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Wie ein dunkler Fluch

Wie ein dunkler Fluch

Titel: Wie ein dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Webb
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für die Fahrt bequem.
    Es war nicht weit. Nur ein paar Kilometer und dieser eine wöchentliche Zwischenstopp. Der Donnerstagabend war etwas Besonderes. Jeden Donnerstagabend hielt sie nämlich auf dem Nachhauseweg an dem kleinen Supermarkt an. Man hätte das merkwürdig finden können, denn sie war ja gerade erst von Wal-Mart losgefahren, wo die Waren mit Sicherheit günstiger waren. Aber Katherine hatte ihre Gründe. Ihre Kolleginnen sollten nicht erfahren, dass sie jeden Donnerstagabend Wein kaufte. Freitag und Sonntag waren ihre freien Tage. Sonntags ging sie in die Kirche, aber freitags schlief sie aus. Eine Flasche Wein sorgte am Donnerstagabend dafür, dass sie zur Ruhe kam. Sie träumte weder von dem Ehemann, den sie verloren hatte, noch von den mangelnden Chancen in ihrem Leben. Noch von dem einen Fehler, der sie bis zum Ende ihres Lebens verfolgen würde.
    Sie hielt vor dem kleinen Supermarkt. Martin fuhr weiter, auf direktem Weg zu ihrem Häuschen im Ranchstil, und parkte gegenüber, wobei er darauf achtete, nicht im Schein der einzigen funktionierenden Straßenlaterne in der Straße zu parken.
    Einige Minuten darauf traf Katherine ein und stellte den Wagen in die Garage. Augenblicke später ging das Licht im Wohnzimmer an.

    Die Flasche Wein, das wusste er von früheren Observationen, war in einer hübschen braunen Tüte versteckt, damit niemand sie entdeckte. Mrs. Jones war ja so achtsam. Schade nur, dass sie hinsichtlich der Sicherheit ihres Hauses nicht ebenso umsichtig war. Keine verstärkten Schlösser, keine Alarmanlage. Nichts, was Einbrüche verhindern konnte. Was ihm mehr als alles andere verriet, dass sie glaubte, unsichtbar geworden zu sein, dass die Welt sie vergessen hatte. Vielleicht aber wollte sie ja vergessen werden, damit sie umgekehrt vergessen konnte.
    Ein, zwei Stunden später würde sie tief und fest schlafen, und eine neue, aufregende Episode in ihrem Leben würde beginnen.
    Katherine Jones würde große Angst bekommen. Er bedauerte, dass dieser Teil notwendig war. Ihre Angst würde sie von ihrer Sünde reinwaschen. Aber sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Special Agent Ryan McBride versagte nie. Er war ein wahrer Held. Er würde sie retten.
    Martin kannte nämlich die Wahrheit über das, was vor drei Jahren geschehen war. Er würde allen zeigen, wie sehr sie sich geirrt hatten, damit sie endlich begriffen, welch schweren Fehler sie begangen hatten. Diese Ratten .
    McBride würde seinen rechtmäßigen Platz wieder einnehmen, und Martins geliebte Deidre wäre so stolz. Sie war am Boden zerstört gewesen darüber, wie das FBI McBride behandelt hatte. Martin würde das Unrecht wiedergutmachen … und sie wäre endlich wieder glücklich.
    Eines Tages, wenn er und sein Held die Gelegenheit hätten, einander zu treffen, würde McBride ihm vielleicht
danken. Stolz wallte in ihm auf. Ja, das würde ihm sehr gut gefallen.
    Er lebte für diesen Tag. Der bald käme. Sehr bald.

9
    Freitag, 8. September, 8.45 Uhr
Hotel Tutwiler
     
    Vivian hielt die Einkaufstüte in der Linken und klopfte mit der Rechten an die Tür von McBrides Hotelzimmer. Sie reckte die Schulter und machte sich darauf gefasst, ihm gegenüberzutreten.
    Als eine hinreichend lange Zeit verstrichen war, klopfte sie nochmals an. Sie hoffte, dass er den vergangenen Abend nicht bis zur Schließung in der Hotelbar verbracht hatte. Wenn er noch verkatert im Bett läge, würde Worth das als ihr Versagen betrachten.
    Nur konnte sie McBride ja nicht rund um die Uhr sieben Tage in der Woche im Auge behalten, ohne dass sie mit ihm in einem Bett schlief. Sie spürte, ungebetenerund verdammt unwillkommenerweise, eine gewisse Erregung. Dass er sie auf dieser Ebene ansprach, und zwar trotz ihrer Entschlossenheit, es nicht zuzulassen, machte sie unheimlich wütend.
    Gestern Nacht hatte sie sich um ihn gesorgt und Alpträume gehabt, so dass sie kaum ein Auge zubekam. McBride, die Ratten oder der Friedhof – oder eine Kombination von allen dreien – hatten ihre Nachtruhe ruiniert. Hatten sie verletzlich gemacht.

    In den vergangenen fünf Jahren hatte sie keinen von diesen gottvergessenen Träumen gehabt. Bei der Erinnerung daran – an die geflüsterten Stimmen, die Dunkelheit – lief es ihr kalt den Rücken hinunter.
    Normalerweise hielten die Beruhigungsmittel die Alpträume von ihr fern; aber die Tabletten jetzt wieder einzunehmen kam nicht in Frage. Und anders als McBride lehnte sie es ab, sich die Dämonen mittels Alkohol vom

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