Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
Vom Netzwerk:
Angefangen bei Ray Hall und später vielleicht sogar von Clint Austin. Warum eigentlich nicht?
    Zuerst musste sie sich um die schwierige Lage ihres Vaters kümmern. Zugegebenermaßen konnte sie, sosehr sie sich auch bemühte, zwei Dinge nicht trennen: den Gedanken, dass ihr Vater ein altes Geheimnis mit sich herumtrug, das auch Fairgate betraf, und die Tatsache, dass Clint Austins Alibi von Fairgate abgehangen hatte. Es durfte da einfach keine Verbindung geben. Das wäre Wahnsinn.
    Emily setzte sich auf die Sofakante und wartete. Warum war sie damals überhaupt dorthin gegangen? Sie hatte gewusst, dass Clint in jener Nacht in dem Zimmer war. Er war über und über mit Heathers Blut besudelt. Er konnte nicht unschuldig sein.
    Die Haustür öffnete sich.

    Emily sprang vom Sofa auf.
    »Hallo, Liebes.« Ihre Mutter fächelte sich Luft zu, als sie die Tür hinter sich schloss. »Oje, es ist vielleicht heiß heute früh.«
    Emilys Herz klopfte laut. »Wo ist Dad?«
    Ihre Mutter setzte sich auf den Stuhl im Flur und zog sich die Sportschuhe aus. »Er hatte heute Morgen einen Termin. Am Nachmittag ist er wieder da.«
    Er ging Emily aus dem Weg.
    Fairgate hatte ihm bestimmt von ihrem Besuch erzählt.
    »Wo ist er denn hingegangen?«, fragte Emily, obwohl sie wusste, dass ihre Enttäuschung unsinnig war. »Ich muss mit ihm sprechen. Wieso hat er heute Morgen einen Termin? Geht er mir aus dem Weg?«
    Das hatte sie eigentlich nicht sagen wollen. Ihre Mutter machte ein fassungsloses Gesicht und wirkte ganz entsetzt.
    »Emily, hör dir bitte mal selbst zu! Dein Vater hatte keine Ahnung, dass du mit ihm sprechen willst.« Carol streifte sich die Schuhe von den Füßen und stand auf. »Also, was ist los, Liebes?«
    Sie hatte überreagiert. Aber diese Sache war wichtig. Fairgate war jemand, der nicht mit sich spaßen ließ. Eine ganz neue Angst traf sie wie eine Keule. Und wenn ihr Vater jetzt bei Fairgate war?
    »Was geht da zwischen Daddy und Sidney Fairgate vor?«
    Langsam fasste sie sich wieder. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Emily. Geht es dir auch wirklich gut?«
    Soeben hatte ihre Mutter sie belogen.
    Emily verstummte innerlich.

    »Wo um alles in der Welt hast du so was gehört?«
    Da war ein Sprung – ein winziger Riss in der sonst stets perfekten Fassade ihrer Mutter. Dahinter kam Unsicherheit zum Vorschein.
    Emilys Kehle war wie zugeschnürt. »Ich habe es von dir und Dad gehört.«
    »Hm.« Ihre Mutter blickte beiseite. »Das musst du mit deinem Vater besprechen. Ich … kann dir da nicht weiterhelfen.« Sie nahm ihre Schuhe und ging weg.
    Emily strich mit den Händen über ihren Rock, ihr Atem ging stoßweise. Dieses Schweigen war schlimmer, als wenn ihre Mutter sie angeschrien hätte, weil sie gelauscht hatte.
    Sie nahm ihre Handtasche und Schlüssel und verließ das Haus. Sie musste nachdenken. Sie musste hier raus.
    Das war das Einzige, was sie wirklich gut konnte: weglaufen.
     
     
    16.30 Uhr
     
    Sie hatte in ihrem Leben viele Dummheiten gemacht.
    Aber was sie jetzt vorhatte, war möglicherweise die größte.
    Emily hatte in der Bücherei Zuflucht gesucht und den größten Teil des Tages damit verbracht, eine Liste von allem zu erstellen, was ihr im Zusammenhang mit dem Mord an Heather unklar war, sowie aller Ereignisse, die dem Mord vorausgegangen waren. Sie hatte der Liste einen passenden Namen gegeben: »Geheimnisse und Lügen.«
    Wider Erwarten war sie nach der Konfrontation mit
ihrer Mutter nicht in Panik geraten. Die andauernde Beschäftigung mit der Liste hatte ihr dabei geholfen. Sie hatte jeden einzelnen Zeitungsartikel, den sie in der Bücherei finden konnte, gelesen, um ihr Gedächtnis aufzufrischen.
    Nichts von all dem, was sie zu wissen glaubte, ergab noch einen Sinn. Die Vergangenheit war vollkommen durcheinander geraten, so dass die Stücke nicht mehr so wie früher zueinander passten. Fairgate und ihr Vater. Fairgate und Austin. Ihre Freundinnen, die nicht wollten, dass sie erfuhr, was sie wirklich dachten.
    Zwar war viel Zeit vergangen und vieles hatte sich verändert, eines aber war wie immer: Clint Austin beharrte auf seiner Unschuld. Und darauf, dass er ein Alibi hatte.
    Doch das konnte nicht stimmen. Emily hatte jene Nacht wieder und wieder in Gedanken durchgespielt. Sie versuchte, sich so genau wie möglich an das Gerichtsverfahren zu erinnern. Sie war zu jener Zeit weiß Gott nicht immer ganz da gewesen. Der Moment, der ihr am lebhaftesten in Erinnerung war, war Austins Aussage.

Weitere Kostenlose Bücher