Wie ein dunkler Fluch
würde Fincher finden. Er sollte damit nicht durchkommen.
Der Security-Mitarbeiter am Tor zu ihrem geschützten Viertel winkte sie durch. Sie fuhr die kurze Strecke bis zu ihrem Haus. Ein Streifenwagen der Polizei parkte bereits davor. Sie bog in die Nebenstraße ein und fuhr in Richtung Garage. Drückte den Knopf der Fernbedienung, das Garagentor öffnete sich.
Jedes Stadthaus verfügte über eine Garage, die sich unter der Terrasse befand, von der aus man über den Sicherheitszaun hinweg auf den Wald blickte. Ihr ausladender Geländewagen passte so gerade eben hinein, aber sie war bereits sehr geübt darin. Sie stellte die Automatik auf Parken und schaltete den Motor aus. Dann drückte sie erneut auf den Knopf, und das Tor schloss sich.
Sie wollte aussteigen, aber plötzlich erschien ihr jede Bewegung wie eine unüberwindliche Aufgabe.
Etwas essen würde helfen. Vielleicht sollte sie sich etwas liefern lassen. Die Unordnung auf den Wandregalen direkt vor ihr brachte sie zu der Überlegung, wann sie hier zum letzten Mal saubergemacht hatte. Eines von den Dingen, die ihr sonst nie auffielen.
Es gab vieles, was sie ignorierte. Ihre Eltern. Ihr Privatleben. Es war leichter, sich auf Beruf und Karriere zu konzentrieren. Nicht so kompliziert. Nicht so schmerzlich.
Und im Nu konnte alles verschwunden sein. Einfach so … sie schnippte mental mit dem Finger … aus und vorbei. Wie zum Beweis blitzte die Resignation in
Worths Gesichtszügen vor ihrem inneren Auge auf, als er in die Tiefe stürzte.
Sie zwinkerte das Bild weg. »Ich glaube, ich bestelle uns etwas beim Chinesen.«
»Ich kann chinesisches Essen nicht ausstehen.«
»Und was ist mit japanisch?«
»Dito.«
Ja was denn nun? »Pizza?«
»Steht mir heute Abend nicht der Appetit nach.«
Gut, er wollte nerven. Sie wandte den Kopf so, dass sie ihn direkt ansah. »Wonach steht Ihnen denn der Appetit?« Sie musste sich wenigstens bemühen, das Gespräch in Gang zu halten.
»Was machen wir eigentlich hier, Grace?« Er richtete einen seiner musternden Blicke auf sie. »Ich glaube nämlich, hier geht es gar nicht ums Essen.«
Plötzlich war sie enttäuscht. Natürlich ging es ums Essen. »Wir müssen bei Kräften bleiben. Vorbereitet sein …«
Sie blickte beiseite und spürte das Gewicht der Enttäuschung und der Müdigkeit. »Wie sonst sollen wir Fincher schnappen?«
»Was wollen Sie von mir, Grace?« McBride gab einen Ton von sich, der wohl ein Lachen sein sollte. Es klang weder angenehm noch lustig. »Ich habe Ihnen doch gesagt: Die Legende ist tot. Mausetot. «
Wut verdrängte die Enttäuschung. »Sie sind ein Arschloch, McBride.« Es stimmte: Die Legende war tatsächlich tot. Aber, bei Gott, er war alles, was sie hatte.
»Das sollte Sie nicht wundern, Grace. Von einem Kerl, der Sie in einer öffentlichen Toilette vögelt, können Sie nicht mehr erwarten.«
Als wäre das Wiederauftauchen seiner düsteren Einstellung ein Stichwort, löschte der Zeitgeber das Garagenlicht, so dass sie in völlige Dunkelheit gehüllt waren.
Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus und öffnete den Mund, um McBride zu sagen, wohin er sich seine klugscheißerische Art stecken konnte, da ging ihr etwas auf. Während sie McBride in den vergangenen fünf Tagen bei der Arbeit zugesehen hatte, hatte sie etwas über ihn gelernt. Er war gar nicht der Arsch, den er anderen vorspielte. Seine »Leck mich«-Haltung diente der Selbsterhaltung. Er wollte Distanz wahren. Wollte alle glauben machen, dass er nie wieder diese Legende sein konnte. Auf diese Weise konnte er niemanden verletzen.
Zu spät.
Sie war bereits verletzt.
Agent Worth war tot, und drei Menschen, darunter ein Kind, waren terrorisiert worden.
Sie brauchte diese verdammte Legende nicht, und sie würde sich auch nicht mit einem Nein zufriedengeben.
»Sie werden jetzt etwas essen, McBride. Und dann werden Sie etwas Schlaf nachholen, Sie haben nämlich eine Arbeit zu erledigen. Wenn Sie es nicht schaffen, der Mann zu sein, der Sie einmal waren, dann tun Sie so, als wären Sie’s.«
Er griff ihr ins Haar und gab ihr einen festen Kuss. Sie krallte die Hände in sein Hemd und erwiderte den Kuss ebenso ungestüm.
Ohne den Lippenkontakt zu unterbrechen, zog er sie näher an sich. Ungelenk kletterte sie über die Mittelkonsole.
Sie schlang die Beine um ihn und griff in sein seidiges Haar. Sie liebte sein Haar … die breiten Schultern … die schmale Taille … alles an ihm, jeden verdammten Zentimeter.
Er packte
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