Wie, du stillst nicht
Erziehung mit der Einführung der Flaschennahrung als Standard auch getrenntes Schlafen eingeführt hat. Auch das baldige Durchschlafen des Kindes wurde favorisiert, um eine Belastung der Eltern-Kind-Beziehung zu vermeiden. Der bekannte Buchautor und Kinderarzt William Sears definiert den Begriff »Durchschlafen« als ununterbrochene Schlafphase von fünf Stunden am Stück. Dazu sind laut einer Studie 70 Prozent der Babys mit drei Monaten fähig, 10 Prozent der Kinder dieser Studie schliefen im ersten Jahr nicht durch, wobei jedoch nicht geklärt ist, wie die Kinder ernährt wurden und ob sie es bereits gewohnt waren, alleine einzuschlafen. Zudem ist die Studie im Schlaflabor gemacht worden und daher nicht unbedingt auf Familiensituationen übertragbar. Auch hat jedes Kind, wie erwachsene Menschen auch, einen individuellen Schlafbedarf. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei neun und 14 Stunden.
Deshalb geben Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht, damit sein Schlafvermögen von ganz alleine reifen kann. Normalerweise entfalten Kinder ihre Entwicklungsschritte mit viel Motivation und Freude: erste Gehversuche, Löffel selber halten, sprechen lernen machen Freude. Allen ist klar, dass jedes Kind seine Zeit braucht, um zu lernen. Wieso wird das beim Durchschlafenlernen einfach nicht akzeptiert? Schlafen und loslassen können hat etwas mit Vertrauen und Entspannung zu tun. Das kann und soll nicht auf Befehl erfolgen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen.
»Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewissheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist«, schreibt Franz Parky in seinem Artikel Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen . Sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen ist für die meisten Kinder deshalb mit Angst und dem Gefühl des Verlassenseins verbunden. Ein Baby hat noch nicht die Denkfähigkeit des räumlichen und zeitlichen Vorstellungsvermögens und versteht nicht, dass sich die Eltern zwei Räume weiter befinden. Sind Eltern nicht direkt räumlich anwesend, dann bedeutet das für jedes Baby unendliches Alleinsein. Da es sich aber noch nicht selbst ernähren und sich nicht gegen Gefahren wehren kann, ist das ist für ein Baby lebensgefährlich. Die Todesangst, durch Schreien zum Ausdruck gebracht, ist also ein berechtigter Instinkt, ein richtiges Gefühl. Allein und lange zu schreien, bedeutet für einen Säugling Stress pur. Noch lange danach werden im Blut erhöhte Cortisol- und Adrenalinwerte gemessen, die eine krankmachende Wirkung haben. Die Durchblutung verringert sich dramatisch und die Herzfrequenz steigt. Das Kind dann zu beruhigen, kann schwierig sein. Manche Eltern denken, dass das Kind sie manipulieren will. Es ist wichtig zu wissen, dass ein kleines Kind nicht die kognitive Fähigkeit besitzt, eine Situation zu seinen Gunsten auszunutzen, sprich uns zu manipulieren. So, wie wir Erwachsenen nicht von einem anwesenden geliebten Menschen ignoriert werden wollen, wenn wir traurig sind oder Hilfe brauchen, so sollten wir auch unser Kind niemals beim Schreien alleine lassen. Weinen lassen bedeutet wichtige Bedürfnisse ignorieren. Nichts ist verletzender!
Leider wird die Notwendigkeit der elterlichen Gegenwart für das Kind in unserer Gesellschaft als unangenehm und krankhaft anhänglich gewertet. Riten und Ersatzobjekte für elterliche Nähe und Zuneigung sollen helfen, ihre Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten. Wiegenlieder, Gute-Nacht-Geschichte, Gute-Nacht-Kuss, aber vor allem Kuscheltiere und Schnuller als Übergangsobjekte sind üblich. Nun wird auch verständlich, weshalb Kinder gerade in der westlichen Welt eine Art Abhängigkeit zu solchen Objekten entwickeln. Die Anwesenheit einer geliebten, realen Person in der Nacht wird als falsch und unvorteilhaft gesehen, während die Anwesenheit von nicht lebenden Objekten aus Gummi und Stoff befürwortet wird. Ist das logisch?
Was Sie jetzt an nächtlicher Zuwendung investieren, wird positive Auswirkungen auf das ganze Leben Ihres Kindes haben. Einschlafen sollte immer mit positiven Gefühlen verbunden sein!
©Shutterstock/Anatoliy Samara
Die Schlafrhythmen aufeinander einstellen
Auch wenn Sie es sich vielleicht wünschen, nach der Geburt wieder durchgehend acht Stunden zu schlafen, es wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Vorerst zumindest. Versuchen Sie
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