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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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dir auch plötzlich egal, dass Callahan dein Freund ist. Brühwarm hast du mir erzählt, wer er ist. Du wusstest, dass wir uns drum kümmern werden. Also beschwer dich jetzt nicht. Wir können froh sein, wenn er seine kleine Anekdote nicht schon lange mit Doherty oder Hanlon geteilt hat.“
    Pauls Blick streifte ihn, so frostig wie der wolkenlose Himmel. Ein Flugzeug zog einen Kondensstreifen darüber.
    „Vielleicht hat Lucky mich nicht mal wirklich gesehen. Ich bin nicht sicher.“
    Das konnte nicht wahr sein. Gott sei Dank waren da immer noch seine Finger vor den Lippen, sonst wäre Hugh etwas Unbedachtes entfahren.
    Du hirnverbrannter Narr, zum Beispiel.
    „Tatsächlich? Wer war dann der Kerl, der hier vor drei Wochen um die Zeit Panik verbreitet hat? ‚Er hat mich gesehen Hugh, ich bin so was von im Arsch, er hat mich in euer Auto steigen sehen, Hugh, wenn er das jemandem erzählt, bringen sie mich um, und vorher zersägen sie mich in Einzelteile.‘ Sogar darauf angesprochen hat er dich ein paar Tage später, eindeutiger geht’s gar nicht. Du warst dir sicher, dass dich jetzt Hanlon holen kommt, weißt du’s noch?“ Paul holte mehrfach zu einer Erwiderung Luft, sah aber ein, dass jetzt kein guter Zeitpunkt für Widerworte war.
    „Der gute alte Lucky war eben zur falschen Zeit am falschen Ort“, fuhr Hugh fort, „also reiß dich zusammen. Glück haste gehabt, mein Lieber, mehr Glück als Verstand, denn dein lieber Freund hätte dir den Arsch so richtig aufreißen können.“
    Hugh wollte eigentlich noch mehr sagen. Nämlich, dass Paul eine Ratte unter Ratten war, die beiden Seiten diente und sich von beiden bezahlen ließ. Dass er keine Sekunde gezögert hatte, das Leben seines Freundes Callahan gegen das eigene zu tauschen, für einen Fehler, den er selbst begangen hatte, nämlich sich immer wieder in der Nähe seiner Nachbarschaft abholen zu lassen.
    Doch Hugh widerstand der Versuchung. Paul war zu wichtig für die Wahrheit. Alle nennenswerten Erfolge, die sie gegen die West-Belfaster Einheiten verzeichnet hatten, waren – direkt oder indirekt – ihm zu verdanken. Mit ihm hatten sie den Schnöseln vom MI5 bewiesen, dass man in West-Belfast noch ganz gut auf sich selbst aufpassen konnte, vielen Dank. Mit ihm stieg und fiel Superintendent Freemans Barometer für Handlungsfreiheit, Beförderung, eben alles, was wichtig war. Fiel es für Freeman, stürzte es für Hugh ins Bodenlose, denn Freeman befreite sich gerne von allem, was nach Misserfolg roch.
    Pass bloß auf, dass er dir nicht aus dem Ruder läuft, Hackney, hatte er ihn gewarnt, bevor er zum Hörer griff, um einen seiner Kontakte anzurufen, der einen Kontakt hatte, der Kontakt zu den Loyalisten hatte, um von einem kleinen Problem zu berichten, das es auszubügeln galt.
    Seitdem tauchte er öfter in Hughs Büro auf, forderte mehr Berichte als früher und ließ ihn mit jedem Kommentar, jedem Stirnrunzeln und Augenaufschlag wissen, dass es Zeit wurde für einen Erfolg, den er dem MI5 servieren konnte.
    Einen richtigen, nennenswerten Erfolg. So etwas, wie Hanlon gegen Paul auszutauschen. Einen Agenten des Special Branch an die Spitze der Internen Sicherheit der IRA zu setzen. Das wollte Freeman haben.
    „Wo haste denn dein Terroristenalbum gelassen?“, ging Paul zur Tagesordnung über. Hugh sollte es recht sein. Die Schlacht war geschlagen.
    „Heute keine Fotos. Nur wir beide, ein Gespräch unter Freunden.“
    Paul nickte und lächelte den Weg vor ihnen an, dann sah er an Hugh vorbei zum Spielfeld hinüber, als gäbe es dort ein Spiel zu beobachten.
    „Wie ist die Stimmung in der Einheit? Geht die Hexenjagd schon los?“
    Agent Pauls Lächeln versiegte wieder. Er zuckte die Achseln.
    „Immer dasselbe. Doherty kriegt jetzt die volle Paranoia. Sieht jeden an, als hätte er ein Tonbandgerät in der Tasche.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. „Hanlon ist wie immer realistischer. Er meint, der Verräter würde sehr bald ’nen Fehler machen, und der würde ganz offensichtlich sein, und man bräuchte wegen des einen irregeleiteten Schafs nicht die ganze Herde auszurotten . Weißt ja, wie der immer redet …“
    „Hat Hanlon jemanden konkret im Verdacht?“
    Pauls Lachen war laut, mit streng getrennten Silben.
    „Himmel, sogar Lucky ist im Kreis der Verdächtigen. Es gibt Gerüchte, dass er vielleicht ausgedient hat als Informant und deshalb vom Special Branch beseitigt wurde.“ Zum ersten Mal sah er Hugh direkt an, forschte

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