Wie ein dunkler Fluch
Gerichtsmediziner wartete am Straßenrand. McBride, Grace und Pierce kamen an und parkten dahinter.
Agent Arnold stand in der Eingangstür von Martin Finchers Häuschen. »Das hier müssen Sie sich angucken«, sagte er zu McBride. »Ich wollte niemanden reinlassen, bevor Sie es nicht gesehen haben.«
»Gute Arbeit, Arnold«, bestätigte McBride. Jede Veränderung in der Umgebung des Verdächtigen konnte die Beurteilung der Fahnder oder Profiler verändern.
Nachdem sie sich Handschuhe angezogen und Schuhschützer übergestreift hatten, folgten sie Arnold ins Haus. Das Haus war sauber und aufgeräumt, die letzte Renovierung lag schon etwas zurück, die Möbel waren etwas älter, alles aber ansonsten in makellosem Zustand. Auf dem Tisch stand ein Foto von Fincher, seiner Frau
und seinem Sohn. Fincher trug eine dunkle Hornbrille, genau wie Horace Jackson gesagt hatte.
»Zuerst«, sagte Agent Arnold, »müssen Sie sich dieses Büro ansehen.« Arnold führte sie durchs Wohnzimmer und einen engen Flur entlang zur ersten Tür auf der linken Seite. Das Büro war nicht größer als drei mal dreieinhalb Meter, aber jeder Quadratzentimeter der Wand, von der Decke bis zum Boden, war mit Zeitungsausschnitten beklebt. Die meisten handelten von McBride.
»Hier ist etwas über Trenton.« Arnold zeigte auf einen der Artikel. »Katherine Jones.« Er zeigte auf einen anderen und blickte zu McBride. »Hier ist ein ganzseitiger Artikel über Byrne, und Worth wird auch erwähnt.«
Grace kam näher heran und begann zu lesen.
»Sagen Sie mir ganz kurz, was da steht«, sagte McBride zu Arnold. »Ich habe einen ganz engen Zeitkorridor.« Die Anspannung stieg mit jeder verstreichenden Minute. Es fiel ihm immer schwerer, ruhig und konzentriert zu bleiben.
»Vor sechs Jahren«, begann Arnold, »verschwand Martin Finchers Sohn plötzlich. Agent Worth hatte die Leitung des Falls. Vier Tage darauf wurde die Leiche des Jungen zusammen mit der eines anderen männlichen Jugendlichen gefunden, der eine Woche zuvor in Jefferson verschwunden war. Die Jungen wurde auf einer Baustelle gefunden.«
»Einer Baustelle von Byrne« , vermutete McBride.
Arnold nickte. »Stimmt.«
»Und was hat das Ganze mit Katherine Jones zu tun?«, fragte Grace und hörte auf zu lesen.
»Sie arbeitete an dem Abend, als der Junge von Fincher verschwand, in der Elektroabteilung bei Wal-Mart.«
Die Blicke von Grace und McBride trafen einander. »Sie hat die Entführung nicht bemerkt, das machte sie in Finchers Augen schuldig. Sie war einfach unaufmerksam .«
Das vermutete McBride auch. »Und was ist mit Trenton?« An der Wand klebten etliche Schlagzeilen über ihn.
»O ja«, sagte Arnold. »Pratt rief an, während Sie unterwegs waren. Er ist auf Ihrem Handy nicht durchgekommen«, sagte er zu Grace. »Er hat mit Trentons Büroleiterin gesprochen, die seinen Dienstplan durchgesehen hat. Trenton hat die Operation von Mrs. Fincher an einen seiner Kollegen abgegeben, weil am selben Tag der Name von Tipper Winfrey auf der Liste für eine Herztransplantation erschienen war. Die Büroleiterin erinnerte Pratt daran, dass die Operation bereits vor zwei Jahren stattgefunden hatte und dass, sollte es damit ein Problem gegeben haben, das Büro des Arztes jedenfalls nichts davon erfahren hat.«
»Senatorin Tipper Winfrey?«, fragte Grace, um ganz sicher zu sein.
Arnold nickte bestätigend. »Genau die.«
»Wo ist Finchers Frau?« McBride wusste, worauf das hinauslief.
»Und jetzt das hier«, sagte Arnold, der in seinem Stolz, mehr zu wissen als alle anderen, noch größer wirkte. »Das ist wirklich gruselig. Kommen Sie hier entlang.«
Er ging voran zu einem Schlafzimmer, das weiter hinten auf der rechten Seite des Flurs lag. Eine Frau in
einem Flanellnachthemd lag im Bett. Da sie bei all der Unruhe nicht aufgewacht war, musste sie schwere Medikamente eingenommen haben.
McBride näherte sich vorsichtig dem Bett.
»Keine Sorge«, rief Arnold ihm nach. »Sie ist tot.«
McBride sah sich die Leiche genauer an. Sie war in außerordentlich gutem Zustand – wenn die Frau denn tatsächlich seit zwei Jahren tot sein sollte. Ein Dutzend verschreibungspflichtiger Medikamente stand auf dem Tisch neben ihr. Transplantationspatienten benötigen sehr viele Medikamente. Immunsuppressiva, Blutverdünner. Er kannte nicht alle Bezeichnungen, aber das musste er auch nicht. Das Bild war eindeutig.
»Mumifiziert?«, fragte Grace, als sie an seine Seite trat.
»Sieht aus, als wäre sie mit
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