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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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wette, du bist als Nächster dran. Deine Visage war groß und breit auf ihren Fahndungsfotos.“
    Dally hatte genug gehört.
    „Ich muss nach Hause.“
    „Du gehst schon? Jetzt, wo’s interessant wird?“ Seáns übertrieben erstaunt nach oben gezogene Augenbrauen weckten seinen Wunsch, sie genauso blutunterlaufen zu sehen wie die von Aidan.
    „Ganz genau.“
    Der Krankenhausgang erlaubte sich einen kleinen Scherz mit Dally und neigte sich zuerst nach links und dann nach rechts, als er sich umdrehte. In seinem Magen schwappte es träge. Café olé.
    „Willst du nicht hören, was mir die Bullen über dich erzählt haben?“ Seán war inzwischen aufgestanden.
    „Wieso über Dally?“ Das war Kieran, ganz perplex. Dally konnte den Triumph in Aidans Schweigen regelrecht hören.
    „Wo willste denn hin? Interessiert es dich gar nicht, was sie gesagt haben?“
    „Nein.“
    Dort war der Ausgang. Vielleicht hatte er hinter dieser Tür, nach diesen Treppen, außerhalb dieses Gebäudes, endlich seinen Frieden. Aber noch nicht. Noch hatte er die Stimme seiner Brüder im Rücken, die tief tönende von Kieran und die meckernde von Seán.
    „Und was sie über Lucky gesagt haben, willste auch nicht hören?“
    „Seán, ihr könnt das woanders besprechen …“
    „Halt dich raus Kieran, noch biste nicht Dad, okay?“
    Stuhlbeine quietschten auf PVC. Seáns Stimme holte ihn ein. Mit aller Kraft riss Dally die Tür auf ins Treppenhaus.
    Es konnte nicht sein. Es konnte nicht sein, dass Seán es wusste.
    „Hey Dally, warum läufste weg? Haste Angst vor der Wahrheit?“
    Vom zweiten in den ersten Stock. Operationssaal, Eintritt ohne Schutzkleidung verboten. Die rote Lampe brannte. Die Schritte hinter ihm störten den Rhythmus seiner eigenen.
    „Bleib stehen und benimm dich wie ’n Mann. Oder holste jetzt deine Knarre? Habt ihr das immer so gemacht, Lucky und du? Knarre raus und durchziehen, wenn’s unbequem wurde?“
    Er stolperte fast, nahm zwei der Stufen im Laufschritt, fing sich wieder.
    Vom ersten Stock hinunter in die Aufnahme, vorbei am bis zum letzten Platz besetzten Wartesaal. Dutzende Gesichter, die sich ihnen zuwandten – dankbar, dass nach der langen Warterei endlich etwas passierte.
    Am Eingang bekam Seán ihn am Arm zu fassen.
    „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.“
    Er riss sich los. Zur Tür hinaus, weg von den neugierigen Augenpaaren, die diesen Vorfall gierig aufnahmen und abspeicherten zur möglichen späteren Verwendung. Sicher befanden sich mehrere Nachbarn unter ihnen. Nachbarn mit Verbindungen.
    Ferguson? Den kannste vergessen. Liefert sich schon öffentliche Wortgefechte über seine Jobs für die Provos. Auf die Spaghettis kannste echt keine zehn Pennies geben.
    Weiter auf den Innenhof, wo Queen Victoria grimmig durch den steinernen Torbogen nach draußen auf die Grosvenor Road hinausblickte. Zu ihren Füßen bekam Seán ihn noch einmal zu fassen.
    „Schau mich an, du Feigling!“
    Kein Ausweg mehr. Seán wollte die Konfrontation – und wenn er ihm bis nach Hause folgen musste. Also blieb er stehen, entriss ihm noch einmal seinen Arm und drehte sich um.
    „Sag mal, haben sie dir ins Hirn geschissen? Was soll das?“
    Seán rang nach Atem. Noch nie hatte Dally ihn so gesehen. Verängstigt und gleichzeitig zu allem fähig.
    „Es ist also wahr?“
    „Was? Welchen Mist habense dir erzählt?“
    Jetzt konnte er nur noch auf ein Wunder hoffen. Dass sich alles als ein Missverständnis herausstellte. Doch heute war kein Tag für Wunder.
    „Du und Lucky, ihr ermordet Leute für die Provos?“
    Aus Seáns Mund hörte sich das noch widerwärtiger an als befürchtet. Meilenweit entfernt von legitimen Zielen, erfolgreichen Operationen und schweren Entscheidungen, von denen Chief Doherty immer sprach. Dally hatte keine Ahnung, wie er diesen verbalen Ungeheuern begegnen sollte. Er konnte sich nicht einmal rühren, geschweige denn einen taktischen Gedanken fassen. Und Seán sagte noch mehr.
    „Du lässt Ma und Dad und uns alle glauben, dass du ’ne normale Arbeit machst oder zumindest versuchst, eine zu finden, und in Wirklichkeit bist du einfach nur ’n beschissener Terrorist?“
    „Seán, nicht. Bitte.“
    „Warum nicht? Du widersprichst mir nicht mal!“ Seán war jetzt den Tränen nahe. „Wie viele Leute waren es denn? Einer? Zwei? Zehn?“
    Dally konnte nur mit einem Kopfschütteln antworten.
    „Wie ist das, ’nen Menschen auszulöschen, häh? Geht dir einer ab dabei?“
    „Hör

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