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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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passen.“
    „Mittwoch, halb zehn, schon notiert. Bis dann, Paul.“
    „Bis dann.“
    Er legte auf und schüttelte den Kopf. Hugh und seine blöden Codenamen. Er wusste doch, dass Liam die nicht leiden konnte. Aber das brachte wahrscheinlich das Geschäft mit sich. Eine Weile trommelte er mit der leeren Schmuckschachtel gegen sein Knie, lauschte dem fernen Rauschen der Wasserhähne. Dann folgte er Maureen ins Bad.

Ein Freitagsausflug
     
    Dallys Vernunft rechnete von Anfang an damit, dass seine Beziehung zu Sandra Baldauf nie eine werden würde. Sie hatten am Sonntag nach Colms Party verkaterten Sex gehabt, in Sandras Küche, in ihrem Schlafzimmer und irgendwo auf dem Weg dazwischen. Danach hatten sie gemeinsam in Bewley’s Café gefrühstückt und Toast an die Enten im St. Stephen’s Green verfüttert.
    Sandra hatte erzählt, er zugehört und ihre lebhaften Gesten und Lippenbewegungen verfolgt, was ihm erschwerte, sich den Inhalt ihrer Worte zu merken. Hängen geblieben waren der begrüßenswerte Umstand, dass sie Thin Lizzy mochte und dass sie zum Horror ihrer ultrakonservativen Eltern bei einer Studentinnenausgabe des Playboy die Rechtswissenschaften repräsentiert hatte – mit einem Absolventenhut bekleidet. Am Ende des Merrion Square hatte sie ihn schließlich mit einem Küsschen auf die Wange verabschiedet und darauf bestanden, alleine nach Hause zu gehen.
    Das hier hat keine Zukunft, hatte sich die Vernunft sauertöpfisch gemeldet, nachdem Sandra um die Ecke verschwunden war. Ihr habt nichts gemeinsam außer eurem Musikgeschmack. Meistens versteht sie nicht mal, was du sagst. Streng genommen hat sie dir nicht mal ihre Nummer gegeben. Lass es sein.
    Scheiß auf die Vernunft. Gleich am Montag hatte er ihre aufwendig geprägte Visitenkarte, die von einem Stapel in ihrer Küche stammte, aus seiner Brieftasche gezogen und bei „Griffin & Hughes, Immobilien & Auktionen“ angerufen, zweimal vormittags und einmal nachmittags. Dasselbe am Dienstag und Mittwoch. Er hatte sich anfangs nicht entmutigen lassen von der frostigen Sekretärin, die ihm mit wechselnden Begründungen verweigerte, mit Sandra zu sprechen. Ob er denn eine Nachricht hinterlassen wolle? Er hatte Seáns Nummer diktiert und seine eigene in Belfast. Kein Echo.
    Zumindest der Skandal um ihr gemeinsames Verschwinden von Colms Party war ausgeblieben. Seán war im Morgengrauen nach Hause gekommen und hatte den restlichen Tag im Bett verbracht, unfähig zu jeglicher Nahrungs- oder Kontaktaufnahme. Dass Dally erst nachmittags wieder bei ihm auftauchte, war ihm gar nicht aufgefallen. Er tolerierte außerdem wieder Dallys Anwesenheit und sei es nur zum wortkargen Verfolgen des Matchs Norwich gegen FC Bayern München von der Couch aus. Wahrscheinlich die Erleichterung darüber, dass Dally auf der Party niemanden mit einer Waffe bedroht hatte. Und der Respekt vor Dallys unwahrscheinlicher Eroberung, die ihm ein halb anerkennendes, halb ungläubiges Lächeln entlockt hatte.
    Das ist das letzte Mal, dass ich dir mein Hemd leihe. Damit war die Sache erledigt gewesen.
    Nur Colms Enthusiasmus gegenüber „Dannys“ Arbeit war merklich abgekühlt. Donnerstag und Freitag waren für letzte Ausbesserungsarbeiten vorgesehen, doch Mittwochnachmittag hatte er gemeint, alles sei so in Ordnung und er brauche das Haus schon für die Leute mit dem Teppich. Trinkgeld hatte er trotzdem gegeben.
    Dally war, als stolperte er aus einer Zeitblase zurück in jene Welt, in die er tatsächlich gehörte. Belfast war noch immer nicht von der Landkarte verschwunden. Früher oder später musste er zurück, mit allen Konsequenzen. Liam war garantiert sauer auf ihn, weil er seine Anrufe seit über einer Woche unerwidert ließ. Noch immer hatte er sich zu keiner Entscheidung durchringen können. Fest stand, dass er Chief Doherty nicht mit seinen Zweifeln kommen konnte, wenn ihm sein Leben lieb war. Ein vereinigtes Irland, Knast oder Tod, das waren die drei Optionen, die für Freiwillige der IRA vorgesehen waren. Die Alternative: auf der Flucht bis ans Ende seiner Tage. Keine leichte Entscheidung.
    Und wer sollte ihm dabei helfen? Lucky war tot, und Zweifel war bis zum Schluss ein Fremdwort für ihn gewesen. Marie ertrug ihn nicht mehr, Seán nur mit Mühe, Aidan war noch ein Kind. Der Rest der Familie wusste nicht einmal von dem Leben, das er hinter sich zu lassen versuchte. Seine Eltern hatten kaum seine Haftstrafe verdaut. Nein, er würde sich selbst helfen müssen.
    So drehte sich

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