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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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übernahm die Interne Sicherheit die Untersuchung. Und die endete so gut wie immer mit einer Kugel im Kopf. In den letzten Monaten waren angeblich mehrere Freiwillige des Verrats überführt und dafür hingerichtet worden.
    Verrat ist gleich Tod, so sahen es die internen Gesetze vor, und jeder wusste es, akzeptierte es lautstark während seiner Vereidigung in die Bewegung. Was davor passierte, darüber wurde nur hinter vorgehaltener Hand spekuliert. Von Dauerverhören ohne Schlaf wurde gemunkelt, von Zigarettenstummeln auf blanker Haut, einmal Ertränken und zurück. Jede Schweinerei, die man den Bullen vorwarf. Informanten, so die allgemeine Haltung, waren schließlich die niedrigste aller Lebensformen. Sie verdienten diese Behandlung.
    „Ein Job bei der Internen Sicherheit wäre jedenfalls angenehmer als diese Kacke hier.“ Liam trat die Glut seiner Kippe aus. „Lucky, verdammt noch mal …“, er ließ den Satz unvollendet, sah nur stumm herüber.
    Plötzlich war Dally sich nicht mehr sicher, ob die Kälte an seiner Gänsehaut schuld war oder Liam und sein Unheil verkündender Blick.
    „Verschwinden wir lieber rein“, sagte Liam schließlich. „‚Die Männer mit dem Goldenen Colt‘, erfroren vorm Geräteschuppen – wie sieht das denn aus?“
    Wie hatten sie alle diesen Film geliebt. Das Einzige, bei dem sich die Ferguson- und Sullivan-Brüder stets einig waren. Bond war klasse. Noch einmal versuchten beide ein Lächeln. Dann drehte sich Liam um und verschwand um die Ecke zum Eingang. Dally folgte ihm einen Schritt, blieb dann stehen, lehnte sich noch einmal gegen die Mauer aus Brennholz, fixierte weiter die Dunkelheit. Einige Minuten später mühte sich endlich die Dämmerung über den bewaldeten Horizont.

Operation Brutus
     
    „Gentlemen, schön, dass ihr mit an Bord seid.“ Superintendent Freeman lehnte sich in seinem Stuhl zurück, strich seine Krawatte glatt, stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen und presste die Fingerspitzen seiner Hände gegeneinander.
    „Hugh glaubt, dass ihr beiden die Verstärkung seid, die wir derzeit brauchen, und hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um euch O’Tooles Klauen zu entreißen.“ Superintendent Freemans listiger Blick schweifte in die Runde, wanderte von Will weiter zu Oliver Owens, einem dieser jungen Emporkömmlinge, dessen innerliches Kopfschütteln über Wills zunehmend unförmigen Körperbau, seine Hemd- und Pullover-Kombination und den seit Jahren stagnierenden Dienstgrad schon bei ihrer Begrüßung spürbar gewesen war.
    „Ich habe gehört, dass London de facto schon mit der IRA am Verhandlungstisch sitzt“, platzte Oliver gleich in Freemans erste Atempause.
    Der lächelte, als hätte er keinen intelligenteren Kommentar erwartet.
    „Es wäre nicht das erste und nicht das letzte Gerücht. Tatsache ist, dass wir, solange die Friedenstauben noch nicht fliegen, die Situation zumindest unter Kontrolle halten müssen.“
    „Und wozu braucht man uns nun?“, fragte Will. Er interessierte sich nicht für dieses Geplänkel. Auf seinem Schreibtisch wartete noch ein Berg von Arbeit, die er noch nicht an Matt Tierney hatte übergeben können, weil er die ersten beiden Stunden seines Dienstes damit verbracht hatte, das Foto von Jenny auf seinem Schreibtisch anzustarren, ihre nackten Arme zu einem ‚V‘ in die Luft gereckt, das mit den Pfeilern des Eiffelturms gemeinsam ein ‚X‘ bildete. Wenn er sich konzentrierte und nicht zwinkerte, sah es aus, als bewegte sie sich ein bisschen. Die ihr selbst so verhasst glatten Haare flatterten dann in der Brise, und ihr Lächeln, das bald bevorstehenden Sex verhieß – und ein bisschen Grausamkeit –, wurde noch breiter.
    Hugh, der sich vom Tisch erhoben hatte und ins Nebenzimmer verschwunden war, rollte eine mobile Tafel ins Besprechungszimmer. Darauf ein skizziertes Organigramm. In der Mitte klebten zwei Fotos. Einen der Abgebildeten erkannte Will als Pat Doherty. Das andere Gesicht kam ihm bekannt vor, doch ihm fiel kein Name dazu ein. Rundum wucherten Kreise, Pfeile, Kürzel, Fotos, Namen mit einem Fragezeichen darüber, schemenhafte Abbildungen von Gesichtern mit roten Kreisen darum. Ein Mikrokosmos des Terrors, der schon in der vereinfachten Darstellung kaum beherrschbar aussah.
    Hugh setzte sich wieder. Eine Weile wanderten nur Blicke um den Tisch herum. Oliver hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und fixierte mit gerunzelter Stirn die Tafel. Die Lust an vorlauten Kommentaren hatte er

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