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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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sagte McBride und drückte die Zigarette aus. »Darauf können Sie stolz sein, Grace.«
    »Es gab Zeiten …« Sollte sie das wirklich tun? Die Seelenklempner, die Fahnder, sie alle hatten ihr gesagt, dass ihre Seele ihr hinsichtlich der Stimme des zweiten Mannes einen Streich spielte. Dass sie einen Menschen – auch wenn es sich um einen Psychopathen gehandelt hatte – auf eine so abscheuliche Weise getötet hatte, dass sie die andere Stimme erfinden musste. »Ich war mir sicher, dass es zwei Männer waren. Zwei unterschiedliche, verschiedene Stimmen. Aber die Beweise deuteten darauf hin, dass es nur einen Täter gab, und ich habe ihn getötet.«
    McBride dachte einen Moment über das nach, was sie soeben preisgegeben hatte. »Haben Sie Angst, dass der mit der zweiten Stimme immer noch frei herumläuft? Blicken Sie sich um über die Schulter, wenn Sie über einen dunklen Parkplatz gehen?«
    Die Antwort lautete ja. Sosehr sie sich auch vorspielte, es nicht zu tun. »Ja.« Sie holte tief Luft. »Ich glaube, wenn ich mich länger damit beschäftige, bekomme ich
immer noch etwas Angst. Vielleicht habe ich mich deshalb in der Anonymität sicherer gefühlt.«
    Er sah sie forschend aus seinen blauen Augen an, die ihr direkt in die Seele blickten. »Also sind Sie ein Mensch, Vivian Grace. Wenn Sie irgend etwas anderes fühlen würden, wären Sie es nicht.«
    Das stimmte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hatte sie das Gefühl, dass jemand sie verstand.
    »Danke, McBride. Sie sind nicht annähernd so oberflächlich, wie ich ursprünglich dachte.«
    »Ich nehme das als Kompliment.« Er trat vom Geländer weg und reckte sich. »Nehmen Sie noch einen Whisky, Grace.« Er roch an seinem Hemd. »Ich muss mich duschen.«
    Sie sah ihn ins Zimmer gehen, das Lächeln auf ihren Lippen wurde breiter. Sie kannte ihn zwar erst seit vier Tagen, aber sie hatte die Oberfläche dieses vielschichtigen Mannes schon ein wenig durchbrochen, der sich hinter der gleichgültigen Fassade verbarg. Und was sie dahinter gefunden hatte, gefiel ihr … sehr sogar.
    Vielleicht sollte sie noch einen Whisky trinken. Dann konnte sie einige Stunden wie eine Tote schlafen und danach wieder ins Büro gehen. Eines war klar: So wie bisher – versteckt vor der Vergangenheit -, konnte sie ihr Leben nicht weiterführen. Es war an der Zeit, den Dingen ins Auge zu sehen. Wenn irgendeiner ihrer Kollegen Ärger machen sollte, würde sie dem schon den Kopf zurechtsetzen.
    Kaum hatte sie die Kappe einer weiteren Miniflasche abgeschraubt, als ihr Handy vibrierte. Es lag auf dem Tisch neben dem Bett. McBrides Telefon zitterte auf dem Tisch.

    Sie blickte kurz auf das Display, bevor sie den Anruf annahm. Agent Davis.
    Sie klappte das Handy auf und antwortete. »Grace.«
    Kommen Sie sofort zum Dienst.
    Vivian sah auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Ihr Puls reagierte unmittelbar auf die Anspannung, die in Davis’ Stimme lag. »Es ist doch erst halb zwei.« Sie und McBride sollten nach dem Dienstplan erst um vier Uhr erscheinen. »Was ist los?«
    Davis erzählte ihr, dass er versucht habe, Worth zu Hause anzurufen, und nur seine Frau erreicht habe. Worth war nicht nach Hause gekommen und hatte Anrufe auf seinem Handy nicht angenommen. Aber das Seltsamste war, dass sein Auto in seiner Auffahrt stand.
    Die neueste E-Mail des Treuen Fans scrollte vor ihrem inneren Auge und stoppte an einer bestimmten Stelle: »… dieses ist eine Lektion, die Ihnen bestimmt ganz genauso gut gefallen wird wie mir.«
    Woher wusste der Treue Fan, dass Worth und McBride einander nicht besonders mochten? Es konnte doch nicht wahr sein, dass der Mistkerl sie aus einer solchen Nähe beobachtete.
    »Ich rufe Pierce an«, sagte sie zu Davis. »McBride und ich treffen uns mit ihm und fahren in seine Richtung.«
    Vivian klappte ihr Handy zu. Mein Gott! Wenn dieser Drecksack an Worth herangekommen war … dann war niemand mehr sicher.

    2.00 Uhr
1000 Eighteenth Street
    McBride fuhr den Wagen, weil Grace nach dem einen Schluck Whisky lieber nicht fahren wollte. Pierce folgte ihnen. Falls er mehr wusste als sie, so hatte er es ihnen jedenfalls nicht gesagt.
    Als hätte die Presse gewittert, dass Ärger in der Luft lag, war die Menschenmenge vor der Außenstelle um ein Vielfaches gewachsen.
    Sie liefen ins Gebäude und rannten die Treppe hoch, so dass sich keine Gelegenheit für irgendwelche Gespräche ergab. Das war McBride sehr recht. Er hatte Pierce nichts zu sagen. Dasselbe galt für Grace,

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