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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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stellen würde, und sah direkt in seine blauen Augen. »Wir müssen zurück ins Büro.«
    Das Glas, das er angehoben hatte, um noch einen Schluck zu trinken, verharrte auf halbem Weg zu seinem Mund. »Irgendein besonderer Grund?«
    Er fragte, als wäre es ihm völlig schnuppe, aber ihr entging keinesfalls diese Spur Neugier und der ganz leichte Hauch Unsicherheit in seiner Stimme.
    »Eine neue E-Mail ist eingetroffen.«

6
    20.30 Uhr
Hotel Tutwiler
The Pub
     
    »Ich will wissen, wer er ist.« Nadine Goodman verfolgte das leise Gespräch zwischen Special Agent Vivian Grace und dem unbekannten Mann, der mit ihr an einem Tisch auf der anderen Seite des Restaurants zu Abend aß. Nadine kannte alle Agenten, die in der Außenstelle des FBI in Birmingham beschäftigt waren. Aber diesen Mann – sie betrachtete ihn genauer über die Schulter ihres Begleiters hinweg – kannte sie nicht.
    »Er könnte von einer anderen Dienststelle sein«, meinte Thomas Jacobs, einer von Nadines wenigen Vertrauten. »Aus Montgomery oder Huntsville vielleicht.«
    Nadine schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist kein FBI-Mann. Dafür ist er nicht gut genug gekleidet.« Sie trank einen Schluck Wein und warf ihrem attraktiven Gegenüber einen verschwörerischen Blick zu. »Vielleicht haben die Byrnes ja einen privaten Ermittler engagiert.«
    »Kann sein«, pflichtete Thomas ihr bei, »aber deine Theorie erklärt noch lange nicht, warum er mit einer Anfängerin einen trinken geht. Warum nicht mit Worth oder einem der erfahrenen Agenten?«
    »Stimmt.« Das Argument zog, was den Mann noch geheimnisvoller machte. Nadine hatte noch nie direkt mit Agent Vivian Grace zu tun gehabt; aber danach zu schließen, was sie gesehen hatte, war sie eher eine, die
rasch zur Sache kam. Das romantische Dinner passte nicht zu ihr.
    Nadine war Grace noch nicht offiziell vorgestellt worden, aber wie jeder bei den Strafverfolgungsbehörden in Jefferson County kannte Grace Nadine. Diese war nach ihrem Bericht über die Rettung von Alyssa Byrne für WKRT direkt hierher ins Hotel gefahren und hatte sich rasch ein bisschen verkleidet – sie hatte die langen schwarzen Haare, ihre Erkennungsmarke, zusammengesteckt und sich einen farbenfrohen Schal über ihre goldfarbene Jacke gelegt. Es wäre unangenehm, wenn Agent Grace sie erkennen würde. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme hatte sie ihren Freund Thomas um Unterstützung gebeten. Er bewohnte ein Loft in der Innenstadt und hatte es geschafft, im Hotel einzutreffen, bevor Grace für ihren Begleiter ein Zimmer gebucht hatte.
    Ein anderer von Nadines Kontaktleuten, der in der Funkzentrale von Magic-City-Taxis arbeitete, hatte ihr den Tipp gegeben, dass die beiden Agenten von der 17. Straße zum Hotel fuhren. Sie hatte am Friedhof alles Nötige mitbekommen und war Grace und dem fremden Herrn gefolgt. Nadines Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln, als sie daran dachte, dass sie den Begriff »fremder Herr« ziemlich weit gefasst hatte: Er sah eher aus wie jemand, der es faustdick hinter den Ohren hatte.
    Sie musste unbedingt wissen, wer er war. Am besten, während die Geschichte noch heiß war. Sie sah ihren Komplizen an. »Du musst das für mich herausfinden, Thomas.«
    Thomas seufzte. »Du liebe Güte. Hätte ich mir ja denken können.«

    Nadine stellte das Stielglas auf den Tisch und umfasste seine Hand. »Du weißt, ich bitte dich selten um einen Gefallen. Aber hier geht etwas vor. Ich fühle es. Die Sache ist noch nicht gegessen …« Sie suchte nach einer vernünftigen Erklärung für ihr Gespür, konnte es aber nicht näher erläutern. »Ja, das Mädchen wurde gerettet, laut allen Berichten unverletzt, aber es gibt da noch mehr.« Wieder betrachtete sie den Fremden. »Sehr viel mehr.«
    »Wieso glaubst du, dass ich zum FBI Kontakte habe?«, gab Thomas zurück, aber sein Blick verriet ihn.
    Thomas mochte einen Schwanz haben, aber seine Art zu denken war ebenso weiblich und intuitiv wie die ihre. Die Räder drehten sich schon in seinem hübschen blonden Köpfchen.
    Ehe Nadine das Gespräch fortsetzen konnte, erhielt Grace einen Anruf auf ihrem Handy. Daraufhin verließen sie und ihr Gast das Restaurant, ohne ausgetrunken zu haben, das Essen unangerührt. Nadine überlegte, ob sie ihnen folgen sollte, aber sie musste sich keine Sorgen machen. Wenn etwas Großes vor sich ging, würde ihr Kontaktmann bei der Polizei von Birmingham sie darüber informieren. Außerdem stand sie kurz davor, beim Bureau einen Kontakt

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