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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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wirklich gestimmt hat. Dass er unschuldig ist. Ist das nicht der lächerlichste Blödsinn, den du je gehört hast?«
    »Die hat doch einen Dachschaden«, sagte Marvin. »Alle wissen, was Austin getan hat.« Er blickte Emily forschend an. »Stimmt das nicht? Ich meine, du warst doch da. Wenn irgendwer es weiß, dann du.«
    Sie nickte.
    »Es ist eine verdammte Schande, dass sie ihn entlassen haben. Seine Rückkehr macht den Leuten Angst. Es führt dazu, dass sie im Nachhinein Dinge anzweifeln, von denen sie doch wissen, dass sie wahr sind.« Er taxierte
Emily mit eisigem Blick. »Aber doch nicht bei dir, Em, oder? Du wirst doch im Nachhinein nicht an der Wahrheit zweifeln?«
    »Nein«, log sie. Jedenfalls zum Teil. »Es ist nur so, dass …« Sie schluckte. Wenn nur ihre Kehle nicht so trocken gewesen wäre! »Du glaubst nicht, dass Keith Heather etwas angetan hätte, oder?«
    Dieses Mal starrte Marv sie nur an. Er war fassungslos. Dann klappte sein Visier herunter. »Nie im Leben! Er liebte sie viel zu sehr. Wie kannst du nur so etwas fragen?«
    Sie zuckte unbeholfen mit der Schulter. »Ich weiß nicht … irgendetwas stimmt einfach nicht.«
    »Nichts stimmt«, insistierte Marv. »Nicht, solange Austin als freier Mann herumläuft.«
    »Ja, richtig.«
    Einige Sekunden lang war die Spannung zwischen ihnen förmlich mit Händen zu greifen.
    »Wir sehen uns doch Samstagabend, oder?«, wagte Marv sich schließlich vor.
    Violets Party. Die Einladungen waren bereits herausgegangen. Violet war am Ball, wie üblich.
    »Ich freu mich drauf.« Noch eine Lüge. Ihre Lügen in den letzten vierundzwanzig Stunden waren fast nicht mehr zu zählen.
    »Na ja, ich muss dann mal los.« Marv lachte halbherzig. »Muss noch zur Bank, bevor sie schließt.«
    »Danke, Marv.«
    Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Immer dran denken, was ich gesagt habe, Em. Halt dir ja diesen Verbrecher vom Leib.«
    Marvin Cook stieg aus ihrem Auto, ging hinüber zu
seinem großen Pick-up mit den riesigen Rädern und fuhr davon.
    Emily saß da und fragte sich, warum sie auf einmal so ein Ziehen in der Magengegend spürte. Ein Ziehen, in dem sich die Wut und der Schmerz über die Vergangenheit mit einem neuen, schleichenden Gefühl von Zweifel und Verwirrung verbanden, das sie enorm durcheinanderbrachte. Die ganze Zeit über war sie sich so sicher gewesen. Konnte es sein, dass sie nur gesehen hatte, was sie hatte sehen wollen?
     
     
    16.50 Uhr
     
    Clint war nicht so lange geblieben, dass er mitbekommen konnte, was Emily und Marvin Cook getan hatten. Vielleicht hätte er es tun sollen, aber allein zu sehen, wie der Kerl sie umarmte, hatte ihn so wütend gemacht, dass er lieber abgehauen war. Was wieder einmal bewies, dass er völlig fertig war.
    Es war Freitag. Er hatte einen Vorschuss auf seinen Wochenlohn erhalten, der brannte, wie seine Mutter gesagt hätte, ein Loch in seine Tasche. Es war ein eigenartiges Gefühl, Geld zu haben. Und noch eigenartiger fühlte es sich an, ins Piggly Wiggly zu gehen, um es auszugeben.
    Anscheinend hatte die ganze Stadt dieselbe Idee. Der Parkplatz war gerammelt voll. So ungefähr die einzigen Dinge, für deren Kauf er sich jemals Zeit genommen hatte, waren Kleidung, ab und an ein Geschenk für seine Mutter und Bier. Es würde das erste Mal sein, dass er Lebensmittel einkaufte.

    Nachdem er sich einen Einkaufswagen geschnappt hatte, nahm er sich im Supermarkt etwas Zeit, die ersten Gänge entlangzugehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass die Auswahl früher so riesig gewesen war. Das Angebot verwirrte ihn ein wenig und schüchterte ihn ein. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Im Gefängnis hatte er sich gegen Kerle behauptet, die doppelt so schwer waren wie er – kaltblütige Killer -, und jetzt wusste er nicht, welche von den Dutzend verschiedenen Marmeladen und Gelees er nehmen sollte.
    Er ging weiter, sah sich die verschiedenen Brotsorten in den Regalen eingehend an. Weißbrot, Weizenbrot, Weizenbrot mit Honig. Er gab auf und griff nach einem Laib Weißbrot. Ray hatte Clints Vorratsschrank mit Konservendosen und Dauerlebensmitteln gefüllt. Eigentlich brauchte er nur Zutaten für Sandwiches. Schinken, Fleischwurst, Käse. Und Milch. Vielleicht noch ein paar Eier und Speck.
    Andere Kunden gingen an ihm vorbei. Die, die ihn erkannten, schauten ihn kurz an und gingen dann ganz schnell weiter. Er tat so, als würde er es gar nicht bemerken, und konzentrierte sich ganz darauf, alle verfügbaren Käsesorten zu sichten.

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