu schließen. Anschließend streckte er ihm ein Harp entgegen.
    Dabei hatte er sowieso schon zu wenig geschlafen. Kate hatte gar nicht daran gedacht, nach ‚Coronation Street‘ nach Hause zu gehen, sondern ihn in einen philosophischen Diskurs über Frank Sinatras Karriere, dessen Mafia-Verbindungen, John F. Kennedy und später den amerikanischen Einsatz in Somalia verwickelt. Nach dem dritten Glas Wein war ihr schwindlig geworden, und sie hatte den Rest des Abends unter seiner karierten Decke verbracht – und die Nacht noch dazu. Gewärmt von Faye und bewacht von Will an seinem Platz auf der gegenüberliegenden Couch. Bis sechs hatte er kein Auge zugetan, dann hatte er sie geweckt und auf dem Weg ins Büro nach Hause gefahren.
    „Wie läuft’s bei dir?“, fragte Hugh, die Beine breit übereinandergeschlagen. Die Spitze seines Bikerstiefels wippte auf und ab.
    Will nahm einen Schluck aus der Dose. Kühlschrankkalt.
    „Wie geht’s deiner neuen Freundin? Sie heißt doch Kate, nicht?“
    „Wer sagt das?“
    Wills Verblüffung war schneller als seine Selbstkontrolle.
    „Hört man eben so“, zuckte Hugh die Achseln. „Ich dachte, ich frag mal dich. Ist es diese Kate?“
    „Ich hab mich ’n paarmal mit ihr getroffen, sie ist aber nicht meine Freundin. Und wenn – wäre das verboten?“
    „Aber ich bitte dich! Jeder hier wünscht dir, dass du so schnell wie möglich über die Sache hinwegkommst. Und wenn du das mit einer anderen Frau –“
    „Sie ist nicht meine Freundin, wir reden nur miteinander.“
    „Schon gut, schon gut“, bemühte sich Hugh um ein ernstes Gesicht. „Wann stellste sie mir denn mal vor?“
    „Sobald du aufhörst, sie meine Freundin zu nennen. Wolltest du deshalb mit mir sprechen? Ich hatte eigentlich auf Neuigkeiten von Agent Paul gehofft.“
    Hugh wischte sich mit dem Zeigefinger den Bierschaum aus dem Bart.
    „Die Neuigkeiten sind, dass es keine gibt. Alles, was von der Einheit noch übrig ist, steht still. Wir können nur warten.“ Hugh senkte die Stimme. „Ich hoffe für Paul, er wacht bald aus seinem Winterschlaf auf. Freeman sitzt mir ständig im Nacken.“
    „Glaubst du, es ist wegen der Beerdigung? Oder steckt was anderes dahinter?“
    „Bin mir nicht ganz sicher“, gab Hugh überraschend zu. „Bei unserem Treffen hat er fast die Nerven verloren. Kann sein, dass ihm der Boden zu heiß wird.“
    „Wahrscheinlich schaut man ihm jetzt noch mehr auf die Finger.“
    „Möglich …“, Hugh sah aus dem Fenster.
    „Was ist mit diesem Rooster Reilly? Wann ist er vernehmungsfähig?“
    Hughs Augen und Gedanken kehrten wieder zurück.
    „Deshalb wollte ich mit dir sprechen. Heute Nachmittag kommt er aus dem Royal hierher. Nimm ihn dir mal mit Oliver vor. Wahrscheinlich wird er einen auf geschwächt machen. Falls er überhaupt was sagt.“
    „Glaub ich kaum. Aber wenn du willst, dass ich mit ihm spreche …“
    „Du bist der psychologische Zauberer, nicht ich.“
    Will nahm Reillys Akte entgegen und betrachtete das Foto, das man im Krankenhaus von ihm geschossen hatte. Sah nicht so aus, als würde er das Wort psychologisch überhaupt buchstabieren können. Stumpfe Knopfaugen,

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