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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Augen.“ Aidans Stimme klang nur unwesentlich weniger belegt als mit den Tamponaden. „Ich war mit Darragh unterwegs, und sie haben uns Ende Divis Street abgefangen, so ’ne Art Straßenkontrolle gemacht. Zuerst dachte ich noch, alles sei cool …“
    Die Übelkeit wurde stärker. Es fiel Dally schwer, ruhig zu sitzen. Gab es hier irgendwo einen Trinkwasserspender? Der Tee war so bitter.
    „…gen sie zu Darragh, er soll verschwinden, hier geht’s nur um Ferguson, haben ’se gesagt, Ferguson bleibt hier. Dann haben ’se mich mal ’ne Zeit lang nur getreten und …“
    „Kannste zum Punkt kommen? Ich glaub, ich muss gleich kotzen.“
    „… tu ich ja … als ich so daliege und fast abkratze … da sagt einer von denen, der hatte so ’ne richtig unheimliche, schleimige Stimme: Das hier war ’n Gnadenakt, weil JR für dich gebettelt hat. Wenn wir deine Visage noch mal am falschen Fleck sehen, sind die Knie dran. “
    Ein metallischer Geschmack hatte sich in Dallys Mund ausgebreitet. Schlucken zwecklos.
    „Was meinste dazu?“ Aidan faltete vorsichtig die Arme vor seiner Brust.
    „Nimm das wörtlich.“
    „Auch, dassde für mich auf Knien gerutscht bist?“
    „Übertreib’s nicht, Aidan …“
    „Trotzdem cool Mann“, ließ sich Aidan nicht abbringen und legte gleich noch einen Gang zu, „du bist also doch bei den Provos, stimmt’s? Bridie hält mich immer für ’nen Idioten, dass ich das glaube, aber wer hier keine Ahnung hat, ist sie. Jeder, der mal in Castlereagh war, würde zu den Provos gehen oder?“
    Schnell, eine Ausrede musste her. Er konnte Aidans Behauptung nicht unerwidert lassen, sonst würde morgen die ganze Familie davon wissen.
    „Nach deiner Theorie greift Seánie ab jetzt also auch zur Waffe?“
    Aidan kicherte.
    „Der geht an dich!“ Er lachte wieder und schaute über Dally hinweg den Gang hinunter. „Wenn man vom Teufel spricht …“
    An der Tür zum Treppenhaus standen Kieran und Seán. Noch hatten sie Dally und Aidan nicht bemerkt; sie berieten murmelnd, wahrscheinlich über Aidans Zimmernummer. Kierans Blick schweifte über alle Türen hinweg.
    „Wir reden später noch mal, und wenn du deine zerquetschten Eier behalten willst, bleibt das hier unter uns.“
    Aidan nickte beflissen, wedelte dann mit der Hand in der Luft.
    „Hey, hier sind wir!“
    Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können, Kieran und Seán. Kieran im Jogginganzug, in typischer Post-Kater-Stimmung. Etwas müde, etwas beschämt, aber im Einklang mit sich und der Welt. Nie war er versöhnlicher gestimmt, nie ging er seiner Umwelt mehr auf die Nerven.
    Neben ihm Seán, das Kriegsbeil gerade erst ausgegraben. Hände in den Taschen, kurze, energische Schritte, in den Boden gebohrter Blick. Darüber hinaus war er wie aus dem Ei gepellt, nicht einmal zwanzig Stunden nach seiner Verhaftung. Dally konnte sein Parfüm bis hierher riechen. Übel.
    „Schon wieder zurück? Das war ja Rekordzeit“, bemühte er sich um ein aufmunterndes Lächeln und erhob sich.
    Seán zischte verächtlich. Ohne Dally zu beachten, riss er dessen Stuhl an sich und setzte sich, demonstrativ Aidan zugewandt. Schon stand Kierans Harmonie-Barometer auf Sturm. Er grinste Dally väterlich an und kraulte sich den Bart.
    „Unser Südstaatler ist sauer, dass sie ihn nicht länger behalten wollten …“
    Sein Arm pendelte wie zufällig gegen den von Dally. Ein Versuch der Beschwichtigung. Heute kein Streit, das musste doch zu schaffen sein.
    „Tja, mit Dally wussten sie mehr anzufangen als mit mir, das stimmt“, unterbrach Seán sein gerade angefangenes Gespräch mit Aidan. Kieran lachte gekünstelt, und Aidan fiel mit ein.
    „Ihre Umgangsformen haben sich gebessert in den letzten zehn Jahren“, versuchte Kieran noch einen Scherz. „Aber für ’n blutiges Hemd hat’s gereicht, nicht wahr?“ Er zwinkerte Dally zu, dann Seán, der nur grunzte.
    „Mann, habense dir echt eins übergebraten?“ Aidan fand den Gedanken, verprügelt zu werden, offensichtlich immer noch aufregend. „An deiner Stelle würd’ ich das morgen in die Irish Times geben, die ungeschminkte Wahrheit, Mann.“
    „Lacht nur, ihr Idioten“, sagte Seán kalt und fixierte dabei Dally. „Mir waren die Dinge, die ich dort gehört hab, Schlag ins Gesicht genug.“
    „Hattest du wieder Nasenbluten?“, blieb Aidan hartnäckig. „Dann sind wir ja jetzt Blutsbrüder. Beide ’ne blutige Nase!“
    Wieder lachten nur Kieran und Aidan.
    „Halt den Rand Aidan, ich

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