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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Trinkbechern.
    Müdigkeit drückte Wills Schultern nieder, umklammerte den Kopf und zog ihn nach unten, dämpfte seinen Zorn.
    „Gibt es noch etwas, was Sie mir sagen wollen?“, beendete er seinen Tee und die Stille.
    „Sind Sie …“, sie hob die Hand vor den Mund, als hätte sie Angst, die Worte auszusprechen, „sind Sie sicher, dass Dally irgendwo festgehalten wird?“
    „Er ist seit gestern Abend abgängig, und wir haben Indizien, die dafür sprechen. Warum sind Sie sich denn nicht sicher?“
    Ihre Wangen waren jetzt ein Hauch von Rosa.
    „Vielleicht eine Stunde, bevor Sie mich abgeholt haben, hat mich die Rezeption angerufen“, Ihre Augen wurden glasig, als sehe sie die Erinnerung so besser vor sich. „Ich solle runterkommen, Dally würde mich gerne in der Hotelbar treffen.“
    Will seufzte so unauffällig wie möglich. Er wusste, wie es weiterging.
    „Als ich unten bin, ist niemand da. Ich hab ’ne Weile an der Bar gewartet, aber nicht mal die Rezeptionistin konnte ihn sehen.“ Sie zog an ihrer Zigarette, als wäre das ihre einzige Luftzufuhr. „Warum, glauben Sie, ist er wieder verschwunden?“ Unwillkürlich vollzog sie Wills Kopfschütteln langsam nach. „Oder war er’s gar nicht? War das die IRA?“ Aus ihrem Mund klang das nach Kino-Trailer. Harrison Ford. „Wollten die mir was tun?“
    „Unwahrscheinlich. Eher wollten sie mal ein Gesicht zum Namen. Haben Sie jemanden mit einer Kamera bemerkt?“
    Ihre Züge verfielen. Sogar ihre Zigarette vergaß sie. Wahrscheinlich dachte sie jetzt an Zeugen-Schutzprogramme. Gesichtsoperationen. Ein Leben in Motels. Sollte sie ruhig. Man schlief nicht mit Jennys Mörder und vertrieb Will dann noch aus seinem Haus.
    „Woher wissen die, dass ich hier wohne?“
    „Wahrscheinlich von Mister Ferguson selbst.“
    „Das glaub ich nicht“, sagte sie brüsk.
    „Vielleicht hatte er keine Wahl. Folter ist in diesen Kreisen keine Seltenheit.“ William McCrea, jetzt neu auch mit reduziertem Feingefühl.
    „Mein Gott“, ihre Hände umklammerten einander, ein Knäuel aus Adern und Knöcheln, „dann haben die vielleicht auch meine Adresse.“
    „Umso besser. Die finden schnell raus, dass Sie nicht haben, was sie wollen.“
    Wahrscheinlich hatten sie das schon, und Sandra Baldauf würde in eine aufgebrochene Wohnung heimkehren. Aber damit musste er sie jetzt nicht auch noch belasten.
    „Die wollen Ihnen nichts tun“, raffte sich der mitfühlende Will wieder auf. „Hier bleibt man lieber unter sich. Es kann nicht im Interesse der IRA liegen, einer unbeteiligten Amerikanerin Schaden zuzufügen. Die wollen ihre Freunde und Geldgeber nicht vergraulen. Haben Sie sich schon mal gefragt, warum in Dublin nie was passiert?“ Er neigte sich zu ihr und tätschelte ihre Hand. Eiskalt. „Nehmen Sie Urlaub, Sandra. Besuchen Sie die Familie oder schauen Sie sich Europa an, vergessen Sie mal alles.“ Ihr Blick folgte seiner Handbewegung. „In zwei Wochen hat sich der Smog verzogen, und Sie können Ihren Enkeln irgendwann eine verrückte Geschichte erzählen.“
    Sie lächelte verzagt, und Will erhob sich.
    „Ich werde mal nach Ihrem Chauffeur Ausschau halten.“
    „Sagen Sie, Detective“, sie stopfte das Gerippe ihrer verglühten Zigarette in den Aschenbecher, „hat Dally sich denn bei Ihnen gemeldet? Oder hab ich außer Ärger gar nichts zustande gebracht?“
    Es war, als warte sie auf seine Beurteilung ihrer Buntstift-Zeichnung.
    „Sie haben uns mehr geholfen, als Sie denken, Miss Baldauf.“
    Damit schien sie zufrieden zu sein. Ihr Lächeln festigte sich. Will drehte sich um und wurde beinahe von der aufschwingenden Tür ins Besprechungszimmer gerammt.
    „Da bist du also.“ Der Abdruck einer Stofffalte auf Hughs Stirn zeugte vom Versuch eines Nickerchens. Er schenkte Sandra Baldauf ein automatisiertes Lächeln, zog Will mit nach draußen. „Ich brauch dich in fünf Minuten unten am Parkplatz – gesichert und gepolstert, okay? Ferguson hat sich bei der Notrufzentrale gemeldet.“
     
    ***
     
    Als Rooney in die Waschküche trat, war der ganze Spaß schon vorbei. Alle saßen rund um den Tisch und hörten zu, wie sich JR durch sein Geständnis stotterte. Hanlon, das Gesicht seltsam düster, saß im 90-Grad-Winkel zu JR, übereinandergeschlagene Knie, die Hände in den Jackentaschen. Sein rechter Fuß wippte auf und ab, versuchte vergeblich, Takt und Regelmäßigkeit in JRs Vortrag zu bringen. Doch der quälte sich weiter durch unvollständige Sätze,

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