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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Aufrufe an Zeugen zu den Jahrestagen waren alles, worauf er noch hoffen konnte. Wills Gefühlsausbruch damals im Crown Liquor Saloon, als er ihn gebeten hatte, seine Verbindungen zu nutzen, war Balsam auf Hughs Seele gewesen. Endlich ließ er die korrekte Maske fallen und sah ein, dass der gerade Weg nicht zur Gerechtigkeit führte. Ohne zu zögern, hatte er Hilfe angeboten, ohne genau zu wissen, wie. Doch jetzt gab es einen Plan. Einen perfekten Plan geradezu. Zumindest auf dem Papier. Er würde alle glücklich machen: Will, Freeman, die Beförderungskommission, Jenny, wo immer sie war. Alles, was er dazu brauchte, waren Agent Paul und etwas mehr von dem Glück, das er bisher gehabt hatte.
    „Heya! Ging alles glatt bei deiner Abholung?“
    Agent Pauls Blick löste sich keine Sekunde vom Rugbyfeld. Langsam nickte er.
    „Siehst ’n bisschen geschafft aus. Wie geht’s dir?“
    „Wie soll’s schon gehen? Bin froh, dass es endlich vorbei ist.“ Paul hob für den Bruchteil einer Sekunde den Kopf. Das Vibrato in seiner Stimme gefiel Hugh nicht. Paul und Nervosität waren eine ungewohnte Kombination.
    „Was meinst du, Callahans Begräbnis?“ Hugh warf einen Blick auf seinen inneren Kalender. Das war zehn Tage her. War das Pauls Ernst?
    „Was denn sonst? Lucky war nicht irgendwer.“ Der Zorn in Agent Pauls Stimme kam und ging wie ein Belfaster Platzregen. Nur sein Fuß wippte weiter, wie ein Metronom.
    „Ich weiß, das war nicht einfach. Trotzdem hat uns Donaldson viele Probleme erspart – vor allem dir.“
    Pauls Auflachen war gallig.
    „Na klar, danke, dass ihr die Loyalisten auf meinen Kumpel gehetzt habt.“
    Er zog seine Hände aus den Jackentaschen und verschränkte sie hinter seinem Kopf, als wollte er sein Gesicht von der Herbstsonne bräunen lassen.
    Hugh konnte die ersten Fasern seines Geduldsfadens reißen hören, und das deutlich.
    „Gehen wir ein paar Schritte, damit du den Kopf wieder frei kriegst.“
    Paul zuckte mit den Achseln, schloss sich aber Hugh an, das Spielfeld in großzügigem Radius zu umrunden.
    Niemand sagte etwas. Paul schob alle Vorwürfe und Anklagen gerade im Mund herum wie ein zu heißes Stück Kartoffel. Hugh ließ ihm Zeit. Schweigen war ein Kampf, in dem Erfahrung die Oberhand behielt.
    „Mal ehrlich, da hattet ihr doch eure Finger im Spiel, nicht?“ Wieder manifestierte sich das kaum merkliche Zittern in Agent Pauls Stimme.
    „Callahan war ein Provo. Er hat das Schwert gewählt und ist dadurch umgekommen. Dafür brauchst du dich selbst nicht verantwortlich zu machen und uns auch nicht. Es waren Donaldson und seine Leute.“
    „Warum so? Er wäre nächste Woche Vater –“
    „Du bist genauso Vater. Wärste lieber an seiner Stelle gewesen?“
    Die Lippen aufeinandergepresst, kickte Paul einen Stein aus dem Weg und sah ihm nach, wie er vom Weg ins Gras kullerte.
    „Das hier geht mir langsam zu weit. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch mit meinem Gewissen vereinbaren kann.“
    Das Zauberwort, da war es. Die meisten Informanten kamen irgendwann mit ihrem Gewissen angelaufen, wenn sie die Konsequenzen ihres Handelns zu begreifen begannen. Jetzt also auch Paul. Hugh war längst klar, worum es ihm ging. Nicht um seinen Freund Lucky oder gar sein Gewissen, sondern um Absolution. Aber nicht mit Hugh Hackney.
    „Jetzt hör mal zu“, er faltete seine Hände wie zum Gebet vor seinen Lippen. „Wie lange hatte ich dich schon nach Informationen darüber gebeten, wer für Florida Drive verantwortlich war? Drei Monate, nicht wahr? Immer hast du mit großen Augen behauptet, dass du die Einheit nicht kennst. Plötzlich sieht dich Callahan zufällig mit einem unserer Leute und – schwupps – fällt es dir wieder ein. Nur Callahan, versteht sich, beim Rest wird’s schon wieder lückenhaft. Punktuelle Amnesie, eine Laune der Natur.“
    „Manche der Jungs sind meine Freunde, verdammt“, Pauls Stimme stand auf wackeligen Beinen, „Lucky war mein Freund.“
    „Wenn du mit uns arbeitest, hast du keine Freunde außer mir. Du erzählst, was bei Doherty passiert, und wir halten dir den Rücken frei, so läuft’s.“
    Der nächste Stein wurde in den Rasen befördert.
    „Du willst zu viel auf einmal. Ich kann euch nicht alles erzählen, wie steh ich sonst vor Doherty da? Der schmeißt mich raus. Oder Hanlon schöpft Verdacht.“
    „Glaubste, mir ist nicht klar, dass du für jede Information zehn andere zurückhältst? Du musst dich schützen, das akzeptieren wir. Deshalb war’s

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