Wie, du stillst nicht
Atemstillstand, Aufwachdefizite oder eine Kombination aus beidem.
Atemstillstände (Apnoen) während des Schlafens sind normal. Das Atemzentrum im Gehirn, das dafür sorgt, dass wir immer automatisch atmen, ist bei einem Säugling aber noch nicht vollständig ausgereift. Die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) hat sich eingehend mit dem Thema befasst und eine Informationsschrift für Eltern erstellt. Atemstillstände können danach aus unterschiedlichen Gründen auftreten: etwa aufgrund einer Unreife oder einer Behinderung der Atmung (etwa durch Schnupfen), durch Überwärmung (durch Infekte oder in Bauchlage können Säuglinge oft ihre Körpertemperatur nicht optimal regulieren) oder elterliches Rauchen (Entzündung der Atemwege). Im Allgemeinen führen Sauerstoffmangel oder ein zu hoher CO2-Gehalt (z. B. aufgrund von Rückatmung der eigenen Ausatemluft) zu spontanem Erwachen bzw. zum Übertritt in ein anderes, leichter erweckbares Schlafstadium; Kinder mit Aufwachdefiziten schlafen jedoch einfach weiter.
Diese Kinder sind gefährdet, weil sie in einer Apnoephase nicht rechtzeitig wach werden und so in die lebensgefährliche Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) rut schen. Damit sie ihre eigenen Weckreaktionen durchführen können, sind sie auf Stimulation von außen angewiesen: Licht, Geräusche, Bewegung, Gerüche, Temperaturschwankungen, Luftbewegun gen, Stimulation des Gleichgewichtsorgans. Derartige sensorische Reize helfen dem Baby, in oberflächlicheren Schlaftiefen zu verbleiben und so leichter eine Weckreaktion auszulösen. Für kleine Babys ist Tiefschlaf genauso gefährlich wie sensorische »Sendepausen« ohne Stimulation von außen. So kann für diese Babys beispielsweise das »ruhige«, abgedunkelte, überwärmte Kinderzimmer zur tödli chen Falle werden. Dies ist auch der Grund dafür, warum gemeinsames Schlafen drastisch reduzierte SIDS-Risiken hat und warum das abendliche Fläschchen mit einer stärkehaltigen, sattmachenden Säuglingsmilch gerade nicht die Lösung ist.
Je tiefer Babys schlafen, desto weniger reagieren sie. In der aktiven REM-Schlafphase wird das Atmen stimuliert, während des ruhigen Schlafes ist die Gefahr eines Atemstillstands größer.
Von der Mutter im Schlaf lernen …
Schläft ein Baby bei seiner Mutter bzw. bei den Eltern, reagiert es im Schlaf auf ihre Bewegungen. Auf diese Weise durchläuft es eine Vielzahl von Änderungen in den Schlafstadien. Wenn es alleine schläft, sind diese sehr viel geringer. Dadurch übt es die Übergänge von einer Atmungsart zur anderen. Alleingelassen müssen Babys ohne das Üben und ohne äußere Signale und Stimulationen von ihrer Umgebung die Nacht überstehen. Die meisten Babys entwickeln die Fähigkeit, von einer Art der Atmung zur anderen zu wechseln, auch allein, aber für einige Kinder kann das schwieriger sein. Diese Kinder können von der elterlichen Atmung und den Bewegungen von Mutter und Vater profitieren. Vielleicht hat die Natur gerade das beabsichtigt, um sicherzustellen, dass Babys während der Nacht lernen, wie man schläft und atmet. Mittlerweile sind viele Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod bekannt. Klar wurde dadurch auch, warum es durch Änderung der Schlafsituation des Säuglings zu einem SIDS-Anstieg gekommen ist.
Von allgemeinem Interesse ist, dass SIDS in den ersten beiden Lebensmonaten eines Kindes kaum auftritt. In den ersten Lebenswochen schlafen Babys noch mit sehr viel REM-Schlaf (Traumschlaf - aktiver Schlaf), sie sind sehr leicht aus dem Schlaf zu holen und sollten eigentlich auch gar nicht tief schlafen. Der plötzliche Kindstod tritt verstärkt zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat auf, doch auch ältere Kinder (bis weit über einem Jahr) können noch betroffen sein. Der Grund: Vom dritten Monat an nimmt der REM-Schlaf ab und der ruhige Schlaf zu. Die Gefahr erhöht sich. Jetzt wird verständlich, warum alles, was das Kind leichter schlafen lässt, das Risiko von SIDS verringert. Es können auch einige Erkrankungen im Spiel sein (seltene Stoffwechselstörungen, seltene Herzrhythmusstörungen). Wenn mehrere Faktoren ungünstig zusammentreffen, kann es zu einem plötzlichen Kindstod kommen.
Schlafumgebung des Babys
Noch heute ist es in vielen Kulturen gang und gäbe, dass Eltern und Kinder zusammen in einem Bett schlafen. Die Folge: Das Phänomen SIDS tritt seltener oder gar nicht auf. In den USA schlafen, so ergaben Umfragen, rund 19 Prozent der Weißen, 59 Prozent der Schwarzen
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