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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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den Stuhl zurecht, platzierte seinen Tee ihr gegenüber und setzte sich.
    „Ihr junger Kollege war sehr nett, aber ich hätte damit gerechnet, mich mit Ihnen zu unterhalten“, sagte sie milde vorwurfsvoll, die unangezündete Zigarette schon im Anschlag.
    Will lächelte. Erst vor wenigen Minuten hatte Oliver den Besprechungsraum verlassen, bewaffnet mit Bändern voller Aussagen, sichtlich entzückt, mehr von der ominösen Amerikanerin abgekriegt zu haben als der Rest.
    „Es ist leichter, dieselbe Geschichte einem neuen Gesicht zu erzählen.“ Er nahm einen Schluck, genoss die Wärme, die sich bis in den Magen ausbreitete. Beinahe zwanzig Stunden im Dienst und kein Ende absehbar. „Außerdem musste ich eine andere Vernehmung kurzfristig vorziehen.“
    „Hatte die auch mit Dally zu tun?“, fragte sie. „Da war eine Frau am Empfang, die war so verzweifelt, und ich hatte das Gefühl …“, ihre Stimme verlor sich. Sie hob den Becher an ihre Stirn, als verspreche sie sich davon Kühlung. „Ach, vergessen Sie’s. Sie dürfen mir ja sowieso nichts sagen.“
    Schon viele hatten Will für ihren Freund gehalten, der Verständnis versprach in dieser Welt von Exekutivjargon und Prozeduren, und dadurch ihr Gefühl für Distanz verloren. Bei Sandra Baldauf überraschte ihn das bloß etwas mehr. Ebenso wie die Zielsicherheit, mit der ihr Instinkt Marie Ferguson erkannt hatte. Erst vorhin hatte er sie nach Hause fahren lassen, ohne ihr einen einzigen Hoffnungsschimmer geben zu können, den Vater ihres Kindes lebend zu Gesicht zu kriegen. Vielleicht nicht einmal tot, denn manche blieben für immer verschwunden.
    Keine brauchbaren Hinweise von der Spurensicherung. Die Blutstropfen vom Küchenboden stammten zwar von Seán Ferguson. Trotzdem konnte man nicht ausschließen, dass sich beide im Haus befanden, als wer-auch-immer zugeschlagen hatte. Es gab keine Leichen, keine Bekenner, kein Geflüster in der Nachbarschaft.
    Nur Fergusons Brief an seine Frau brachte Nährwert. Zwischen all den schmonzettenartigen Reue-Beteuerungen und Versprechen, er werde einer Scheidung zustimmen, wenn Marie das wolle, denn er verdiene nichts Besseres, hatte er Sandra Baldaufs Aussagen bestätigt, genauso wie seine Pläne, reinen Tisch zu machen. Zwischen den Zeilen konnte man beschämte Andeutungen auf eine Affäre herauslesen.
    „Wann lassen Sie mich wieder gehen, Detective?“
    „Sie haben’s hinter sich. Mein Kollege wird Sie nach Dublin bringen. Er macht sich gerade fertig.“
    „Ich kann auch morgen den Zug nehmen“, sagte sie nach erster Überraschung. „Oder glauben Sie, ich stell wieder was an?“ Beinahe lächelte sie, doch brach es ab, als sie Wills Blick bemerkte.
    „Es ist zu Ihrer Sicherheit, Miss Baldauf.“
    Ihm war alles andere als zum Schäkern zumute. Er wollte bloß nach Hause, die Katze streicheln und Kate bitten, zum Abendessen vorbeizukommen.
    „Glauben Sie immer noch, er will mir was tun?“ Sie lehnte sich in ihren Stuhl, fasste sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, ließ sie wieder fallen. „Ich denke nicht, dass er damit irgendwas Schlimmes –.“
    Plötzlich machte ihre Naivität ihn nur noch wütend.
    „Ihr Glauben ans Gute in Ehren, aber Sie haben gestern Abend meine Nummer einem Terroristen in die Hand gedrückt, anstatt uns wie vereinbart vorab über seinen Besuch zu informieren.“ Sie öffnete den Mund zu einem Widerspruch, klappte ihn wieder zu, senkte den Blick. „Entweder hat er seine guten Absichten geändert oder er ist in der Hand von Leuten, die nie welche hatten. Deshalb müssen wir sichergehen, dass Sie sich selbst und andere nicht weiter in Gefahr bringen, egal aus welchem Motiv.“
    Sie nickte stumm, presste sich wieder ihren Kaffeebecher an die Schläfe. Der Abdruck, den er hinterließ, war der einzige Farbtupfer in ihrem Gesicht.
    „Ich hab Sie auch in Gefahr gebracht, Detective, nicht wahr?“
    Bevor er es verhindern konnte, schnaubte er schon unwillig. Zumindest bei der Wahl seiner Worte hatte er sich besser im Griff.
    „Nicht mehr als üblich.“
    Hugh hatte das weniger diplomatisch formuliert.
    Sieht aus, als wären deine Tage am Florida Drive gezählt, hatte er mit einem bedauernden Klaps auf Wills Rücken gemurmelt, alles wegen dieser Möchtegern-Gangsterbraut.
    „Tut mir leid, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er klang ehrlich am Boden zerstört, und ich … tut mir leid.“ Eine Weile schwiegen sie, bis auf das zunehmend hohle Schnauben in ihren

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