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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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zu installieren. Ihr früherer Informant dort hatte sich vor ein paar Monaten pensionieren lassen und war nach Neuengland fortgezogen. Es war Zeit, eine neue Beziehung aufzubauen.
    »Du kennst doch diesen …«, Nadine schürzte die Lippen und versuchte sich an seinen Namen zu erinnern, »… diesen netten, gut aussehenden Herrn, mit dem ich dich an dem Abend gesehen habe.« Sie musste den Namen des Clubs nicht erwähnen. Es handelte sich um die
Art von Etablissement, das man nicht vergaß. Manche nannten es Sodom und Gomorrha. »Du erinnerst dich bestimmt an ihn, Thomas.«
    Seine Lippen zuckten; am liebsten hätte er unzweideutige Details preisgegeben. Nadine wusste, wie gern er von seinen Eroberungen erzählte, aber er liebte dieses Gefühl der Macht – dass sie darum bettelte, mehr zu erfahren.
    »Ich kann’s versuchen. Ich kann dir zwar nichts versprechen, aber ich probier’s mal. Er und ich … na ja, wir haben uns seit dem Abend nicht mehr getroffen.«
    Nadine sah auf die Uhranzeige auf ihrem Handy. Sie hatte live vom Friedhof berichtet und damit die regulären Nachrichten unterbrochen. Später wollte sie noch einen kurzen Beitrag für die 22-Uhr-Nachrichten schneiden. Dafür musste sie möglichst schnell zurück in den Sender. Aber sie konnte noch eine Viertelstunde warten, lange genug, um ihren Wein auszutrinken und den Deal mit Thomas zu besiegeln.
    Sie beugte sich vor, und dann verdrängte ihr mieser Charakter ihre guten Manieren. »Erinnere ihn daran, was ihr beide in dieser Zeit geteilt habt. Ich bin überzeugt, er wird dir alles erzählen, um es unter dem Teppich zu halten.« Man brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, was an jenem Abend ablief nach dem intensiven Techtelmechtel, das sie unterbrochen hatte. Thomas hatte einen unersättlichen sexuellen Appetit. Er liebte Männer, die noch einen Fuß in der Welt der Heterosexuellen hatten. Er verschlang sie wie Godiva-Pralinen.
    Ein frecher Ausdruck trat in Thomas’ Augen. »Vielleicht wird es nicht so weit kommen, aber ich rede mit
ihm.« Er schwenkte den Wein in seinem Glas. »Aber vielleicht kann ich ja etwas aus ihm herauskitzeln.«
    Nadine nahm wieder ihr Glas zur Hand. »Ich weiß, du hast da deine Möglichkeiten. Ich vertraue dir, du schaffst es schon.« Sie trank einen Schluck und kostete den Merlot. »Das wird eine ganz große Story, Thomas. Ich fühle es.«

7
    1000 Eighteenth Street
22.20 Uhr
     
    Er hätte sich ein Double zulegen sollen, solange es ihm noch möglich gewesen war.
    McBride hasste es zu warten. Worth hatte ihn angerufen, verlangt, dass er und Grace zu ihm kämen, und sie dann eine Viertelstunde in seinem Büro warten lassen.
    Eine neue E-Mail ist eingetroffen.
    Die Sache war also noch längst nicht ausgestanden. Murphy’s Gesetz, à la McBride: Nichts ist jemals einfach. Eigentlich hätte er es bei seiner Ermittlungsarbeit bewenden lassen müssen. Kommen, tun, was er konnte, und dann verschwinden.
    Er betrachtete Grace aus dem Augenwinkel, anstatt sie direkt anzuschauen. Augenkontakt hätte zu einem Gespräch geführt, und im Moment hatte er keine Lust zu reden. Er war sich relativ sicher, dass sie nicht mehr darüber wusste als er. Sie hockte auf der Kante des anderen
unbequemen Designerstuhls, der vor Worths Schreibtisch stand, und sah so schlecht aus, wie er sich fühlte. Was allerdings kaum möglich war. Es musste schon sehr weit mit einem bergab gegangen sein, um das hier zu fühlen. Es erforderte geradezu Geschick, so tief zu stürzen.
    Die Tür ging auf, und Worth stürmte herein. Seine Haltung war starr wie die eines Generals. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie beide habe warten lassen.« Er ging um den ausladenden Mahagonischreibtisch herum, warf eine Aktenmappe auf die polierte Tischplatte und legte die Hände auf den Tisch – als bereitete er sich auf einen Krieg vor. »Ich komme soeben aus einer Telekonferenz mit Quantico.«
    Dass er sich bei diesen Sätzen auf McBride konzentrierte, deutete darauf hin, dass das hier für ihn nicht gut ausgehen würde. Die Vorstellung, dass irgendeine Agentenkanone, die er früher einmal angeleitet hatte, ihm sagte, was er tun sollte, rangierte ungefähr auf der Ebene von Glasscherbenpinkeln.
    »Da wir noch kein zweites Opfer haben«, fuhr Worth in seinem gebieterischem Ton fort, »und noch immer darauf warten, dass die Forensiker uns irgendwelche Beweismittel vom Tatort liefern, kann Quantico nicht viel tun, um bei der Erstellung eines Täterprofils zu helfen.«
    Typisch.

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