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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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offensichtlich verloren.
    „Pat Doherty, unter seinen Leuten ‚der Chief‘ genannt“, sagte Superintendent Freeman und holte zu einer präsentierenden Geste aus, während Hugh sich wieder auf die Tischplatte vor sich konzentrierte. „Er kommandiert die West-Belfaster Einheiten bis nach Andersonstown. Steht außerdem hinter der Hälfte aller Schmuggelgeschäfte an der Grenze, Schutzgelderpressung, Banküberfälle, Drogengeschäfte mit dem Süden, das alte Lied. Außerdem aktiv in der Kirchengemeinde, sechs Kinder.“
    „Wer ist der Kerl neben ihm?“, fragte Will. Er musste die Augen zusammenkneifen, um das Gesicht klar zu erkennen. Ein Mann um die 40, Brille mit Goldrand, pastöses Gesicht, Schmollmündchen. Obwohl er als einer der wenigen auf der Tafel in Farbe abgebildet war, wirkte alles an ihm wie aus Sand. Haare, Haut, Kleidung.
    „Brian Hanlon, Dohertys zweiter Mann und graue Eminenz von West-Belfast“, beendete Hugh seine bisherige Sprachlosigkeit. „Kennen sich von ihrer gemeinsamen Haft Anfang der 70er. Hanlon hält sich im Hintergrund, ist aber ’n echter Hardliner. Geht beim Armeerat ein und aus. Außerdem leitet er die Interne Sicherheit.“ Hugh stand auf und näherte sich wieder der Tafel, die Finger bis zu den Knöcheln in den Taschen seiner Jeans. „Doherty ist ein Pitbull. Dominant, aggressiv und mit genug Charisma, um das Fußvolk zu beeindrucken, aber mit wenig Raffinesse. Er braucht Hanlon, um die Basis nicht durch plumpe Aktionen zu entfremden. Andererseits weiß Hanlon, dass er den Männern an der Front zu farblos ist, um ihn als Führer anzuerkennen. Oder zu unheimlich, wie man’s nimmt. Angeblich hat er mindestens ’n Dutzend Leute auf dem Gewissen, aber für die meisten lässt er die Drecksarbeit von anderen erledigen.“
    „Die perfekte Symbiose“, sagte Will, und Freeman nickte.
    „Wie Ernie und Bert“, warf Oliver ein.
    Superintendent Freeman und Hugh lachten verhalten, und Oliver schürzte die Lippen über seinen kleinen Sieg. Wenn man nur die Kopfform von Doherty und Hanlon in Betracht zog, hatte er sogar recht.
    „Wie auch immer. Ohne die beiden läuft gar nichts in West-Belfast. Ein kopf- und wertloser Haufen.“
    „Und wir sollen euch helfen, dem Monster den Doppelkopf abzuschlagen?“ Das war wieder Oliver. Langsam begann Will, Oliver zu mögen. So unverdorben. Glaubte immer noch, er könnte hier was bewegen.
    Hugh lachte und warf Will einen Blick zu, als vollführte Oliver gerade ein Kunststück, das er persönlich ihm beigebracht hatte.
    „Ihr Jungs vom CID … immer gleich mit dem Vorschlaghammer zur Stelle. Im Augenblick brauchen wir ein bisschen Struktur in diesem Sumpf.“ Er klopfte mit den Knöcheln gegen die Tafel. „Die Visagen hier oben sind noch lange nicht alles. Wir schätzen das Netzwerk von Doherty und Hanlon auf fast zweihundert Leute. Davon sind etwa vierzig bereit für einen aktiven Einsatz, der Rest sorgt für die Logistik, die Fahrzeuge, Waffen und so weiter. Wir haben viele Köpfe ohne Namen und ein paar Namen ohne Köpfe, und um das auszusortieren, brauchen wir ’n paar gute Leute.“
    „Wühlen wir also Tag und Nacht in Aktenbergen?“
    Will fühlte Superintendent Freemans Blick auf sich landen wie eine Fliege auf einem Pferdeapfel, und er erwiderte ihn. Widerspruch war er wohl nicht gewohnt, wegen seiner Neandertalerstirn, den Händen, die aussahen, als würde er als Hobby Telefonbücher zerreißen, seinem Ruf als Karrierebegründer und -zerstörer, der ihm durch alle Stockwerke von Castlereagh vorauseilte.
    Hughs Seehund-Schnurrbart zuckte, dann lächelte er. So sah er immer aus, wenn er eine Antwort auf ein unerwartet auftretendes Problem gefunden hatte. Es war noch dasselbe Lächeln wie damals auf der Polizeiakademie, wo sie sich zum ersten Mal getroffen hatten; Willie McCrea, 24, aus Omagh, und Hughey Hackney, 19, aus Ballymena, die Landeier vom Dienst.
    „Keine Angst, morgen geht’s schon raus aus dem stillen Kämmerchen. Heute Nachmittag gibt’s ’n Begräbnis für den Provo, dem sie die Arme aufgeschlitzt haben, mit allem republikanischen Brimborium. In der Nacht sind ’n paar Hausdurchsuchungen geplant, da können wir sicher einige Leute vom Begräbnis mit dranhängen, und wir haben ein paar Gäste, mit denen wir uns unterhalten müssen.“ Sein Kinn pendelte hin zum Fenster, hinter dem Will das Dach des Verhörzentrums vermutete.
    „Wir möchten, dass ihr die Provo-Landkarte hier verfeinert, Profile erstellt, Operationen

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