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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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tonlos.
    „Tun Sie Ihrem Bruder was Gutes und kooperieren Sie mit uns. Reden Sie ihm ins Gewissen, sich zu stellen, um seiner selbst willen. Lucky ist von loyalistischen Paramilitärs ermordet worden. Als sein Partner steht Dallas höchstwahrscheinlich auf der Liste derselben Leute.“
    Aus Fergusons Nase quoll üppiger Rauch.
    „Das ist nicht Ihr Ernst.“ Abscheu belegte seine Stimme. „Sie legen mir hier irgendwelche Fotos von Toten vor und behaupten, das wären mein Bruder und mein Freund gewesen, und erwarten, dass ich Ihnen glaube?“
    „Uns ist bewusst, dass dies ein schwerer Moment für Sie ist, Seán …“
    „Bleiben Sie mir vom Leib mit Ihrer Heuchelei. Sie erzählen mir hier ’nen Haufen Lügen, und dann soll ich auch noch helfen, meinen eigenen Bruder in den Bau zu stecken.“
    „Sie wissen, dass es wahr ist.“ Will versuchte, Fergusons verstörten Blick für ein paar Sekunden einzufangen. Unmöglich.
    „Einen Scheißdreck weiß ich … Ich … ich …“ Er verstummte, sah Will einen Augenblick lang verschwommen an. Irgendwo in seiner Kehle gluckste es.
    Ferguson wich vor Will zurück, dann schoss grellrotes Blut aus seiner Nase, tropfte über seine zum Schutz vorgehaltene Hand, auf den Ärmel seines Jacketts, das taubenblaue Hemd, das Linoleum.
    „Ach du Scheiße!“ Das war Kenny Lewis’ Stimme, der, von allen unbemerkt, den Kopf zur Tür hereingesteckt hatte. Er räusperte sich. „Die Jungs zur Ablöse stehen draußen. Wenn ihr ’ne verschärfte Tour macht, kann ich ihnen sagen, sie sollen noch ’nen Moment warten.“

Blutsbrüder
     
    Ein Pfund, zehn Pence. Dieses Gerät verfügt über keine Wechselgeldausgabe.
    Dally hatte genau eine Einpfundmünze und einen Zehnpfundschein, den er gerade seiner Hosentasche entrissen hatte. Verdammt.
    Der Getränkeautomat schepperte unwillig, mehr richtete Dallys Attacke mit der flachen Hand nicht aus. Diese Arschlöcher von Café Olé. Wer hatte schon einfach so ein Pfund zehn dabei? Nach 48 Stunden mit zwei Stunden Schlaf, in denen er notdürftig im Haus seiner Eltern aufgeräumt, Aidan gestützt, seiner Ma die Hand getätschelt, seinem Dad Seáns baldige Rückkehr prophezeit und allen gemeinsam das Sprechen mit dem Arzt abgenommen hatte? Er brauchte etwas Warmes, dringend. Sein Magen fühlte sich an, als hätte er Kastanien inklusive Schale verschluckt, dabei war es bloß ein langweiliges Schinkensandwich gewesen. Was sollte er noch tun? Keine Drinks, keine Zigaretten – jetzt vielleicht kein Essen mehr?
    „Hey, pssst. Lass mal den Apparat ganz.“ Aidan kam aus seinem Zimmer zu ihm. Über den Tag hinweg war sein Gesicht noch weiter angeschwollen. Verband auf der Nase, monströse Blutergüsse unter den Augen. Aus beiden Nasenlöchern ragten weiße Tamponaden.
    „Siehst ja aus wie der Elefantenmensch.“
    Aidan antwortete mit einer obszönen Geste und warf einen Blick auf den Kaffeeautomaten.
    „Ich hab noch zehn Pence“, näselte er und holte eine Münze aus der Hose, steckte sie in den gierig klaffenden Schlitz. Seine Arme wirkten dürr wie Salzstangen in seinem Cypress-Hill-T-Shirt.
    „Wie geht’s dem Kopf?“, fragte Dally ins geschäftige Surren der Maschine.
    Ein seltsamer chhhhhh -Laut drang unter Aidans Verband hervor.
    „Beschissen, danke der Nachfrage.“ Er setzte sich auf den Stuhl, den Dally ihm zurechtrückte, als wäre es ein Karton roher Eier. „Mann, diese Arschlöcher haben mir alle meine Nachkommen zermatscht … alle.“
    Dally lachte und nahm einen Schluck von seinem Tee. Vielleicht zu schnell, denn plötzlich schien sich ein riesiger Stachel in seinen Magen zu treiben.
    „Danke, dassde die Alten nach Hause geschickt hast, Mann. Mit denen wär’ ich ausgeflippt.“ Aidan zog sich eine blutige Tamponade jeweils aus seinem linken und rechten Nasenloch und ließ sie in seiner Hand auf und ab tanzen wie Kleingeld. „Außerdem muss ich dir noch erzählen, was passiert ist.“
    „Also doch keine Amnesie, wie der Arzt behauptet?“
    Aidan schüttelte den Kopf.
    „Ist sicherer, denk ich. Dann stellt keiner dumme Fragen.“
    Ein Regenbogen flimmerte vor Dallys Augen, zog sich nur langsam wieder in die Augenwinkel zurück. Irgendwas war nicht in Ordnung. Er brauchte bald eine Toilette, das stand fest.
    „Warum erzählst du’s dann mir?“
    „Du bist der Einzige, den sie erwähnt haben.“
    Dally atmete so tief ein, wie sein revoltierender Magen es erlaubte.
    „Wer sind ‚sie‘?“
    „Keine Ahnung, da waren ja nur

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