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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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konnte, und schloss die Tür. Er hatte ihre Reisetasche dabei. Brachte er ihr ihre Sachen, damit sie keinen Grund hatte, nach Hause zurückzukehren?
    »Ich dachte mir, du könntest die hier brauchen.« Er stellte die Tasche auf den Stuhl am Fenster.
    Sie brachte ein bemühtes Nicken zustande. »Danke.«
    Er war für den Gottesdienst gekleidet, trug die marineblaue Hose, ein frisch gebügeltes Hemd und die gestreifte Krawatte, die mit Sicherheit ihre Mutter ausgesucht hatte. Ed Wallace hatte nun wirklich keinen Sinn für Farben.
    »Ray hat mich heute Morgen angerufen und mir erzählt, was letzte Nacht passiert ist.«
    Emily zuckte innerlich zusammen. Nachdem Troy sie direkt vor ihrem Elternhaus angeschrien hatte, musste es ihren Vater hart angehen, dass auch Ray sich über sie beschwerte. Sie hatte es wieder einmal getan – ihren Eltern Kummer bereitet.
    Ihr Vater machte eine hilflose Geste, so, als wüsste er nicht, wie er fortfahren sollte. »Nachdem Ray uns erzählt hat, dass du in das brennende Haus gelaufen bist, haben deine Mutter und ich …«
    »Dad, es tut mir wirklich leid …«

    Er legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Lass mich ausreden. Ich habe das alles schon zu lange aufgeschoben, weil ich dich nicht wieder verletzen wollte.«
    Er wirkte so niedergeschlagen, dass sie am liebsten geweint hätte. Sie hatte ihren Eltern so viel Kummer gemacht; aber ganz gleich, was ihr Vater getan hatte, er hatte sie dadurch nur schützen wollen.
    »Es war Homer Jenkins. Er hat mir damals Fairgate empfohlen.«
    Endlich rückte ihr Vater also mit der Wahrheit heraus, aber trotzdem war Emily nicht erleichtert. Vielmehr war ihr bang zumute. Sie wollte ihn bitten, sich doch zu setzen, aber sie traute sich nicht, weil er sonst vielleicht nicht weiter so offen mit ihr gesprochen hätte.
    »Ich war in jenem Jahr in Schwierigkeiten geraten«, redete er weiter. Er schien jene Zeit wieder heraufzubeschwören, die Ereignisse, die zu seiner Entscheidung geführt hatten. »Wir hätten alles verloren. Ich konnte nur eins tun: mich an Fairgate wenden. Deshalb habe ich Homers Rat angenommen.«
    Homer, ein geschiedener, gutmütiger Mann um die fünfzig, war damals der Nachbar zu Emilys Schlafzimmerseite hin im Haus in der Ivy Lane. Es war sein Auto, das Clint in jener Nacht hatte stehlen sollen.
    Emily hasste es, dass ihr Vater diese furchtbare Zeit wieder durchleben musste, aber sie musste es wissen: Dieses schreckliche Geheimnis war schon zu lange begraben gewesen.
    »Fairgate hat mir das Geld geliehen. Damals war ich so froh darüber, dass ein Mann wie er keine Gegenleistung dafür verlangte. Für uns war es nur wichtig, das Haus eine Weile länger behalten zu können.

    Als die Zeit kam, ihm den Kredit zurückzuzahlen, war die Summe viermal so hoch. Ich konnte ihm nicht alles zurückzahlen … nicht einmal, als die Firma viel Gewinn machte. Ich hatte das Geld einfach nicht. Da bin ich … an jenem Tag … zu ihm gegangen.«
    Emily merkte, dass sie unsicher wurde; ihr Vater schien zu bestätigen, was Sid Fairgate ihr berichtet hatte. Was hatten ihre Eltern getan?
    »Ich konnte die Hälfte des Geldes aufbringen. Fairgate hat es entgegengenommen und mir dann mitgeteilt, was er tun würde, wenn er die andere Hälfte nicht binnen einer Woche bekäme.« Emilys Vater starrte zu Boden. »Einer von seinen Ganoven hat ihn zur Tür seines Büros gerufen, hat gesagt, die Sache könne nicht warten. Ich habe mich nicht vom Fleck gerührt. Dazu hatte ich zu viel Angst. Mir war klar, wozu Fairgate und seine Leute fähig waren. Also saß ich nur da. Er ging zur Tür hinter mir und führte ein kurzes Gespräch.«
    Emily wappnete sich. Sie ahnte, was ihr Vater gleich sagen würde, wusste aber nicht, ob sie es ertragen könnte.
    »Ich habe mich nicht umgedreht, aber ich habe gehört, wie er sich mit Austin unterhalten hat. Er hat Austin gesagt, er solle in dieser Nacht Homers Auto stehlen.«
    Sie wollte ihren Vater trösten, fand aber einfach nicht die richtigen Worte.
    »Nach dem … Mord … war ich so am Boden zerstört, dass ich nicht mehr an das Gespräch gedacht habe. Fairgate und meine Probleme mit ihm spielten in meinen Gedanken gar keine Rolle mehr. Nachdem die Polizei in jener Nacht gegangen war, sind zwei von seinen Schlägern zu uns nach Hause gekommen, während du mit deiner Mutter im Krankenhaus warst. Ich hatte selbst auch
dorthin gehen wollen. Deine Großeltern hatten deinen Bruder abgeholt.« Er warf Emily einen flüchtigen

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