Wie ein dunkler Fluch
bin.«
Das konnte doch nicht sein, was er da sagte … unmöglich. Das hätte sie doch bemerkt. »Sie wollten mich weghaben … weil Sie sich in mich verliebt hatten?«
»Es tut mir leid, Grace. Ich wollte nicht, dass Sie die Wahrheit jemals erfahren, aber ich konnte Sie doch nicht weiter glauben lassen, dass es an Ihren Fähigkeiten läge. Sie sind ein verdammt guter Agent. Ich bin stolz darauf, wie gut Sie sind.«
Damit konnte sie im Moment nun gar nicht umgehen.
»Ich muss weg.«
McBride brauchte sie jetzt.
Sie würden beide ihr Bestes geben müssen, diesen Dreckskerl Martin Fincher hinter Schloss und Riegel zu bringen.
25
9.15 Uhr
McBride hatte versagt.
Martin saß in dem alten Chevrolet seines Nachbarn, der sich nie die Mühe machte, die Klapperkiste abzuschließen.
Er konnte nicht nach Hause fahren.
Die Polizei war dort.
Deidre.
Sein Herz verkrampfte sich vor Schmerz.
Wenn die sie anfassten …
McBride war schuld.
Wie hatte McBride ihn so im Stich lassen können?
Martin richtete den Blick auf sein Haus, aus dem eine Rollbahre zur Vordertür hinausgeschoben wurde.
Auf der Rollbahre war ein langer Sack festgeschnallt.
Ein Leichensack.
Deidre!
Großer Gott, die nahmen sie mit.
Nein!
Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus, zögerte aber.
Wenn er sich jetzt zu erkennen gäbe, würden die auch ihn mitnehmen.
Martin zog die Hand zurück.
Er würde warten.
Deidre würde ihn brauchen. Aber er konnte ihr nicht helfen, wenn sie in Haft war.
Der Leitende Special Agent Worth war tot.
Das machte Martin zum Mörder.
Mörder.
Die jähe Erkenntnis bohrte sich in ihn wie eine Messerklinge. Das durfte er nicht zulassen.
Sein Held hatte ihn im Stich gelassen. Hatte Deidre im Stich gelassen. Und Daniel.
Wie hatte das passieren können?
McBride machte nie einen Fehler. Niemals.
Oder doch?
War er schuld gewesen am Tod von Kevin Braden? Martin hatte McBride seine Version der Geschichte immer abgenommen, genauso wie Deidre. Immer. Auch dieser Fernsehbeitrag von Nadine Goodman schien darauf hinzudeuten … aber sie war ein schlechter Mensch. Wieso sollte er ihr glauben?
Konnte es sein, dass er sich so sehr geirrt hatte?
Sicher, McBride hatte die ersten drei Aufgaben bravourös gelöst, aber sie waren ja auch einfach gewesen. Martin hatte ihm viel Zeit gelassen. Und dann, bei der ersten einigermaßen schwierigen Aufgabe, die er ihm stellte, versagte McBride.
Worth ist tot.
All die Jahre hatte Martin diesen Mann gehasst. Hatte ihm so viele Male Böses gewünscht, weil er sich geweigert hatte, McBride zu dem Fall hinzuziehen, damals, als Daniel spurlos verschwunden war.
Jetzt war er tot. Er hatte für seine Sünden gebüßt. Die Buße getan, die er brauchte.
Aber jetzt war Martin der Sünder... das Blut eines Menschen klebte an seinen Händen.
Und schuld an allem war McBride. Wäre er gut genug gewesen, hätte er nicht versagt.
Das Trinken und Rauchen und der Sex. McBride hatte sich den Sünden des Fleisches hingegeben, und jetzt war er ein Nichts.
Er war kein Held.
Deidre.
Deidre würde ja so enttäuscht sein. Nie würde sie in Frieden ruhen.
Sie alle hatten Daniel im Stich gelassen.
Wenn Katherine Jones ihre Abteilung richtig überwacht hätte, wäre Daniel niemals von diesem Teufel entführt worden. Wenn Allan Byrne nicht die vielen illegalen Einwanderer eingestellt hätte, die die Bauplätze nicht richtig absicherten, wäre Daniel niemals dorthin verschleppt und so brutal ermordet worden. Wenn Worth nur zugehört hätte, als Martin ihn darum bat, McBride zu der Suche nach seinem Sohn hinzuziehen, wäre Daniel eventuell rechtzeitig gefunden worden. Martin und Deidre hatten alles über McBride gewusst.
Aber dann war er den Sünden des Alkohols und dergleichen verfallen. Er war der Allerbeste gewesen. Sie hatten alle seinen Fall verfolgt. Als ihr Junge vermisst wurde, hatten sie gewusst, dass sie diesen Mann hinzuziehen mussten … aber Worth hatte ihre Bitte abgelehnt, und dann war es zu spät gewesen.
Daniel war tot.
Und wenn Dr. Trenton nicht so arrogant gewesen wäre, seine reichen, einflussreichen Patienten nicht den ganz normalen vorgezogen hätte, wäre Deidre niemals in der ersten Nacht zu Hause nach der Operation im Schlaf gestorben.
Martin sah zu, wie der Rettungswagen mit seiner Frau davonfuhr.
Nun war er ganz allein. Er würde nie ihr Held sein.
Und schuld war Ryan McBride.
Martin setzte die Brille ab, zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte jedes
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