Wie, du stillst nicht
als normal und unvermeidlich angesehen werden.
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
In unserer westlichen Welt werden Babys oft ganz anders behandelt. Eine Vielzahl von Frauen lassen sich von vermeintlichen Ratgebern zu Handlungen hinreißen, die gegen die kindlichen Bedürfnisse gerichtet sind. Mangelnder Körperkontakt, fehlendes Vertrauen und unkontrolliertes Disziplinieren sind für eine gesunde Entwicklung des Kindes jedoch nicht förderlich. Da die Evolution ein Kind jedoch nicht auf Abweichungen jeglicher Art vorbereitet hat, kann es auch nicht »begreifen«, warum seine verzweifelten Schreie nicht erhört werden. Denn jedes seiner Bedürfnisse ist überlebenswichtig.
Wenn in den ersten zwölf Monaten also eine Erziehung durch Disziplinierung (z. B. schreien lassen, alleine schlafen lassen, wenig Körper- und Hautkontakt) vorherrscht anstelle einer ausschließlichen Erfüllung aller seiner Bedürfnisse, nehmen die Kinder zwangsläufig Schaden. Nur durch schnelles Reagieren können sie die Erfahrung machen, dass sie durch ihr Verhalten auch etwas bewirken können. Dies ist auch wichtig für ihr späteres Selbstwertgefühl. Werden ihre Bedürfnisse nicht unmittelbar beantwortet, können Kinder das Gefühl entwickeln, dass sie sich für sich und ihre Wünsche schämen müssen und nicht ernst genommen werden.
Nicht umsonst leiden bei uns viele Menschen an Depressionen, Neurosen und Verhaltensauffälligkeiten jeglicher Art. Die Spur dazu wird in der Kindheit gelegt und lässt sich auch meist dorthin zurückverfolgen. Liedloff weist darauf hin, dass der natürliche Zustand von Selbstsicherheit, Wohlgefühl und Freude wächst, wenn die Continuum-Erwartungen eines jeden heranwachsenden Menschen erfüllt werden. Sie plädiert dafür, dass Eltern versuchen sollten, das Richtige instinktiv herauszufinden und danach zu handeln, geduldig mit sich und dem Baby und allen anderen Personen und Situationen zu sein. Vor allem liegt es ihr am Herzen, Eltern, besonders die Mutter, zu ermuntern, mehr sich selbst zu vertrauen, als vermeintlichen Fachleuten zu glauben, vor allem aber ihrem Baby zu glauben. Denn der Instinkt des Kindes ist unverbildet und immer richtig!
©Shutterstock/AVAVA
Schreikinder
Das Wort »Schreikinder« ist eine Erfindung der Industriestaaten, da dieses Phänomen insbesondere hier sehr oft auftritt. Besonders gegen Abend fangen viele Babys an zu weinen, was nicht selten Stress für die gesamte Familie bedeutet. Aber warum weinen bzw. schreien Babys? Und was steckt dahinter? Das kann viele Gründe haben.
Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, schlucken z. B. tendenziell leichter Luft als Stillkinder. Zudem handelt es sich bei der Flaschennahrung um ein »adaptiertes« Kuhmilchprodukt, das eher Koliken auslösen kann. Trotzdem zeigt die Erfahrung von Fachleuten, dass es kaum einen Unterschied beim Schreiverhalten zwischen Still- und Flaschenkindern gibt. Mittlerweile geht man davon aus, dass übermäßiges Schreien nur selten etwas damit zu tun hat, wie das Baby ernährt wird und meist auch Koliken nicht der Grund dafür sind. Wenn alle Möglichkeiten, die beim Baby Unwohlsein hervorrufen können, überprüft worden sind (zu heiß, zu kalt, Einsamkeit, Hunger, volle Windel, Schmerz?) und auch ein Kinderarzt keine körperliche Ursache finden kann, sollte man sich fragen, ob eventuell Geburtstraumen der Grund sein könnten und ob ausreichend Körperkontakt gegeben ist. Bedenken wir, dass ein Säugling neun Monate bis zu seiner Geburt immer im tragenden Kontakt zu seiner Mutter war, der nach der Geburt abgebrochen wurde (»eigenes« Bettchen, »eigene« Wiege, »eigener« Kinderwagen), dann dürfte klar werden, warum viele Säuglinge ihren Unmut lauthals herausschreien. Menschliche Babys sind keine Nesthocker. Das ist ganz und gar gegen ihre Natur. Ein schreiendes Baby vermittelt eindeutig: »Hilf mir, halte mich fest!«, »Ich will an deinem Körper schlafen!« »Verlass mich bitte nicht!«. Viele Erwachsene glauben ihren Instinkten nicht und lassen sich von Fachpersonen und Ratgebern einreden, dass Babys »lernen« können und müssen. Die Verlierer dabei sind immer die Babys, aber auch die Eltern. Natürliche Verhaltensweisen eines Säuglings lassen sich nicht aberziehen! Es ist, als wenn Sie einem Baby schreiben beibringen wollen. Es geht nicht, weil es noch nicht reif dafür ist! Sie können sich unseren Vorstellungen und Bedürfnissen nicht anpassen - es geht entwicklungsbiologisch
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