Wie, du stillst nicht
morgens, wenn mein Mann ihn dann mal für kurze Zeit gehalten hat. Da ich damals schon einen zweieinhalbjährigen Sohn hatte, war das Tragetuch unsere Rettung, denn da muss ein Haushalt einfach irgendwie funktionieren, mittags mal eine warme Mahlzeit auf dem Tisch stehen … Da ich schon Erfahrungen mit dem Tragetuch mit meinem Großen hatte, habe ich das Baby sehr bald (schon mit zehn Tagen) auf den Rücken gebunden. So war er immer an meinem Körper, aber nicht immer auch körperlich zwischen mir und meinem Ältesten. Mir ist aufgefallen, dass er wohl auch einfach Probleme hatte, die äußeren Reize zu filtern, und sich rechtzeitig durch Schlafen zurückzuziehen. Das waren dann so Situationen, in denen er schrie, aber auch nicht trinken wollte. Wir sagten dann immer, er ist zu müde zum Trinken und zu hungrig zum Einschlafen. Da war das Tragetuch immer unsere Rettung. Ich habe ihn dann auf den Rücken gebunden, er ist innerhalb von ein bis zwei Minuten eingeschlafen und nach kurzer Zeit aufgewacht, war dann aber ruhig genug, um zu trinken. Es war zwar manchmal nicht einfach, ein schreiendes Baby ins Tragetuch einzubinden. In unserer Gesellschaft wird man da leider sehr komisch angeschaut - im Gegensatz zu einem schreienden Kind, das im Kinderwagen herumgeschoben wird, das ist gesellschaftlich irgendwie akzeptiert. Doch ich wusste, dass das Tragen etwas war, was uns da einfach aus dieser Kind-schreit-Mutter-fühlt-sich- hilflos-Spirale heraushalf.
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Ein gemeinsames Bett?
Etwa ein Drittel ihres Lebens schlafen Menschen. Wie sie schlafen und wo, ist abhängig von Kultur und Teil der Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Früher schliefen Babys und Kinder oft bei ihren Müttern bzw. bei beiden Eltern, denn ein Neugeborenes hatte nur dann eine echte Überlebenschance, wenn seine Mutter sich ihm rund um die Uhr intensiv widmete und jedes seiner Bedürfnisse wahrnahm. In der Dritten Welt leben heutzutage immer noch viele Menschen in Häusern oder Wohnungen, die nur einen einzigen Raum aufweisen. Hier spielt sich das gesamte Leben ab und hier wird auch gemeinsam geschlafen. Deshalb ist Co-Sleeping (Schlafen in einem Raum, nahe bei der Mutter) bzw. Bedding-in (Schlafen im selben Bett mit der Mutter) in vielen sogenannten Dritte-Welt-Ländern noch immer ganz selbstverständlich.
Forschungen zeigen, dass der Tastsinn neben dem Sehsinn für Affen- und Menschenkinder der wichtigste Sinn ist. Daher ist verständlich, dass ein Baby das angeborene Bedürfnis hat, ständigen Körperkontakt haben zu wollen und zu brauchen, auch nachts!
Auch der Vater spielt hier eine wesentliche Rolle, der durch das Co-Sleeping ebenfalls eine besonders intensive Bindung zu seinem Kind aufbauen kann, ohne dass von einer Beeinträchtigung der Sexualität des Paares die Rede sein muss. Das gemeinsame Schlafen mit dem Neugeborenen ist nicht nur natürlich, sondern minimiert auch vitale Risiken wie den plötzlichen Kindstod, vorausgesetzt, die Sicherheitsmaßnahmen werden eingehalten.
Bei Mama und Papa schlafen
Die Geburt eines neuen Familienmitglieds ist eine Zeit voller Freude, aber auch eine gewaltige Anstrengung für die Eltern, weil sie sich nicht wirklich darauf vorbereiten können. Meist haben sie völlig falsche Erwartungen. Während kein Mensch fragt, ob oder wie lange man heute schon mit seinem Kind gekuschelt hat, kommt mit hundertprozentiger Sicherheit regelmäßig die Frage, ob das Baby denn schon durchschlafen würde. Das kann Eltern unter enormen Druck setzen. Die Angst, etwas falsch zu machen und das Kind zu verwöhnen, trägt dazu bei, unsicher zu sein und lieber den Ratschlägen von Außenstehenden zu folgen als der eigenen Intuition. Die Angst, dass das Kind unselbstständig und abhängig bleibt, wenn es mit den Eltern zusammen schläft, geht ebenfalls um.
Weit verbreitet ist zudem die Meinung, dass das Ehebett in der Nacht für Kinder tabu ist, nicht nur der Eltern wegen, die in der Nacht ihre Ruhe und Intimität haben wollen, sondern auch, um die Selbstständigkeit der Kinder frühzeitig zu fördern. Doch wenn das Kind mehrmals in der Nacht vor Angst oder Hunger wach wird und die Eltern ständig aufstehen müssen, um es zu trösten oder zu füttern, sind sie bereits nach einigen Wochen sehr erschöpft und sehnen sich nach nichts mehr als nach einer ausgiebigen und langen Nachtruhe.
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Insofern ist es verständlich, dass die frühkindliche
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