Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne

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Wie Clint Eastwood, der bis zum Schluss ungerührt Horden von Banditen fertigmachte.
    Ein gewaltiger Ruck nach oben, dann sprang seine Schulter mit organischem Knacken aus dem Gelenk. Ohne die erlösende Bewusstlosigkeit war Dally nichts anderes übrig geblieben als Hysterie. Er schrie so lange, bis er zu erschöpft dazu war.

    Der Arzt auf der Krankenstation. Sein Bild sah Dally immer nur in Schwarz-Weiß. Wie bei Dr. Mengele aus Seáns Geschichtsbüchern schien sein Interesse an Dally eher experimenteller als medizinischer Natur zu sein.
    „Nur eine Schulterluxation“, meinte er beim Anblick des Oberkörper-Röntgenbildes, das Dallys rechten Oberarmknochen und das Schlüsselbein zeigte, unordentlich zusammengewürfelt wie die Knochen eines prähistorischen Grabfundes.
    Er hatte nach dem Grund für die Verletzung gefragt, Dallys sarkastische Version vom Unfall in der Dusche getadelt und schließlich die Wahrheit in der Akte vermerkt. Streng vertraulich, wie er versicherte.

    Der glatzköpfige Bulle, der am nächsten Tag das Verhörzimmer betrat und fragte, ob er, Ferguson, sich etwa über ihn beschwert habe. Sein Gesicht glich einer meteorologischen Karte, voller Pigmentflecken und mit rot angelaufenen Wangen.
    Von Clint Eastwood weit und breit keine Spur mehr.
    Hätte man Dally in diesem Moment nach Mick gefragt, er hätte ohne zu zögern dessen Adresse diktiert. Er wollte nur noch raus, nach Hause zu Marie, zu seinen Eltern, in Sicherheit.
    „Na komm schon Kleiner, willst du mir’s nicht auch noch mal sagen, was dich an deiner Behandlung hier stört?“ Die Stimme des Glatzkopfes war ein Damm mit beträchtlichen Rissen. Zum ersten Mal im Leben erfuhr Dally, was „vor Angst schlottern“ wirklich bedeutete.
    „Hör auf damit, das spielt jetzt keine Rolle“, mischte sich der Kollege des Glatzkopfes ein. Der Erste, der halbwegs vernünftig klang. Dally hatte ihn noch in keinem seiner Verhöre gesehen.
    Statt einer Antwort sprang der Glatzkopf von seinem Stuhl auf, über den kleinen Holztisch, der sie voneinander trennte, hinweg. Dally wich nach links aus, verlor das Gleichgewicht und fiel vom Stuhl. Der Glatzkopf war sofort über ihm, rammte sein Knie zwischen Dallys Schulterblätter und drückte ihn zu Boden.
    „Genau da gehörste hin, du Taschen-Terrorist. Gleich haste ’nen Grund, dich zu beschweren.“
    Dally versuchte dem Glatzkopf seinen rechten Arm zu entziehen, doch der kam ihm zuvor und zwang ihn hinter den Rücken. Dann den linken. Irgendwo hinter ihm klimperten Handschellen.
    „Lass ihn zufrieden!“, hörte Dally den anderen Detective von weither rufen. Die Gliedmaßen des Glatzkopfes schienen in der Überzahl zu sein, umklammerten Dally von allen Seiten. Dieser sengende Schmerz in seinem rechten Arm. Seine Fingerspitzen näherten sich seinem Nacken.
    „Schluss jetzt mit dem Geschrei.“ Eine Hand presste sich derb auf seinen Mund. „Hör auf zu winseln, deine Provo-Freunde helfen dir hier nicht. Dein kleiner Arsch gehört mir, und jetzt werd’ ich kräftig reintre-“
    In diesem Augenblick biss Dally zu. Durch Haut, Muskeln, Sehnen, bis zu etwas Hartem.

    Ein modernes Gemälde – kräftiges Rot auf hellgrünem Linoleum. Ein dynamisches Bild mit weiten Bögen. Ein glatzköpfiger Detective im skurrilen Tanz kreuz und quer durch das winzige Verhörzimmer, hinter sich eine Blutspur.
    „Er hat mich gebissen! Das Dreckschwein hat mich gebissen!“
    Dally konnte plötzlich nichts anderes mehr tun als zu lachen, saß in der Ecke der Zelle und lachte und lachte.
    Der andere Detective hatte alle Mühe, den Glatzkopf zurückzuhalten, und einmal befreite er sich sogar, kam Dally nahe genug, um ihn anzustarren wie ein Insekt, dem er endgültig die Flügel ausreißen wollte. Er hätte es wohl getan, hätte ihn der andere Detective nicht wieder zu fassen gekriegt und Hilfe von weiteren Bullen gerufen.
    „Das nenn ich mal die rote Hand von Ulster, du Bullenschwein!“, schrie Dally ihm nach, als man ihn endlich aus dem Raum komplimentierte, und lachte und lachte, konnte nicht mehr damit aufhören, trotz seines Zwerchfells, das sich verkrampfte in dem Versuch, ihn zur Ruhe zu zwingen. Adrenalin, Angst und Wut rissen die Vernunft in einem großen Strudel abwärts, in den Irrsinn oder noch tiefer.

    Micks Gesicht in einem Zeitungsabschnitt, den ihm Dallys Zellengefährte Des – lebenslänglich für Verschwörung zum Mord – entgegenhielt. Er hatte es ihm schonend beizubringen versucht, sein