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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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zuordnet – gemeinsam mit uns, versteht sich.“ Superintendent Freeman fühlte sich in der Rolle des Zuhörers sichtlich unwohl. „Wir haben derzeit einen vielversprechenden Informanten in Dohertys Reihen, der auch Hanlon sehr nahesteht. Er hat 1-A-Hinweise, und wir wollen sie so schnell wie möglich zu Gold machen.“
    „Wer ist der Informant?“, fragte Oliver.
    Superintendent Freeman lächelte, als würde er im Geiste schon die Standpauke proben, die er Hugh halten würde, solche Nullnummern zu engagieren.
    „Wir nennen ihn Agent Paul. Je weniger Leute seinen wahren Namen kennen, desto besser. Hugh und ich sind seine Kontaktpersonen. Wir – und nur wir – treffen ihn persönlich. Eure Spielwiese sind die Leute, die er uns nennt und die wir selbst aufgabeln.“
    Will ertappte sich dabei, dass seine Gedanken abschweiften. Dass er und Oliver nicht mehr waren als Erfüllungsgehilfen für einen größeren Plan, von dem sie kein Wort mehr erfahren würden als notwendig, war ohnehin schon klar. Er würde also professionell bleiben, nicken und die Brocken, die ihm zugeworfen wurden, eifrig aufsammeln. Solange es Jenny zu Gerechtigkeit verhalf, sollte es ihm recht sein. Hugh hatte ihm gestern versprochen, dass er ihn immer dann mit einbeziehen würde, wenn es um Ferguson ging.
    Unsere eigene kleine Vergangenheitsbewältigung, wie er während seines Besuches nach Pint Nummer sechs gegrinst hatte.
    Im Gegenzug hatte er Will das Versprechen abgenommen, genauso wie er selbst mit keinem Wort zu erwähnen, in welcher Beziehung er möglicherweise zu Ferguson stand. Nur sie beide und der Informant wüssten bisher von der Verbindung, und so sollte es bleiben. Superintendent Freeman interessiere sich ohnehin nicht für die Details, nur für den Erfolg der Operation und sein eigenes Gesicht, das er vor den Apparatschiks des britischen Geheimdienstes wahren musste, die glaubten, man müsse sich in alles, wirklich alles in Nordirland einmischen. Solange Freemans weiterer Karriere nichts im Weg stand, hatten sie ziemlich freie Hand.
    „… auch gegenüber euren Kollegen vom CID, sogar O’Toole. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
    Will sah Oliver nicken und folgte seinem Beispiel.
    „Hugh hat unserem Projekt hier übrigens den sinnigen Namen ‚Brutus‘ gegeben.“ Um Hughs Einfallsreichtum zu honorieren, präsentierte Superintendent Freeman noch einmal seine Zähne. Eine enttäuschende Ansammlung von Amalgam und billigem Zahnersatz in der oberen Reihe. „Mal sehen, ob auch Hanlon und Doherty über einen ihrer Zöglinge stolpern. Sie wären nicht die Ersten.“
    „Auch du, mein Paul?“, flötete Hugh mit gekünstelter Frauenstimme, und alle außer Will schien das ebenso zu amüsieren wie ihn selbst. „Also dann“, Hugh klatschte in die Hände und rieb sie aneinander. Trockene, hohl klingende Vorfreude. „Heute Abend kriegen wir die ersten Profile von Callahans Beerdigung rein. Dann kann’s losgehen.“
    Will betrachtete Hugh, sein Jackett im Hahnentritt-Muster, die entschlossen zur Faust geballte Hand, die rot geäderten, von Schwerkraft gezeichneten Augen, die einen Gewohnheits- von einem Gelegenheitstrinker unterschieden. Ein Leuchten hatte sich hineingestohlen. Hugh und sein Enthusiasmus. Das sah verdammt nach Überstunden aus.

Alte Rituale, neue Probleme
     
    Beim Verlassen der Kirche sah sich Dally einer schweigenden Menschenmenge gegenüber, die zu ihm und den restlichen fünf Sargträgern aufsah, ihre vorsichtig koordinierten Bewegungen verfolgte, als sei das Ganze ein Kunststück im Zirkus. Dahinter hatte sich eine Kette aus Sondereinsatztruppen formiert. Unruhen-adäquate Ausrüstung, transparente Ganzkörperschilde glänzten im Sonnenlicht. Manche der Männer hielten Schlagstöcke in der Hand, andere ihre Gewehre, voll mit Plastikgeschossen. Die meisten Bullen hatten das Visier ihrer Helme nach oben geklappt. Einige wirkten gelangweilt.
    Über ihnen kreiste ein Armeehelikopter. Sein Knattern ließ Dallys Rippenbögen vibrieren. Sechs Jahre alt war er gewesen, als sich die britische Armee aufgemacht hatte, um für Ruhe in der lästigen Provinz zu sorgen. Dreitausendsoundsoviele Tote später waren sie immer noch hier.
    Seáns Hand, die auf Dallys rechter Schulter lag, verkrallte sich vor Anstrengung und sandte einen kribbelnden Schauer in seinen Arm. Lucky war schon lebendig ein ‚schwerer Junge‘ gewesen, wie er immer über sich selbst gelacht hatte. Jetzt lastete er wie in Granit aufgewogen auf Dally,

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