Wie ein boser Traum
er nicht einmal den Schläger weggeworfen hatte. Er schlenderte, Schläger in der Hand, auf Ray zu. »Wir haben nach ihm gerufen, aber er hatte so viel Schiss, dass er nicht rausgekommen ist.«
»Wolltest du was, Medford?«
Alle blickten in Clints Richtung, der jetzt auf die Gruppe zuschritt.
Troy holte nach ihm aus.
Clint trat zur Seite und wich dem Fausthieb knapp aus.
»Gehen wir, Troy.«
Ray streckte die Hand nach ihm aus, aber Troy wollte noch nicht gehen. Wieder ging er auf Clint los. Wie ein Verteidiger beim Football, der einen Touchdown verhindern wollte, warf Troy sich mit der Schulter voran gegen Clints Körper. Beide gingen zu Boden.
Clint schüttelte Troy ab und stand auf. Ray und einer seiner Männer legten dem widersetzlichen kleinen Mistkerl Handschellen an; er hätte sich sonst erneut auf Clint gestürzt.
»Dich krieg ich noch«, drohte Troy. »Das ist ein Versprechen.«
Clint blickte Troy an und sagte sich, dass sein Mitgefühl an diesen Typ verschwendet war. »Mach was Sinnvolles«, schlug Clint vor – in einem so drohenden Tonfall, dass Bakers Kumpel zurückwichen. »Frag doch mal einen von deinen so genannten Freunden nach ihren Alibis in jener Nacht.«
Baker wollte wieder auf Clint losgehen. Der ihm einen rechten Haken mitten ins Gesicht verpasste.
»Das ist genug!« Ray sah Troy wütend an, der sich die blutende Nase hielt und wilde Flüche ausstieß. »Mehr als genug«, sagte Ray zu Clint.
Drei weitere Wagen kamen auf der Straße mit quietschenden Bremsen zum Stehen, lenkten die Aufmerksamkeit aller auf sich.
»Keith!«
Violet Manning-Turner kam herbeigelaufen, dichtauf gefolgt von Justine Mallory.
»Alles in Ordnung mit dir?« Violet stellte sich neben Turner. Er sagte etwas zu ihr, was Clint nicht hören konnte.
»Am besten, wir gehen alle nach Hause«, sagte Ray. »Bis auf euch vier.« Er blickte zu Baker, Turner, Medford und Woods. »Ihr kommt mit mir.«
»Ray!«, rief Violet, sichtlich unzufrieden mit der Entscheidung des Chiefs. Ray blieb dabei. Justine Mallory schaute Clint lange abschätzend an, dann drehte sie sich um und folgte den anderen.
Clint atmete tief aus. Die Luft roch nach den verkohlten Resten seines Zuhauses. Sein Blick verharrte auf der schwarzen Ruine, auf die das Licht des Dreiviertelmondes fiel.
Er hatte alles verloren, aber er war noch immer nicht hinter die Wahrheit gekommen. Wie Psycho-Sid gesagt hatte: Die ganze Stadt würde sich freuen, wenn er, Clint, tot wäre. Vielleicht hat Ray Recht, dachte er niedergeschlagen, vielleicht waren seine ganzen Anstrengungen ja wirklich völlig sinnlos. Aber er hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet, er konnte jetzt nicht einfach aufhören.
Geschrei. Er sah rüber zu den Streifenwagen. Troy Baker pöbelte schon wieder herum. Seine Freunde unterstützten ihn, ließen auch Bemerkungen fallen. Etwas über eine Verräterin. » Das Miststück. «
Er erstarrte.
Noch ein Wagen war eingetroffen.
Emily.
Baker und seine Kumpel schrien sie an.
Eine irre Wut ergriff ihn, und er stürzte sich mitten ins Getümmel.
Ray hatte Baker und Woods endlich in einen der Streifenwagen verfrachtet. Turner und Medford wurden in den anderen gescheucht. Nicht schnell genug, denn Medford konnte sich losreißen und Emily anpöbeln.
»Du kriegst auch noch, was du verdienst«, warnte er sie. »Wart nur ab …«
Clint packte Medford an der Schulter und riss ihn herum, versetzte ihm einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht, worauf der Typ wie ein Sack Scheiße, der er ja auch war, in sich zusammensackte.
Ray hielt Clint fest, während Medford in den Streifenwagen gezerrt wurde. »Reg dich ab«, sagte er zu Clint.
Der riss sich los. »Beim nächsten Mal«, drohte er, »werd ich nicht mehr so freundlich sein.«
Er drehte sich wieder zu Emily um. Sie hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Sie stand am Rande des Grundstücks, am Ende der Zufahrt, die Arme schützend um die Taille geschlungen. Sie wirkte verloren.
Die Übrigen der Gruppe, die größer war, als Clint wahrgenommen hatte, wurden zurück zu ihren Fahrzeugen gebracht. Verdammt, jeder von denen sah aus, als wäre er von irgendeiner schicken Party gekommen. Genau betrachtet, waren Baker und seine Freunde genauso angezogen.
Violet blieb ein, zwei Schritte vor Emily stehen, neben sich Justine Mallory. »Du solltest dich was schämen, Emily«, warf Violet ihr vor. »Sieh mal, was du angestellt hast.«
Justine führte sie weg, zu einem der Autos, die an der
Straße
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