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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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zu finden, das hatte ihm ebenso viel bedeutet wie ihr. Es gab viel mehr vom ehemaligen Special Agent in diesem Kerl, als sie sehen sollte – vielleicht sogar mehr, als er selbst ahnte.
    Was aber nichts daran änderte, dass das Bureau seine Beteiligung an diesem Fall mit Argwohn betrachtete.
    Mit Mühe wandte sie den Blick von ihm ab und schaute in das luxuriöse Foyer. Ihre Eltern hatten ihr eine aufwändige Abschiedsparty in dem Ballsaal geschenkt, kurz bevor sie von zu Hause fortgezogen und aufs College gegangen war. Diesen Abend würde sie nie vergessen. Umgeben von ihren Freunden und nur Monate vor ihrem
achtzehnten Geburtstag. Ihr Leben war perfekt gewesen und voller Träume für die Zukunft.
    Kaum einen Monat darauf hatte es sich für immer verändert und sie auf eine ganz andere Reise geschickt als die, mit der sie gerechnet hatte.
    Die Stimme des Hotelangestellten riss sie aus ihren Erinnerungen. »Tut mir leid. Ich war in Gedanken.«
    »Ihre Kreditkarte bitte«, wiederholte er.
    Vivian schüttelte die quälenden Erinnerungen ab und suchte in ihrer Handtasche nach der Kreditkarte, die das Bureau für sie ausgestellt hatte. Nachdem die Karte durch das Lesegerät gezogen worden war, der Angestellte ihr die Zimmernummer genannt und den Schlüssel gegeben hatte, dankte sie ihm und gesellte sich wieder McBride zu.
    »Brauchen Sie etwas Zeit, um sich frisch zu machen, oder möchten Sie gleich mit mir essen?«
    Obwohl sie die vergangenen acht Stunden mit diesem Mann verbracht hatte – auf die Wirkung seiner durchdringenden blauen Augen war sie nicht vorbereitet. Hier zu stehen, in dieser Umgebung, neben ihm, mit dem Schlüssel zu seinem Zimmer in der Hand, war ihr plötzlich zu viel. Sie war müde.
    »Wenn Sie mir die Wahl lassen, entscheide ich mich dafür, erst einmal einen Drink zu nehmen.«
    Weil er am Morgen keinen Tropfen angerührt hatte, hatte sie seine schlechte Angewohnheit fast vergessen. »Also erst ins Restaurant.«
    Er ließ sie vorangehen, aber nicht, wie man vermuten konnte, weil er sich in dem Hotel nicht auskannte. Sie wusste es besser: Er betrachtete sie bloß gern von hinten. Sie würde ihr Lieblings-Miles-Davis-Album darauf
wetten, dass er sie mit seinen anzüglichen Blicken und Bemerkungen auf Distanz halten wollte. Wahrscheinlich machte er das mit vielen Leuten so. Aber sie sollte ihm nicht zu viel Vertrauen schenken, wie Worth gesagt hatte.
    Vivian wählte einen Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes aus, in einer dunklen Ecke. Wenn McBride halb so erschöpft war wie sie, und das war er mit Sicherheit, würde sie keine Anregungen von außen benötigen.
    Nicht, dass in seiner Nähe irgendwelche Anregungen erforderlich waren.
    Sie ließ die Handtasche auf einen Stuhl fallen. »Ich muss telefonieren. Wenn der Kellner kommt, bestellen Sie mir bitte ein Club-Sandwich, das ich sehr empfehle, und ein Glas Weißwein.« Sie ließ McBride keine Chance für Fragen, schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch zu den Toiletten und spürte dabei seinen Blick. Wenn sie sich umdrehte, würde sie nur zögern. Aber das wollte sie nicht.
    In der Damentoilette stand sie vor dem Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Der ganze Fall kam ihr seltsam vor. Schon beim Lesen der ersten E-Mail des Treuen Fans hatte sie geahnt, dass da irgendetwas nicht stimmte, merkwürdig war, was auch immer. Worth hatte ihre Besorgnis abgetan. Auf dem Friedhof hatte sie ihm nochmals gesagt, wie sich ihrer Einschätzung nach der Fall darstellte. Es ergab einfach keinen Sinn.
    Doch nichts von dem, was sie gesagt hatte, hatte ihn dazu bewegt, den Fall logisch zu betrachten – logisch aus ihrer Sicht. Ihrer Meinung nach ging es bei der Entführung nicht um Alyssa Byrne oder ihren Vater. Dafür
waren die Hinweise zu simpel gewesen. Der Tatort lag praktisch um die Ecke. Kein Lösegeld. Keine Verletzungen. Worth hatte nichts davon hören wollen. Er war zu intelligent, als dass er die Ungereimtheiten übersah. Schaffer, Davis, Pratt – sie alle sahen dasselbe, ob sie es sagten oder nicht.
    Deshalb deutete alles in eine Richtung – auf McBride; Vivian war fest davon überzeugt. Oh, Worth hatte ihr beigepflichtet, dass viele Elemente in dem Fall auf McBride verwiesen, aber er neigte zu der Auffassung, dass dieser die ganze Sache irgendwie inszeniert hatte. Er wollte, dass McBride die nächsten zwölf bis achtzehn Stunden in der Stadt blieb, damit er Zeit hatte, diese Möglichkeit näher zu erkunden. Und damit Andrew

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