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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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Rechenschaft ablegen müssen, aber selbst wenn er noch einmal Gelegenheit bekäme, er würde nichts anders machen. Wie sein Daddy immer gepredigt hatte: Tu, was du kannst.
    So unvollkommen er sein mochte, verglichen mit vielen anderen war er trotzdem ein verdammt guter Christ. Er hatte seine Frau geliebt, und sie hatte nie von seinen Liebschaften erfahren. Er spendete seiner Kirche und seiner Gemeinde, und zwar einen ordentlichen Batzen, aber wer war er denn, dass er darüber Buch führte?
    Seltsam, im der angenehmen Verschwommenheit des Alkohols spielte keiner seiner Erfolge im Leben eine Rolle.
    Sein Sohn war tot.
    Granville war soeben aus dem Rathaus nach Hause zurückgekehrt, wo er erfahren hatte, was Troy zu sagen hatte. Keith und Troy hatten sich getroffen, um über Austin zu sprechen. Keith war zusammengebrochen und hatte seinem Kumpel gegenüber zugegeben, dass er in jener Nacht mit einer anderen Frau zusammen gewesen war. Er hatte es geahnt. Ray Hale hatte Keith über zehn Jahre lang geschützt. Und jetzt waren Ray und auch Keith tot.
    Falls irgendetwas von dem, was Troy gesagt hatte, der
Wahrheit entsprach, dann war Granvilles Sohn in dem verdammten Steinbruch völlig durchgedreht. Troy hatte geschworen, Keith sei noch am Leben gewesen, als er wegging.
    Sicherlich hatte Keith nicht Selbstmord begangen. Allein der Gedanke war Granville unerträglich. Die Autopsie würde vermutlich sowieso nichts ergeben, so oder so, es sei denn, es hätte einen Kampf gegeben, bevor Keith in die Tiefe stürzte. Und selbst das brachte vielleicht keine Aufklärung, denn Keith und Troy hatten sich geprügelt, was ebenso die fremden Körpergewebepartikel erklären könnte, die unter den Nägeln von Granvilles Sohn gefunden worden waren. Granville musste der Tatsache ins Gesicht sehen, dass er möglicherweise nie erführe, was genau geschehen war. Er hätte alles für seinen Sohn getan; warum hatte der ihn nicht um Hilfe gebeten?
    Dann war da noch eine andere Frage, die wie Säure in ihm brannte. Drei Menschen, außer Granville, hatten gewusst, was tatsächlich in jener Nacht geschehen war, und zwei von ihnen waren tot. Vielleicht wollte Granville einfach nur glauben, dass mit dieser Gleichung irgendetwas nicht stimmte. Dass sein Sohn sich umgebracht hatte, diese Vorstellung war einfach undenkbar.
    Aber was sie wahrscheinlich machte, das war die Art, wie Ray umgekommen war. Ray war in seinem Pick-up verbrannt. Der Pick-up war zu alt, als dass er über Sicherheitsausstattung verfügte, die ihn vielleicht hätte überleben lassen. Die Polizei konnte es zwar noch nicht genau sagen, aber offenbar hatte Ray einen Schlag auf den Kopf bekommen, bevor er mit Benzin übergossen und angezündet worden war.
    Soweit Granville wusste, hatte Ray keine Feinde, die
ein Interesse daran hatten, ihn auf so grauenhafte Weise zu ermorden. Die Todesursache deutete – Caruthers hatte darauf hingewiesen – auf ein starkes emotionales Motiv hin. Es gab nur einen einzigen Vorfall in Rays vielen Berufsjahren, der eine so starke Emotion hätte auslösen können.
    Es würde ein Leichtes sein, den Mord an Granvilles Sohn wie auch den Mord an Ray Clint Austin in die Schuhe zu schieben, womit die ganze Sache erledigt wäre. Falls Austin die Wahrheit entdeckt hatte, besaß er ein starkes Motiv. Aber er besaß auch ein Alibi für beide Morde, was Granville in eine ziemliche Zwickmühle brachte, weil so nur ein anderer möglicher Kandidat übrig blieb.
    Granville hatte schon vermutet, dass sein Sohn hin und wieder eine Affäre hatte. Wie damals, als Violet zu ihm kam, voller Angst, dass ihr Mann sie betrog. Sie hatte ein Geschenk gefunden, das er – da war sie sicher – nicht für sie gekauft hatte. Schließlich war Violet keine Frau, die sexy Reizwäsche trug. Dann war da die Zeit vor der Geburt der Kinder, als Violet mit ihren Eltern nicht in der Stadt gewesen war und Keith weit nach Mitternacht nach Hause getorkelt kam, betrunken und mit dem roten Lippenstift einer anderen Frau auf dem unrasierten Kinn. Es hatte Granville erstaunt, seinen Sohn in jener Nacht vor seiner Tür stehen zu sehen – sternhagelvoll. Keith hatte sich selbst ausgeschlossen, und es war so kalt gewesen, dass er nicht im Wagen schlafen konnte, deshalb war er zu seinem Vater nach Hause gewankt.
    Sicher, Granville hatte sich nicht an der Whiskyfahne seines Sohns gestört. Ein Mann hatte das Recht, sich
hin und wieder zu betrinken. Das half, Stress abzubauen, brachte ihn auf den Boden

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