Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne

Vom Netzwerk:

macht, ist Freeman und seinen Leuten überlassen. Ich nehme nicht an, dass ihr Einblick ins gesamte Bild haben werdet.“
    „Was ist mit meinen anderen Fällen?“
    „Die soll Tierney übernehmen.“
    Ab jetzt also die Handpuppe des Special Branch. Wie vielversprechend.
    „Ich nehme an, die Frage, ob ich das möchte, stellt sich nicht?“ Und wieder eine kontraproduktive Aussage. Wann würde er lernen, sich zusammenzureißen? Seit jeher hatte er mehr kritisiert und hinterfragt, als seiner Karriere beim RUC förderlich war. Nicht umsonst war er immer noch Detective Sergeant. Leute, die Schwierigkeiten machten und noch dazu „psychologisch geschickt“ waren, brauchten atemberaubende Erfolge oder einen wohlwollenden Vorgesetzten um voranzukommen. Von beidem hatte Will zu wenig.
    „Glaub mir Will, wir beide sind die Letzten, die hier was zu sagen haben.“ O’Toole seufzte. „MI5 sticht Special Branch sticht CID in dieser Provinz. Wir können grade mal die Jungs von der uniformierten Streife lieb um ihre Mithilfe bitten, mehr nicht.“
    Er senkte seinen Blick, hob ihn wieder, schien überrascht, dass Will immer noch dasaß.
    „Sieh es einfach als Aufbruch zu neuen Ufern. Etwas Abwechslung tut dir gut, nach all dem.“ Seine Hand machte eine Geste, die wohl Wills private Tragödie symbolisieren sollte.
    „Ab wann gehöre ich dann zu Freemans Truppe?“
    „Morgen gibt es ein Briefing, da wollen sie dich sehen. Am besten bringst du Tierney noch heute auf Vordermann. Ich hab das Gefühl, danach wirst du nicht mehr allzu viel Zeit dazu haben. Ach und übrigens, bevor du gehst …“
    Die edelstählernen Armlehnen maunzten unter Wills Gewicht, als er sich aus dem Stuhl stemmte.
    „… ich habe gesehen, du hast noch eine ganze Woche Urlaub von vor zwei Jahren. Nimm ein paar Tage und das bald. Sonst müssen wir dich bezahlen wie den Premierminister.“
    „Ich dachte ohnehin schon an ein paar Tage, vielleicht Anfang Okto-“
    „Wunderbar. Mach das bitte noch heute klar. Du hast es dir schon lange verdient.“
    O’Toole faltete den Schichtplan, griff nach dem Telefonhörer und ließ sich von der Telefonzentrale ins Archiv verbinden. Während er sprach, winkte er Will flüchtig zu und sah aus dem Fenster in die Mittagssonne.

Dally wartet

    Die Wartezeit nach dem Frühstück hatten Rory und Dally in einem ehemaligen Kinderzimmer verbracht. Endlose Stunden lang hatte Rory auf dem einzigen Bett im Zimmer gelegen und Dutzende von Ausgaben des „Hello“-Klatschmagazins durchgeblättert. Hin und wieder hatte Dally ihn wohlwollend über Models in notdürftigen Textilien schnaufen hören. Bilder, die ihn durchaus interessierten, doch lieber biss er sich die Zunge ab als zuzugeben, dass er dieselben Dinge geil fand wie Rory.
    Also hatte er die ganze Zeit am Fenster gestanden, seinem schmerzenden Magen gelauscht, wie er das ihm viel zu hastig verabreichte Essen zersetzte, und die Metamorphosen der rasch über den Himmel ziehenden Wolken beobachtet. Er hatte kein Problem damit. Wenn er außer passablem Gälisch etwas im Gefängnis gelernt hatte, war es die Fähigkeit, zu warten und sich stundenlang mit stumpfsinnigen Dingen beschäftigen. Wolkenformationen, die sich selbstständig umgruppierten, waren da schon Luxus.
    Als Liam endlich die Auffahrt heraufkam und ausstieg, wirkte er angespannt, doch als er Dally im Fenster stehen sah, lächelte er. Bis er sie vor dem Haus begrüßte, war er wieder sein souveränes Selbst.
    Ein kurzer Blick in Rorys und Dallys Gesichter schien ihm zu genügen, um zu erkennen, dass sie einen ihrer typischen Kämpfe hinter sich hatten. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
    Hab schon gehört, dass alles bestens gelaufen ist, war sein einziger Kommentar zur Operation, dann hatte er sich wieder dem Vauxhall zugewandt.
    Auf Liam war eben Verlass, schon immer. Neben Lucky war er die einzige Person in der Bewegung, der Dally wirklich traute. Der Einzige, der ihm nach Florida Drive die Stange gehalten hatte.
    Trotzdem hatte Dally keinerlei Lust, sich mit ihm über die Operation zu unterhalten. Also machte er sich im Fond von Liams rostfarbenem Vauxhall lang, verschränkte die Arme und schloss demonstrativ die Augen.
    Das Rütteln der grob geteerten Straße und das Murmeln der Sullivan-Brüder versetzten ihn bald in einen Dämmerzustand.
    Jetzt wagten sie sich wieder aus den Höhlen, in die er sie tagsüber verbannte: Bilder, eine Menge davon.
    Er wollte sie samt und sonders nicht sehen, aber