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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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führen.“
    Dally konzentrierte sich auf das Gewebemuster seines Overalls. Was für ein zynisches Arschloch Rory war. Warum war ihm das nie aufgefallen, die ganzen Jahre? Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr in letzter Zeit. Außer, dass Rory offenbar mehr Respekt vor einem Köter hatte als vor Menschen.
    Apropos. Da bellte einer, dem Gehör nach zu urteilen gerade mal wadenhoch.
    „Das ist er, glaub ich.“ Rory sah in den Rückspiegel, richtete sich im Sitz auf und kniff die Augen zusammen. Dallys Blick folgte seinem.
    Das Ziel näherte sich von hinten. Zu nahe, um noch eine Maske aufzusetzen.
    „Scheiße, wo kommt der so schnell her? Dieser verdammte Nebel!“
    „Nein, dein verdammtes Gequatsche!“
    Wie laut er geworden war, wurde Dally erst bewusst, als Rory sich nach einer Schrecksekunde noch einmal nach dem Ziel umdrehte.
    „Er wird langsamer“, murmelte er. „Das hat er garantiert gehört.“
    Jetzt oder nie. Dally stieß die Beifahrertür auf und wuchtete sich aus dem Sitz, auf den Gehsteig. Drehung um 90 Grad.
    Da stand er. Plötzlich keine Adresse mehr, sondern ein Mann in den 40ern, in Jogginghose und einem blitzblauen Kapuzen-T-Shirt, unrasiert, Salz und Pfeffer in den Haaren – eine ungepflegtere Version des Mannes auf dem Foto, das man Dally vor ihrer Abfahrt gezeigt hatte. Der weiße Hund, der mit hängender Zunge um ihn herumtrippelte, sah aus wie eine Puderquaste.
    Den Lauf der Browning zu Boden gerichtet, ging Dally auf das Ziel zu. Anscheinend arbeitete das Ziel als Portier bei der regionalen RUC-Station. Mehr hatte Liam nicht verraten, denn die Lage war klar: Als Katholik arbeitete man einfach nicht für die Polizei. Jeder wusste das. Es trotzdem zu tun konnte den Tod bedeuten. Der Typ hatte echt Rückgrat.
    Dally hob die gestreckten Arme und richtete die Browning auf das Ziel, das gerade noch einen kindlichen Steinwurf von ihm entfernt stand und ihn, dann die Browning, dann wieder ihn anstarrte. Zuerst verständnislos, dann verzerrt durch die Erkenntnis, dass Rückgrat allein diesmal nicht reichte.
    Was tust du hier? Mal wieder Herr über Leben und Tod?
    Er war hier, Rory war hier und das Ziel auch. Es gab eine einzige Option: weitermachen, es hinter sich bringen. Also an Castlereagh denken, an die Jahre im Gefängnis, die Einzelhaft, den Finger, der vor jedem Besuch in seinem Hintern nach geheimen Botschaften gestochert hatte, den Hohn jener, die danebenstanden und zusahen. Das half meistens.
    „Scheiße“, zischte das Ziel. Seine Stimme war viel höher als erwartet. Er hatte sich von ihm abgewandt, den linken Arm angehoben. Genau vor Herz und Kopf. Mist. Für einen einzigen sauberen Schuss war die Operation verloren. Rory fummelte immer noch im Auto an seiner Maske rum. Warten war keine Option. Also alleine. Hahn nach unten, Abzug durchziehen.
    Der Schuss zertrümmerte die morgendliche Stille. Hinter der rechten Körperhälfte des Ziels zerstäubte Blut zu karminrotem Nieseln.
    Eigenartig verdreht landete Ziel Nummer fünf auf dem Gehsteig und gab wirre Krächzer von sich. Die Puderquaste kläffte Dally wie von Sinnen an.
    Es war fast vorbei. Dally trat über das Ziel, das noch immer denselben geschockten Gesichtsausdruck im Gesicht trug wie bei Dallys Anblick. Er bewegte die Lippen, doch sein glasiger Blick sprach dafür, dass er bereits bewusstlos war.
    Dallys Puls verhärtete sich zu Hammerschlägen.
    So schnell ging das. Eben noch ein Mann, der sich ein paar zusätzliche Kröten als Portier einer Polizeistation verdiente und seinen Hund spazieren führte. Der sich über die ersten grauen Haare Gedanken machte, so wie Dally neuerdings. Der aussah, als könnte er ein Freund sein oder ein älterer Bruder. Jetzt ein verkrümmter Körper an der Bordsteinkante, unfähig wahrzunehmen, dass dies die letzten Sekunden seines Lebens waren.
    Tu’s nicht, Junge. Von dem Schuss kann er sich erholen.
    Mitleid konnte er sich nicht noch einmal leisten. Er zielte hinter das Ohr von Nummer fünf, schloss die Augen und drückte ab. Der Schuss überdeckte gnädig jedes andere Geräusch. Ohne die Lider zu öffnen, wandte Dally sich ab. Auftrag ausgeführt.
    Jetzt mussten sie sich so schnell wie möglich in Luft auflösen. In wenigen Sekunden würden die Fenster voller aufgeschreckter Nachbarn sein.
    Der Motor des Mazdas lief schon. Rory stand nur zwei Armlängen davon entfernt auf dem Gehsteig, die Waffe in der ausgestreckten Hand. Vorbildlich maskiert, 15 Sekunden zu spät. Wenn jemand den

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