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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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Leibe zu halten.
    Als sie zum dritten Mal anklopfen wollte, ging die Tür auf. Und da stand er, den Türrahmen ausfüllend, halb nackt und zu ihrer Überraschung halb rasiert.
    »Kommen Sie herein.« Seine von Zigaretten und Whisky raue Stimme erklang tief aus der Brust.
    Was sie ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte. Sie hielt ihm die Einkaufstüte hin. »Ich habe Ihnen ein paar Sachen zum Anziehen gekauft. Ich hoffe, die Größe stimmt.« Sie betrachtete die Rasiercreme an seinem Kinn. »Auch Toilettenartikel.«
    Er hielt den Rasierer hoch. »Vom Zimmerservice. Ist schon erstaunlich, was die einem alles besorgen.« Mit der freien Hand nahm er ihr die Tüte ab. »Möchten Sie nicht eintreten?«
    Vivian nickte, wenngleich etwas steif, und betrat das Zimmer. Eher würde sie sterben, als ihn zu fragen, was der Zimmerservice außer dem Rasierzeug noch geliefert hatte. Der Geruch nach Seife erfüllte die Luft; aber es war das zerwühlte Bett, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Die Tür schloss sich hinter ihr; sie erschrak. Fang jetzt nicht wieder so an . Schon den ganzen Morgen über hatte sie Angst vor diesem Augenblick gehabt. Lächerlich,
wie sie auf McBrides maskuline Ausstrahlung reagierte. Davis, Pratt oder Aldridge, die hätten dieses Problem nicht. Der Gedanke stärkte ihre Entschlossenheit und verlieh ihr den Mut, McBride anzusehen. Wie gestern trug er eine Jeans, hatte sie aber nicht ganz zugeknöpft – als wollte er sich als männliches Model für ein Foto-Shooting vorstellen. Er wirkte verdammt fit für jemanden, der zu viel trank, rauchte, wenngleich das politisch nicht mehr korrekt war und er auf die vierzig zuging.
    »Ich rasiere mich nur kurz zu Ende.« Er verschwand im Bad.
    Sie entspannte sich und sah sich im Zimmer um. Auf dem Tisch stand ein Zimmerservice-Tablett. Neugierig geworden, nahm sie die silberne Kaffeekanne in die Hand. Er hatte also Kaffee getrunken. Gut. Sie entdeckte keinen Hinweis darauf, dass er etwas gegessen hatte. Das musste sie ändern. Dann trat sie näher ans Bett und nahm den Notizblock auf dem Nachttisch in die Hand. Er hatte mehrere Namen niedergeschrieben und die meisten wieder durchgestrichen. Tatverdächtige? Eine Zahl, 41, war unter die Namen gesetzt und eingekreist. Danach musste sie ihn fragen. Die einzige Verbindung, die ihr sofort einfiel, war der Zeitrahmen, den der Treue Fan im Fall von Alyssa vorgegeben hatte.
    Dass McBride gestern Abend gearbeitet hatte, selbst wenn er die Bar aufgesucht oder sich ein paar Drinks aufs Zimmer bestellt haben sollte, war ein gutes Zeichen. Hoffen wir, dass wir die Sache hinter uns bringen, ohne es zu bereuen .
    Noch etwas, worüber sie sich gestern Nacht Sorgen gemacht hatte. Aber ihr vorübergehender Partner machte
heute Morgen einen muntereren Eindruck und schien sofort loslegen zu wollen. Vielleicht würde das Ganze doch nicht so schwierig werden, wie sie befürchtete.
    Rechne mit dem Besten, mach dich auf das Schlimmste gefasst , hatte ihr Vater immer gesagt. Erschien ihr jetzt als ein guter Rat.
    »Sie haben gut eingekauft, Grace.«
    McBride kam mit langen Schritten ins Zimmer zurück. Er trug die Jeans und das marineblaue Buttondown-Hemd. Beides passte perfekt. Gut, dass sie in dem Geschäft einen Kunden mit ungefähr der gleichen Körpergröße wie McBride gefunden hatte.
    Er murmelte irgendetwas Zustimmendes und weckte damit ihr allzu auffälliges Interesse an seinem spöttischen Mund und seinem glatt rasierten Kinn. Das Frische, Saubere stand ihm überraschend gut. Wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, musste sie allerdings zugeben, dass er in fast jeder Verfassung ein bisschen zu gut aussah. Sein mitunter ironisch-unverschämtes Grinsen hätte ihr klarmachen müssen, dass Ärger im Anmarsch war, aber es war ihr entgangen, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, die Details dieser aufgepeppten Version einer ehemaligen Legende zu studieren.
    »Nur eine Frage.« Er stellte sich direkt neben sie, so nahe, dass sie das sportliche Aftershave roch, das sie für ihn gekauft hatte, und nahm ihr den Notizblock aus der Hand. »Woher wussten Sie eigentlich, dass ich keine Sportslips trage?«
    Da beging sie den ersten Fehler an diesem Tag; sie sah direkt in seine verführerischen Augen. Die Ironie, die darin funkelte, war viel zu faszinierend, viel zu anziehend. Woher kam dieses Aufblitzen von echtem Charme?

    »Ich habe auf dem Fußboden in Ihrer Wohnung eine Boxershorts gesehen.« Ihre leichte Atemlosigkeit bewies aufs Neue,

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