Wie ein boser Traum
Freundin Misty war seltsam, aber auch das machte sie nicht zur Mörderin. Das Ganze ergab kein stimmiges Bild. Vor allem nicht die Idee, dass Ray Hale einen Mörder gedeckt haben sollte. Emily kannte Ray. Er war ein guter Kerl gewesen. Es gab einfach kein Motiv dafür, dass er Justine geschützt haben sollte. Und der Gedanke, dass Justine Heather ermordet hatte, nur um an Keith heranzukommen, war viel zu weit hergeholt. Er kam ihr weder realistisch noch logisch vor.
Aber realistisch und logisch war ja nichts an der ganzen Geschichte.
Clint gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Denk nicht drüber nach, Emily. Versuch ein wenig zu schlafen. Ich weck dich jede Stunde.«
Die Gehirnerschütterung. Er hatte Recht. Außerdem war sie so ungeheuer müde. Aber wenn er sie so oft aufweckte, bedeutete das, dass er keinen Schlaf finden würde.
»Wir sollten Caruthers übergehen und uns direkt ans Alabama Bureau of Investigations wenden. Oder vielleicht ans FBI.« Sie konnten an diesem Punkt schlicht nicht wissen, wem sie vertrauen konnten.
»Gute Idee. Aber jetzt schlaf; ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand wehtut.«
Sie glaubte ihm. Sie war überzeugt, dass sie, solange Clint Austin lebte, nichts zu fürchten hatte.
3.30 Uhr
Clint setzte sich auf.
Emily rührte sich nicht.
Wieder hörte er den dumpfen Laut. Etwas entfernt von dem, was früher mal sein Elternhaus gewesen war. Hier draußen trugen Geräusche weit, vor allem im Dunkeln.
Er rüttelte Emily an der Schulter, beugte sich vor und flüsterte: »Bleib liegen. Ich glaube, wir haben Besuch.«
Sie setzte sich auf. Packte ihn am Arm, als er aufstehen wollte. »Du kannst nicht allein da rausgehen.«
»Bleib einfach, wo du bist. Ich komm schon klar.« Er hob das Montiereisen, das er irgendwo gefunden hatte, und ging zur Vorderseite der Scheune.
»Pass auf dich auf«, flüsterte sie.
»Vielleicht ist es ja nur einer von Turners oder Bakers Freunden. Wenn du merkst, dass es Ärger gibt, ruf um Hilfe.«
Clint stahl sich aus der Scheune. Es hatte keinen Sinn zu warten, bis der Ärger nach ihnen suchte. Er ließ sich Zeit, dankbar, dass die Wolken sich nicht verzogen hatten. Der Wind hatte aufgefrischt, die ersten kleinen Regentropfen fielen. Endlich. Vielleicht würde sich dadurch alles ein wenig abkühlen.
Und ein wenig von der Hässlichkeit der vergangenen Tage fortspülen. Clint hielt sich im Schatten, bis er am Brunnenhaus ankam; dann ging er in die Hocke und wartete auf den Eindringling.
Zunächst hörte er nur leise Geräusche. Hin und wieder einen Schuh über den Kies gleiten. Noch einen leisen,
dumpfen Laut. Der Geräusch von Schritten auf Gras. Näher jetzt.
Irgendetwas schwappte.
Er neigte den Kopf und horchte.
Wieder schwappte irgendetwas, hin und wieder ein Schlurfen. Sein Puls reagierte.
Auf der Vorderseite des Wohnwagens, zur Straße hin.
Er beschloss zu handeln. Wenn er auf der Rückseite des Wohnwagens wartete, konnte er den Mistkerl festnageln, sowie er um die Ecke bog.
Clint bewegte sich schnell und kam gerade noch an der Rückseite des Wohnwagens rechtzeitig an, um sich mit dem Rücken flach dagegendrücken zu können, als das Schwappen um die Ecke kam. Er bereitete sich auf einen Kampf vor.
Er runzelte die Stirn, als ihm ein starker Geruch in die Nase stieg.
Benzin.
Heiliger Strohsack!
Er stieß sich von der Wand ab, bereit, das Montiereisen zu schwingen.
»Keine Bewegung!«
Er erstarrte. Ein Streichholz erhellte das Gesicht des Eindringlings.
Misty Briggs.
»Wenn du näher kommst, lass ich es fallen.« Misty schwenkte den Benzinkanister. »Ich schwör’s dir.«
Schweiß trat Clint auf die Stirn, als er es wagte, sich ihr einen Schritt zu nähern. Er hatte nichts zu verlieren. So, wie sie den Kanister und das Streichholz schwenkte, konnte es jede Sekunde zu einer Explosion kommen. »Du stirbst als Erste.«
»Solange du mit mir stirbst – alles andere spielt keine Rolle.«
Er stürzte sich auf sie, warf sich mit der Schulter gegen ihre Taille. Das Montiereisen entglitt ihm. Der Benzinkanister flog ihr aus der Hand, so dass der restliche Inhalt über seinen Oberkörper spritzte.
Flammen leckten um den Wohnwagen herum, breiteten sich aus. Das Streichholz hatte sein Ziel getroffen.
Clint wälzte sich, um die Flammen zu ersticken, die auf seinem Ärmel zuckten. Misty klammerte sich an ihn, kratzte ihn wie eine Wildkatze. Wieder wälzte er sich, diesmal um den Flammen zu entkommen, die an den Metallwänden des
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